• Home
  • /
  • Meldungen
  • /
  • Talfahrt erwartet: Geschäftserwartungen der deutschen Unternehmen brechen massiv ein

26.05.2022

Talfahrt erwartet: Geschäftserwartungen der deutschen Unternehmen brechen massiv ein

Die Geschäftserwartungen in der deutschen Wirtschaft haben sich massiv eingetrübt. Das ist eines der Ergebnisse der bundesweiten IHK-Konjunkturumfrage Frühsommer, für die der Deutscher Industrie- und Handelskammertag die Rückmeldungen von insgesamt mehr als 25.000 Unternehmen aus allen Branchen und Regionen ausgewertet hat. Danach rechnet ein Drittel der Betriebe in den nächsten zwölf Monaten mit schlechteren Geschäften, nur noch 19% erwarten eine Besserung.

Beitrag mit Bild

© fotogestoeber / fotolia.com

Das ist nochmals ein starker Einbruch im Vergleich zum Jahresbeginn, als sich für viele bereits ein sehr schwieriges Jahr abgezeichnet hat, stellen die Studienautoren fest. Selbst wenn der Krieg Russlands in der Ukraine hoffentlich bald enden würde, würden Lieferkettenprobleme und die hohen Energie- und Rohstoffpreise dafür sorgen, dass wir für dieses Jahr maximal ein bis 1,5% Wachstum erhoffen. Dieses magere Ergebnis könne nur erreicht werden, weil aus dem Vorjahr noch einiges an konjunktureller Erholung mitgenommen wurde und es aktuell Gastronomie und Tourismus wieder besser gehe.

Geschäftserwartungen der Unternehmen

Besonders dramatisch haben sich die Geschäftserwartungen am Bau und in der Industrie verschlechtert. Am Bau erwarten 44% der Betriebe schlechtere und nur 7% bessere Geschäfte. Auch in der Industrie liegt das Verhältnis zwischen Pessimisten (37%) und Optimisten (14%) bezogen auf die eigenen Geschäftserwartungen schlechter als im Durchschnitt. Einen solchen Stimmungseinbruch gab es laut der Studienautoren in der Industrie bislang nur während der Finanzkrise und beim ersten Lockdown 2020. Bedenklich sei zudem, dass viele Unternehmen angesichts der trüben Geschäftsaussichten ihre Investitionspläne wieder deutlich reduzieren und besonders bei Produktinnovationen sparen müssen. Selbst die Personalpläne fallen verhaltener aus.

Industrie und Bau sind überdurchschnittlich stark betroffen

Industrie und Bau sind der DIHK-Umfrage besonders heftig von den stark gestiegenen Preisen für Energie und Rohstoffe betroffen. Aber auch in der Gesamtwirtschaft erreicht dieses Geschäftsrisiko ein historisch negatives Niveau. Hier seien nochmal höhere Risikowerte als zu Jahresbeginn erreicht. Quer über alle Branchen und Regionen hinweg beschreiben aktuell 78% der Betriebe die Energie- und Rohstoffpreise als eines ihrer größten Geschäftsrisiken. In der Industrie sind es sogar 93% und am Bau 91%.

Geschäftsrisiko Energie- und Rohstoffpreise

Branchen, die besonders unter galoppierenden Energiepreisen oder zunehmenden Lieferkettenproblemen leiden, melden vermehrt finanzielle Schwierigkeiten. Während in der Hochphase der Pandemie eher Einzelhändler oder Touristiker mit finanziellen Schieflagen zu kämpfen hatten, trifft es jetzt mehr und mehr Industrieunternehmen und Logistiker.

Nun müsse man aufpassen, dass hier nicht etwas ins Rutschen gerät und man Kernbranchen verliere, warnen die Studienautoren. Beim Straßengüterverkehr hat die Zahl der Betriebe mit Finanzproblemen im Vergleich zu Jahresbeginn um zehn Prozentpunkte auf 52% zugenommen, in der Chemischen Industrie sind es 29% (plus fünf Prozentpunkte), in der Gummi- und Kunststoffindustrie 36% (plus sieben Prozentpunkte) und in der Metallerzeugung und -bearbeitung 41% (plus sechs Prozentpunkte).

Unternehmen erwarten jetzt frische Impulse aus der Politik

Corona-Lockdowns, anhaltende Turbulenzen bei Lieferketten und nun Kriegsfolgen: Viele Betriebe erleben bereits den dritten Kriseneinbruch hintereinander, so die Konjunkturumfrage Frühsommer 2022. In den Hochwasserregionen sei es sogar schon der vierte Schock in nicht einmal drei Jahren. Auch die Unternehmen, die bisher glimpflich durchgekommen sind, erwarten laut der Umfrage jetzt frische Impulse aus der Politik. Sie fühlen sich belastet durch zusätzliche Bürokratie und Regulierungen, die noch aus der Zeit vor der Krise stammen. Unsere gesamte Wirtschaft braucht Entlastung und klare Entscheidungen der Politik – gerade auch in Brüssel mit dem Blick aufs Wesentliche, so das Fazit der Studienautoren. Denn die vor uns liegenden Herausforderungen seien trotz aller Chancen gewaltig.

Weitere Zahlen, Daten und Fakten sowie den gesamten Bericht zur aktuellen Konjunkturumfrage Frühsommer 2022 finden Sie hier.

(Pressemitteilung Deutscher Industrie- und Handelskammertag vom 24.05.2022)


Weitere Meldungen


Meldung

©niceideas/123rf.com

19.06.2025

Biodiversität: Immobilienwirtschaft am Wendepunkt

Die Immobilienwirtschaft weltweit steht an einem entscheidenden Wendepunkt: Biodiversität entwickelt sich rasant zu einem zentralen Nachhaltigkeitsthema mit weitreichenden Auswirkungen auf Marktstrategien, Regulierung, Finanzierung und Risikomanagement. Der neue Global Biodiversity Thought Leadership Report von PwC Deutschland beleuchtet die komplexen Zusammenhänge zwischen gebauten Umgebungen und natürlichen Ökosystemen – auf Basis einer globalen Umfrage unter Fach- und Führungskräften

Biodiversität: Immobilienwirtschaft am Wendepunkt
Meldung

©ra2 studio/fotolia.com

18.06.2025

Konzerne weltweit bremsen bei F&E-Budgets

Inmitten globaler Unsicherheiten investieren Unternehmen weiterhin kräftig in Innovation (F&E). Eine neue EY-Studie zeigt, dass die weltweit forschungsstärksten Unternehmen ihre Budgets erneut erhöht haben – wenn auch moderater als im Vorjahr. Weltweit steigende F&E-Ausgaben trotz Umsatzdämpfer Laut EY-Studie erhöhten die 500 umsatzstärksten Unternehmen mit den höchsten F&E-Budgets ihre Investitionen 2024 um 6 %, obwohl der

Konzerne weltweit bremsen bei F&E-Budgets
Meldung

©alphaspirit/123rf.com

18.06.2025

Deutsche Wirtschaft erholt sich 2026 – bleibt aber im EU-Mittelfeld

Nach der anhaltenden Rezession signalisiert der aktuelle European Economic Outlook von KPMG eine moderate Erholung der deutschen Wirtschaft im Jahr 2026. Demnach dürfte das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 1,1 % wachsen – der erste spürbare Aufschwung seit vier Jahren. In diesem Jahr dürfte es noch stagnieren und mit 0,1 % nur minimal steigen. Trotz dieser positiven Tendenz

Deutsche Wirtschaft erholt sich 2026 – bleibt aber im EU-Mittelfeld

Haben wir Ihr Interesse für CORPORATE FINANCE geweckt?

Sichern Sie sich das CORPORATE FINANCE Gratis Paket: 1 Heft + Datenbank