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08.11.2022

Studie zeigt Ausmaß der Geschlechter-Ungleichheit: Start-ups von Männern dominiert

Autokonzerne auf der Überholspur

© VadimGuzhva / fotilia.com

Frauen sind in deutschen und französischen Start-ups deutlich unterrepräsentiert, vor allem im Technologiebereich. Dies gilt sowohl für Gründerinnen als auch für Mitarbeiterinnen, wie eine Studie der Technischen Universität München (TUM) in Zusammenarbeit mit der Roland Berger Stiftung für europäische Unternehmensführung zeigt. Wurden die Unternehmen von weiblichen Teams gegründet, ist der Frauenanteil der Belegschaft fast doppelt so groß wie bei Gründungen von Männerteams. Zudem werden von Männern gegründete Start-ups weit höher bewertet.

Wie in etablierten Unternehmen gewinnt das Thema Geschlechtergleichstellung in Start-ups immer weiter an Bedeutung. Anders als in Konzernen ist der dortige Grad an Diversität aber wenig im Detail untersucht. Ein Forschungsteam der TUM hat deshalb, unterstützt von der Roland Berger Stiftung für europäische Unternehmensführung, rund 700 deutsche und rund 1.000 französische Start-ups analysiert. Um eine möglichst große Vergleichbarkeit zu gewährleisten, konzentrierten sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf Unternehmen, die zwischen 2012 und 2016 Venture-Capital-Finanzierungen erhalten hatten. Sie nutzten dabei Informationen aus der Datenbank Dealroom und Angaben von rund 80.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Start-ups, die diese auf der Karriereplattform LinkedIn veröffentlicht hatten.

Die Analyse zeigt, dass lediglich rund 3% der untersuchten deutschen und 4% der französischen Start-ups von weiblichen Teams oder einzelnen Frauen gegründet wurden. Rund 83 beziehungsweise 84% der Unternehmen hatten Männer gegründet, 14 beziehungsweise 12% wurden von gemischten Teams gestartet. Auch bei den Beschäftigten der Start-ups beider Länder ist der Männeranteil mit mehr als 60% deutlich größer. Dabei fällt auf, dass in den Unternehmen, die von weiblichen Teams ins Leben gerufen wurden, der Frauenanteil 62% beträgt, während er in Start-ups, die von Männerteams gegründet wurden, bei nur 35% liegt.

Vor allem im Tech-Bereich sind Frauen unterrepräsentiert

Das Forschungsteam wertete auch aus, wie sich der Geschlechteranteil nach Branchen unterscheidet. Vergleichsweise hoch liegt der Gründerinnenanteil in Deutschland im Bereich Partnersuche (50 %) und in der Modebranche (29 %). Kaum Gründerinnen gibt es beispielsweise bei Robotik und Immobilien (je 3 %). In Frankreich ist das Bild ähnlich. Hier sind Gründerinnen am stärksten in der Wellness- und Schönheitsbranche (25 %) vertreten, aber selten in Märkten wie etwa Fintech (5 %).

Auch die Analyse der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zeigt, dass Frauen in Technologie-Branchen besonders unterrepräsentiert sind. Zu den untersuchten Sektoren mit den niedrigsten Frauenanteilen gehört in Deutschland die Computerspiel-Wirtschaft (19 %), in Frankreich die Halbleiter-Industrie (17 %).

Keine Gründerinnen bei Quantentechnologien

Die Studie unterscheidet nicht nur nach produktbezogenen Branchen, sondern zeigt auch die Geschlechterverteilung je nachdem welche Technologien in den Start-ups zum Einsatz kommen. Am häufigsten gründeten Frauen in Deutschland Start-ups, die Virtual Reality nutzen (20 %). Start-ups, die Technologien für das Internet der Dinge entwickeln, wurden nur sehr selten von Frauen (3 %) gegründet. Gar keine Gründerinnen fanden sich bei Quantentechnologien, so auch in Frankreich. Dort ist der Gründerinnenanteil in Start-ups mit Nanotechnologie am größten (14 %).

Von Männern gegründete Start-ups erreichen höhere Bewertung

Ungleichheit prägt auch die Bewertung durch Investorinnen und Investoren in beiden Ländern: Während deutsche Start-ups mit männlichen Gründerteams im Median mit 21 Mio. USD bewertet werden, rangieren Start-ups mit weiblichen Gründungsteams nur bei rund 6 Mio. USD. In Frankreich werden von Männern gegründete Start-ups im Median mit 14 Mio. USD bewertet, bei Gründerinnen sind es 4 Mio. USD.

Gründungs- und Investitionsprozesse geschlechterneutraler gestalten

Frauen sind in der Start-up-Szene sowohl als Gründerinnen als auch als Mitarbeiterinnen deutlich unterrepräsentiert – quer durch alle Branchen, Technologien und Erlösmodelle, stellen die Studienautoren fest. Die Wissenschaftler kennen aus sozialpsychologischen Studien die Ursachen für die mangelnde Geschlechtervielfalt. Männer seien in der Wahrnehmung von Kapitalgebern eher für die Unternehmerrolle geeignet. Außerdem gebe es zu wenig weibliche Studierende in MINT-Fächern, die als Gründerinnen und Beschäftigte zumeist infrage kommen. Der Frauenanteil liege in MINT-Studienfächern nur bei rund 30%.

Um die Start-up-Szene vielfältiger und inklusiver zu gestalten, empfiehlt die Studie verschiedene Maßnahmen. Das Wichtigste ist, gegen geschlechtsspezifische Vorurteile und Stereotype vorzugehen, etwa durch die frühzeitige Förderung weiblicher Vorbilder, erläutern die Studienautoren. Gründerinnen müssten gezielt unterstützt werden, denn Frauen würden mehr Frauen einstellen. Verbesserungsbedarf sieht die Studie auch bei den Gründungs- und Investitionsprozessen, etwa durch geschlechtsneutrale Start-up-Programme sowie einen höheren Frauenanteil in Führungspositionen von Risikokapitalgebern.

Die Studie „Gender diversity in German and French startups“ finden Sie hier zum Download.

(Pressemitteilung Roland Berger vom 08.11.2022)


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