Die Hamburger Beratung für Finanzkommunikation Kirchhoff Consult AG veröffentlicht erneut ihre aktuelle Ausgabe ihrer jährlichen Prognoseberichtsstudie. Gegenstand der Studie ist die Analyse der qualitativen und quantitativen Angaben zur zukünftigen Geschäftsentwicklung in den Geschäftsberichten 2020 der DAX 30-Unternehmen. Zudem wurden die Qualität der Prognosen des Vorjahres anhand eines Vergleichs mit den erzielten Ergebnissen sowie der Einfluss der Pandemie auf die Prognoseberichterstattung untersucht.
Eine tragende Rolle in der Untersuchung spielen die Ergebnisprognosen. 27 der 29 analysierten Unternehmen quantifizierten 2020 ihre Ergebnisprognose auf Konzernebene und/oder für alle ihre Geschäftssegmente. Somit ergibt sich insgesamt ein positives Bild. Im Vergleich zur vergangenen Erhebung für das Berichtsjahr 2018 ist dies jedoch ein Rückschritt. Vor zwei Jahren hatten noch alle DAX-Unternehmen eine quantifizierte Ergebnisprognose vorgelegt. Sieben Unternehmen – und damit eines weniger – geben eine mittelfristige Ergebnisprognose für einen Zeitraum von mehr als einem Jahr ab, so die Studie von Kirchhoff Consult.
Zwei Unternehmen mit „niedriger Transparenz“
Analog zu den Vorjahren erfolgte die Gesamtwertung der Prognosetransparenz anhand der drei Kategorien „hohe Transparenz“, „mittlere Transparenz“ und „niedrige Transparenz“. Mit 14 Unternehmen erreichte fast die Hälfte der DAX-Unternehmen die Kategorie „hohe Transparenz“ – 2018 waren es noch 15 Unternehmen. Den besten Prognosebericht stellt wie schon bei der vergangenen Erhebung die Deutsche Telekom bereit. Neu in die Kategorie „hohe Transparenz“ schafften es Daimler, E.ON, RWE sowie die beiden DAX-Neulinge Deutsche Wohnen und Siemens Energy. Zugleich stiegen fünf Unternehmen in die Kategorie „mittlere Transparenz“ ab. Die Deutsche Bank und Delivery Hero prognostizierten weder ein Ergebnis auf Konzern- noch auf Segmentebene für 2021 und fielen daher in die Kategorie „niedrige Transparenz“. In Ermangelung eines Prognoseberichts für den Konzern fiel Linde erneut aus der Wertung.
Hohe Transparenz auch mit kurzen Prognoseberichten erreichbar
Der Prognosebericht der Deutschen Telekom ist mit elf Seiten der längste und erfüllt zugleich von allen untersuchten Unternehmen die meisten Transparenzanforderungen. Allerdings zeigt sich wie schon in den vergangenen Jahren, dass auch deutlich kürzere Berichte sehr transparent sein können. So benötigen Deutsche Wohnen und Deutsche Post DHL nur zwei Seiten, um das höchste Transparenzniveau zu erreichen.
Während der Pandemie wird besonders deutlich, mit wie viel Unsicherheit die Prognosen der Unternehmen behaftet sind, stellen die Studienautoren fest. Das zeige sich insbesondere an den zahlreichen Prognoseanpassungen im vergangenen Jahr. Dennoch seien Prognosen eine wichtige Orientierung für Aktionäre über die zukünftige Unternehmensentwicklung. Prognosen schaffen Vertrauen.
Nichtfinanzielle Leistungsindikatoren bislang kein fester Bestandteil der Prognoseberichte
Während nichtfinanzielle Leistungsindikatoren für Unternehmen immer wichtiger werden und daher Teil der Transparenzkriterien für Prognoseberichte sind, haben die DAX-Unternehmen hier noch Potenzial. Nur elf der analysierten Unternehmen stellen eine quantitative Prognose zu nichtfinanziellen Indikatoren bereit, während ein weiteres Unternehmen qualitative Aussagen trifft. Obwohl ESG-Faktoren insgesamt an Relevanz gewinnen, zeigt sich hinsichtlich ihrer Integration in die Prognosen damit sogar ein leicht rückläufiger Trend.
Den Studienautoren zufolge gibt es bei den Prognosen zu ESG-Kennzahlen noch großen Nachholbedarf. Nachhaltigkeit spielt für die Anleger eine wichtige Rolle, daher muss die nachhaltige Leistung der Unternehmen genauso messbar sein wie der finanzielle Erfolg.
Genauigkeit der Prognosen 2020 insgesamt niedrig
Von den 21 untersuchten Unternehmen, die ihre Ergebnisse des Geschäftsjahres 2020 einer im Vorjahresbericht abgegebenen quantitativen Prognose gegenüberstellen, haben nur drei ihre Prognose erreicht. Drei weitere Unternehmen haben ihre Prognose übertroffen. Mit 15 Unternehmen hat die Mehrheit das prognostizierte Ergebnis jedoch unterschritten. Die auffällig niedrige Prognosegenauigkeit in diesem Jahr ist vor allem der negativen gesamtwirtschaftlichen Entwicklung im Zuge der Covid-19-Pandemie geschuldet. Dies geht auch aus den Begründungen der Unternehmen für die Prognoseabweichung hervor, die erfreulicherweise 18 der insgesamt 19 Unternehmen mit abweichender Prognose bereitstellen: Fast alle Unternehmen verweisen dabei auf die Pandemie.
Alle Ergebnisse der Kurzstudie stehen hier als PDF zum Download bereit.
(Pressemitteilung Kirchhoff Consult vom 17.08.2021)