• Home
  • /
  • Meldungen
  • /
  • Rezessionswahrscheinlichkeit weiterhin im roten Bereich

17.08.2023

Rezessionswahrscheinlichkeit weiterhin im roten Bereich

Für den Zeitraum von August bis Ende Oktober weist der IMK-Konjunkturindikator eine Rezessionswahrscheinlichkeit von 71,5 % aus.

Beitrag mit Bild

©interstid/fotolia.com

Die Wahrscheinlichkeit, dass die deutsche Wirtschaft in den kommenden drei Monaten eine Rezession durchläuft, ist in den letzten Wochen zwar leicht gesunken, aber weiterhin so hoch, dass der IMK-Konjunkturindikator wie im Juli „rot“ anzeigt. Das Frühwarninstrument des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung bündelt die neuesten verfügbaren Daten zu den wichtigsten wirtschaftlichen Kenngrößen. Für den Zeitraum von August bis Ende Oktober weist der Indikator eine Rezessionswahrscheinlichkeit von 71,5 % aus, nachdem sie im Juli für die folgenden drei Monate 78,5 % betrug. Auch der neue Wert liegt über der Grenze, ab der der nach dem Ampelsystem arbeitende Indikator eine akute Rezessionsgefahr („rot“) markiert. Zusätzlich ist die statistische Streuung gestiegen, in der sich die Verunsicherung der Wirtschaftsakteure ausdrückt.

Gegenwinde bremsen deutsche Konjunktur

„Nach wie vor bremsen verschiedene Gegenwinde die deutsche Konjunktur. Der private Verbrauch wird durch die weiter hohe, wenn auch inzwischen rückläufige, Inflation beeinträchtigt. Unternehmensinvestitionen und Wohnungsbautätigkeit leiden unter höheren Finanzierungskosten, Preisen und Unsicherheit über die wirtschaftliche Entwicklung. Besonders ausgeprägt ist die konjunkturelle Schwäche bei der Produktion energieintensiver Industriezweige, was sich in der seit der Corona-Krise nur seitwärts verlaufenden Produktion des gesamten Produzierenden Gewerbes bemerkbar macht“, beschreibt IMK-Konjunkturexperte Dr. Thomas Theobald das aktuelle Bild. Hinzu kommt, dass Stimmungsindikatoren wie der ifo-Geschäftsklimaindex zuletzt weiter gesunken sind.

Zwar gab es jüngst auch kleine „Hoffnungsschimmer“, so Theobald: Die Produktion im Dienstleistungssektor (ohne Finanz- und Versicherungsdienstleistungen) und die Auftragseingänge des Verarbeitenden Gewerbes aus dem Ausland legten merklich zu. Allerdings ist die Entwicklung der Auftragseingänge bislang durch Großaufträge geprägt, die oftmals einmalige Bestellungen widerspiegeln und somit nur eingeschränkt aussagekräftig für die konjunkturelle Grunddynamik sind. Auf die Drei-Monats-Prognose des Konjunkturindikators hat diese positive Entwicklung daher zunächst kaum Einfluss.

Stabilisierung einiger Finanzmarktindikatoren

Dass das Rezessionsrisiko trotzdem leicht gesunken ist, geht wesentlich auf die Stabilisierung einiger Finanzmarktindikatoren zurück. So ist der „Finanzmarktstress“, den das IMK anhand von zahlreichen Daten misst, aktuell auf einem moderaten Niveau. Auch der Zinsunterschied zwischen Unternehmens- und Staatsanleihen hat sich leicht reduziert. Allerdings verhindere die erneute Leitzinserhöhung durch die Europäische Zentralbank (EZB) im Juli, dass sich die Finanzierungsbedingungen für Unternehmen wirklich spürbar verbesserten, analysiert der IMK-Experte.

Ein „klassisches Konjunkturpaket mit kurzzeitigen Maßnahmen“, die die Nachfrage ankurbeln, sei in der gegenwärtigen wirtschaftlichen Konstellation wenig sinnvoll, sagt Theobald. Auch Steuersenkungsvorschläge, die aktuell kursieren, hält der Ökonom nicht für zielführend. Was es brauche, sei „ein zusätzlicher transformativer Impuls für die Investitionen“. Aus konjunktureller Sicht sei es gut, wenn der möglichst zeitnah komme, bevor der Arbeitsmarkt ernsthaft in Mitleidenschaft gezogen wird. Und: „Auch eine baldige Einführung von ohnehin geplanten Maßnahmen, die zielgerichtet entlang der Einkommensverteilung den Konsum stabilisieren, wie die Kindergrundsicherung und das Klimageld, kann konjunkturell hilfreich sein“, sagt Theobald.

(Hans-Böckler-Stiftung vom 15.08.2023 / Viola C. Didier, RES JURA Redaktionsbüro)


Weitere Meldungen


Meldung

©psdesign1/fotolia.com

08.05.2025

Geopolitik treibt deutsche CFOs zu mehr Investitionen im Inland

Die ökonomische und finanzielle Unsicherheit unter Finanzvorständen deutscher Unternehmen befindet sich derzeit auf einem Allzeithoch und beeinflusst ihre Planungen deutlich. Nach den US-Zollankündigungen vom 02.04.2025 sehen 80 % der teilnehmenden Chief Financial Officers (CFO) mittelfristig ihren Investitionsschwerpunkt in Deutschland, vor dem 02.04.2025 lag ihr Anteil bei 73 %, wie der CFO Survey von Deloitte zeigt. Für die

Geopolitik treibt deutsche CFOs zu mehr Investitionen im Inland
Meldung

©tstockwerkfotodesign/de.123rf.com

07.05.2025

Einfluss von Finanzintermediation auf die grüne Transformation

Es ist fraglich, ob der Finanzsektor die Erreichung der Klimaziele schon ausreichend unterstützt. Unklar ist vor allem, über welche Kanäle er am besten zu einer nachhaltigen Transformation der Wirtschaft beitragen kann. Das Projekt Green Financial Intermediation – From Demand to Impact (INTERACT), das das ZEW Mannheim gemeinsam mit dem ifo Institut durchführt, untersucht, wie der

Einfluss von Finanzintermediation auf die grüne Transformation
Meldung

©alfaphoto/123rf.com

06.05.2025

US-Politik belastet Aussichten für deutschen Wagniskapitalmarkt

Die vor allem von den USA ausgehende große wirtschaftspolitische Unsicherheit macht auch vor dem deutschen Markt für Wagniskapital (Venture Capital, VC) nicht halt. Dennoch legte der Geschäftsklimaindikator für den VC-Markt im ersten Quartal 2025 leicht um 2,0 Punkte zu. Mit einem Stand von minus 2,1 Punkten rangiert der Indikator aber weiterhin knapp unter dem langjährigen

US-Politik belastet Aussichten für deutschen Wagniskapitalmarkt

Haben wir Ihr Interesse für CORPORATE FINANCE geweckt?

Sichern Sie sich das CORPORATE FINANCE Gratis Paket: 1 Heft + Datenbank