Der deutsche Beteiligungskapitalmarkt schaltet im Spätsommer nach seiner vorangegangenen Rekordjagd wieder einen Gang zurück. Der Geschäftsklimaindex des German Private Equity Barometers sinkt im 3. Quartal 2018 um 5,0 Zähler auf 72,1 Saldenpunkte, bleibt damit aber auf sehr hohem Niveau. Die Beteiligungsinvestoren bewerten dabei sowohl ihre Geschäftslage (- 2 Zähler auf 77,6 Saldenpunkte) als auch ihre Geschäftserwartung (-7,9 Zähler auf 66,6 Saldenpunkte) etwas schlechter als im Rekordquartal davor.
Das dennoch sehr gute Geschäftsklima wird weiterhin durch ein sehr stabiles Marktumfeld gestützt. Besonders zufrieden zeigen sich die Beteiligungskapitalgeber mit der Quantität und Qualität ihres Dealflows, mit dem geringen Abschreibungsdruck sowie mit dem äußerst positiven Fundraising- und Exitklima. Letztere zwei Klimaindikatoren haben sich nach einer leichten Abwärtstendenz im 2. Quartal wieder konsolidiert.
Das Geschäftsklima im Venture-Capital-Markt setzt seinen Höhenflug fort: Der Klimaindikator des Frühphasensegments klettert um 4,1 Zähler auf 76,6 Saldenpunkte. Dabei übertrumpften die Bewertungen sowohl der aktuellen Geschäftslage als auch der Geschäftserwartung ihre Bestwerte des Vorquartals. Der Indikator für die aktuelle Geschäftslage steigt auf 80,1 Saldenpunkte (+5,6), der Messwert für die Geschäftserwartung auf 73,2 Saldenpunkte (+1,4). Die Höhe der Nachfrage wird nur knapp unter ihrem Bestwert beurteilt und deren Qualität erhält von den VC-Investoren nun auch wieder sehr gute Noten.
Spätphasenklima mit leichter Eintrübung
Das Geschäftsklima des Spätphasensegments ist im Spätsommer hingegen um 12 Zähler auf nun 68,6 Saldenpunkte gefallen. Er bleibt somit zwar sehr gut, liegt aber wieder klar unter seiner 80-Punkte-Rekordmarke des Vorquartals. Der Indikator für die aktuelle Geschäftslage fällt auf 75,8 Saldenpunkte (-9,0), der Indikator für die Geschäftserwartung geht auf 61,8 Saldenpunkte (-15,0) kräftiger zurück. Grund dafür ist neben einer Verschlechterung der Zufriedenheit mit den Einstiegsbewertungen zudem eine gesunkene Investitionsbereitschaft für neue Beteiligungen.
„Der deutsche Beteiligungsmarkt zeigt sich weiterhin stark, der sich zuletzt andeutende Stimmungsumschwung ist erst einmal nicht eingetreten“, sagt Dr. Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der KfW. „Insbesondere der neue Höchststand des Investorenvertrauens im VC-Markt freut uns. Die Investitionsbereitschaft ist hoch. Mit der neuen KfW Capital können wir es so gemeinsam angehen, die vorhandenen Marktlücken zu beseitigen. Im Spätphasensegment scheint die Unzufriedenheit mit den Einstiegsbewertungen dagegen gerade auf die Investitionsbereitschaft durchzuschlagen. Die Nachfrage hat hier seit dem Tiefpunkt Ende 2016 zwar stark angezogen, was günstigere Einstiegspreise erwarten ließe. Die hohe Qualität der deutschen Mittelständler bleibt aber preisbestimmend.“
„Der Rücksetzer bei der Stimmung der Spätphaseninvestoren ist angesichts des Anstiegs der letzten Jahre und des erreichten Rekordniveaus keine Überraschung“, ergänzt Ulrike Hinrichs, geschäftsführendes BVK-Vorstandsmitglied. „Erfreulich ist allerdings die anhaltend positive Stimmung auf dem VC-Markt. Diese sollte sich auf die Investitionsbereitschaft niederschlagen, weshalb wir optimistisch sind, dass in diesem Jahr in Deutschland mehr Venture Capital in Startups fließen wird als im letzten Jahr. Die neue KfW Capital wird dazu sicher einen wichtigen Beitrag leisten, um mehr Kapital für deutsche Venture Capital-Fonds zu mobilisieren.“
(Pressemitteilung KfW vom 30.10.2018)