• Home
  • /
  • Meldungen
  • /
  • Studie: Wie Banken Finanzkriminalität effektiv bekämpfen

05.04.2018

Studie: Wie Banken Finanzkriminalität effektiv bekämpfen

Autokonzerne auf der Überholspur

©cacaroot/fotolia.com

Pannen, Papierkrieg, Fehlalarm: Die meisten Großbanken leiden unter zu komplexen und fehleranfälligen Prozessen bei der Bekämpfung von illegalen Finanztransaktionen. Dadurch steigt das Risiko, kriminelle Aktivitäten zu übersehen, seriöse Kunden zu verärgern und von den Aufsichtsbehörden sanktioniert zu werden.

Zu diesem Schluss kommt die aktuelle Studie „How Banks Can Excel in Financial Crimes Compliance“ der internationalen Managementberatung Bain & Company in Zusammenarbeit mit der Parker Fitzgerald Group, einem weltweit führenden Anbieter von Risk-Management-Lösungen im Finanzsektor.

„Die meisten Regelprozesse gegen Finanzbetrug sind viel zu kompliziert, schleppend und fehleranfällig“, stellt Dr. Jan-Alexander Huber fest, Bain-Partner und Co-Autor der Studie. „Das erschwert es, illegale Transaktionen wie internationale Geldwäsche effektiv zu verfolgen. Viele Banken stehen hier vor einer ausgesprochen schwierigen Aufgabe.“ Um ihre Organisation besser auf die tatsächlichen Gefahren einzustellen, müssen Banken ihre Teams effizienter koordinieren, die IT modernisieren und ihre Datenanalyse verfeinern – und zwar alles gleichzeitig.

Viele Bankmitarbeiter verhalten sich falsch bei Verdachtsfällen. Die Gründe: zu statische Compliance-Prozesse, veraltete Algorithmen, Unerfahrenheit und übermäßig komplexe technische Lösungen. Manche Kreditinstitute verzeichnen bis zu 90 Prozent Fehlalarme wegen vermeintlich krimineller Vorgänge.

Vorsorge tut not

Angesichts des Ausmaßes der internationalen Finanzkriminalität und der zunehmenden Kontrolle durch die Aufsichtsbehörden kann es sich keine Bank mehr leisten, weiterhin auf überholte Compliance-Prozesse zu vertrauen. Im Gegenteil: Banken müssen noch viel mehr in moderne Datenanalyse, agile Kontrollabläufe und in die Kooperation mit hoch spezialisierten Regtech-Firmen investieren. Die Studie identifiziert vier Schlüsselkomponenten für den erfolgreichen Kampf gegen illegale Geldgeschäfte:

1. Prozesse komplett neu definieren. Statt ihre Compliance-Aktivitäten nur zu überarbeiten, sollten Banken ihre Kontrollabläufe von Grund auf erneuern. In einem Zero-Based-Ansatz definieren sie ihr Zielszenario, vergleichen es mit dem Ist-Zustand und mobilisieren alle Kräfte, um den für sie idealen Regelprozess zu etablieren.

2. Ein System für alle Daten. Banken brauchen einen zentralen Datenhaushalt für alle relevanten Compliance-Daten. In einem System können so beispielsweise Kundendaten aus verschiedenen internen und externen Quellen gebündelt werden. Anschließend prüfen Algorithmen diesen Datenpool auf Relevanz und sortieren die Informationen nach Wichtigkeit.

3. Advanced Analytics. Künstliche Intelligenz übernimmt bei der Datenanalyse die weniger anspruchsvollen Routinearbeiten wie das Sammeln und die Erstauswertung von Daten. Die Mitarbeiter greifen ein, wenn Maschinen an ihre Grenzen stoßen, etwa bei der Einschätzung nicht eindeutiger Daten.

4. Partnerschaften mit Regtechs. Diese Unternehmen verfügen über technologische Lösungen, um die Anforderungen der Aufsichtsbehörden zu erfüllen. Sie haben tiefgehendes Wissen aufgrund von erprobten Algorithmen in der Analyse von Kundenverhalten. Dieses Know-how selbst aufzubauen lohnt sich für viele Banken nicht.

Auf die richtige Mischung kommt es an

In Zukunft werden Banken gewisse Compliance-Prozesse an solch spezialisierte Regtechs auslagern, die zum Teil gemeinsam mit Wettbewerbern eigene Anti-Betrugs-Einheiten etablieren. „Damit die Zusammenarbeit mit den Regtechs erfolgreich ist, sollte der Compliance-Partner das Vertrauen der Aufsichtsbehörden genießen und die Bankdaten bestmöglich schützen“, erklärt Bain-Partner und Studien-Co-Autor Matthias Memminger. „Die Banken müssen sich außerdem den agilen Arbeitsweisen der Regtechs annähern, interne Abläufe abspecken und ihre IT-Architektur zügig den erforderlichen neuen Technologien anpassen.“ Auch gilt es für die Banken, in puncto Unternehmenskultur offener und im Projektmanagement flexibler zu werden.

Durch geschickte Kooperationen und den intelligenten Einsatz neuer Technologien werden Kreditinstitute immer besser darin, Finanzkriminalität zu bekämpfen. Die Banken, die ihre organisatorischen Hausaufgaben rechtzeitig machen, werden dabei die Nase vorn haben. „Wer seine Compliance-Prozesse verschlankt und die richtige Mischung aus menschlicher und maschinelle Intelligenz findet, wird spürbar von der Kooperation mit den Regulierungsspezialisten profitieren“, so Bankenexperte Huber.

(Pressemitteilung Bain vom 05.04.2018)


Redaktion

Weitere Meldungen


KI, Künstliche Intelligenz, Roboter, Zukunft, Industrie 4.0
Meldung

©Alexander Limbach/fotolia.com

24.04.2024

Deutsche Führungskräfte unterschätzen KI

Die deutsche Wirtschaft ist noch nicht ausreichend auf den Wandel vorbereitet, den generative Künstliche Intelligenz (GenAI) für ihre Geschäftsmodelle und Arbeitsplätze bedeutet. Zugleich wird die Auswirkung durch GenAI auf das eigene Geschäft als vergleichsweise gering erachtet. Das sind die wichtigsten Ergebnisse der vierteljährlich erscheinenden Studie „State of Generative AI in the Enterprise“, für die das

Deutsche Führungskräfte unterschätzen KI
Innovation, Start-up, Erfolg, Start, Rakete, Raumfahrt
Meldung

©andreypopov/123rf.com

23.04.2024

USA bleiben bei Schlüsseltechnologien vor China

Die USA bleiben im Technologiesektor führend, obwohl China bereits seit 2019 mehr Patent Cooperation Treaty (PCT) Patente anmeldet. Chinas Fokus auf möglichst viele Patentanmeldungen hat jedoch nicht zu Erfindungen mit großer globaler Wirkung geführt. Zudem ist China stärker von Technologien aus anderen Regionen abhängig. China wird somit den USA die Technologieführerschaft nicht abnehmen, das zeigt

USA bleiben bei Schlüsseltechnologien vor China
Inflation
Meldung

©gesrey/123rf.com

23.04.2024

Wirtschaftsexperten erwarten leichten Rückgang der Inflation weltweit

Wirtschaftsexpertinnen und -experten aus aller Welt erwarten einen Rückgang der Inflationsraten in den kommenden Jahren. Das geht aus dem Economic Experts Survey hervor, einer vierteljährlichen Umfrage des ifo Instituts und des Instituts für Schweizer Wirtschaftspolitik. Demnach wird die Inflationsrate im Jahr 2024 weltweit 4,6 % erreichen, im kommenden Jahr dann 4,4 % und 2027 noch

Wirtschaftsexperten erwarten leichten Rückgang der Inflation weltweit
CORPORATE FINANCE - Die Erfolgsformel für Finanzprofis

Haben wir Ihr Interesse für CORPORATE FINANCE geweckt?

Sichern Sie sich das CORPORATE FINANCE Gratis Paket: 1 Heft + Datenbank