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07.02.2019

Unternehmen setzen zu wenig Liquidität für Investitionen frei

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© Coloures-pic/fotolia.com

Die Working Capital Performance von Unternehmen der DACH-Region zeigt erstmals seit fünf Jahren einen positiven Trend: Das Working Capital ist um knapp einen Tag gesunken – von 52,4 Tagen im Jahr 2016 auf 51,5 Tage in 2017. Der Grund für diese Verbesserung ist das stärkere Abschneiden auf der Aktivseite der Unternehmensbilanzen: Ihre Bestands- und Forderungsreichweiten konnten die untersuchten Unternehmen im Schnitt um 1,7 bzw. 0,6 Tage reduzieren.

Zu diesen Ergebnissen kommt eine Analyse, für die PwC die Working Capital Performance von 413 Unternehmen aus der DACH-Region, darunter 256 deutsche Firmen, analysiert hat.

„Viele Branchen durchlaufen aktuell eine Zeit des Umbruchs. Für diesen Wandel ist Liquidität überlebenswichtig. Nach einer Phase niedriger Zinsen werden die Kosten für die externe Liquiditätsbeschaffung tendenziell wieder anziehen. Umso wichtiger ist es für Unternehmen, ihre Innenfinanzierung zu optimieren. Denn das ist der günstigste Weg, um Liquidität zu beschaffen und so das Wachstum zu finanzieren“, sagt Rob Kortman, PwC-Partner und Experte für Working Capital.

Unternehmen könnten zusätzlich 75 Milliarden an Liquidität freisetzen

Die Studie belegt, dass es den Unternehmen zwar gelungen ist, ihr Working Capital zu verbessern. Allerdings stagnieren die Freisetzung liquider Mittel sowie Investitionen im Verhältnis zum Umsatz. Während die Erlöse von 2016 auf 2017 um 6 Prozent zugelegt haben, konnten die Unternehmen nicht im gleichen Maße liquide Mittel freisetzen. Vielmehr ist das Net Operating Working Capital zwischen 2016 und 2017 um 4 Prozent nach oben gegangen – von 329 auf 343 Milliarden Euro. Das bedeutet: Die Unternehmen haben im Vergleich zum Vorjahr weitere 14 Milliarden Euro an Liquidität gebunden.

„Diese Entwicklung lässt vermuten, dass Unternehmen ihren Cashflow optimieren, indem sie weniger Kapital für Investitionen aufwenden. Auf lange Sicht ist eine solche Strategie riskant, da sie das Wachstum gefährdet. Durch eine gezielte Optimierung ihres Working Capitals können Unternehmen freigewordenes Kapital für ihre dringend notwendigen Investitionen einsetzen, ohne dabei den Cashflow zu überlasten“, so Kortman.

Wenn alle in der Studie berücksichtigten Unternehmen ihre Working Capital Performance optimieren würden, könnten sie bis zu 75 Milliarden Euro an Liquidität freisetzen. Diese Summe würde ausreichen, um rund 60 Prozent des Investitionsvolumens zu decken, ohne dabei liquide Mittel auf dem Kapitalmarkt nachfragen zu müssen oder den Cashflow zu überreizen.

Optimierung der Verbindlichkeiten weitgehend ausgeschöpft

Um dies zu erreichen, lässt sich an unterschiedlichen Stellschrauben drehen: Während die Unternehmen die Forderungsreichweite von 47,8 auf 47,2 Tage verkleinern sowie die Bestandsreichweite von 66,9 auf 65,2 Tage drücken konnten, ist der Positivtrend bei der Lieferantenreichweite vorerst beendet. Die Verbindlichkeitsreichweite, also die Zeitspanne zwischen Rechnungsdatum und Zahlungseingang, sank leicht von 60 Tagen im Jahr 2016 auf 58,8 Tage im Jahr 2017, liegt damit aber noch immer auf einem guten Niveau.

Rob Kortman dazu: „Bei den Verbindlichkeiten zeigt sich, dass die Optimierungsmöglichkeiten schon weitgehend ausgeschöpft sind. Viele Unternehmen haben in den vergangenen fünf Jahren Programme zur Optimierung gestartet und erfolgreich implementiert. Der hohe Druck auf Lieferanten lässt sich nicht weiter verschärfen.“

Große Unterschiede zwischen Branchen und Unternehmensgrößen

Deutliche Unterschiede in der Working Capital Performance zeigen sich je nach Branche und Unternehmensgröße: Überdurchschnittlich positiv sind die Entwicklungen in der Pharmabranche und dem Gesundheitswesen, während der Einzelhandel und der Kommunikationssektor schwächer abschneiden als im Vorjahr. Zudem geht die Schere zwischen großen und kleinen Unternehmen wieder weiter auf. In Großunternehmen lagen die Working Capital-Tage 2017 bei 50,6 Tagen, in mittelgroßen Unternehmen bei 67,7 Tagen und in Kleinunternehmen bei 83 Tagen. Die Differenz zwischen Kleinen und Großen war mit rund 32 Tagen knapp einen Tag größer als im Vorjahr.

Europäische Unternehmen verkleinern Abstand

Die Studie stellt nicht zuletzt einen weltweiten Vergleich bei der Working Capital Performance an. Dieser zeigt: Europäische Unternehmen konnten Boden gut machen. Sie haben zum Teil drastische Kurskorrekturen vorgenommen, um ihre Cash-Kultur zu verbessern.

„Europäische Unternehmen haben jedoch noch einen langen Weg vor sich, um auf das Niveau der USA und Kanada zu kommen. Nordamerikanische Unternehmen weisen traditionell eine starke Performance beim Forderungs- und Bestandsmanagement auf, die europäischen Unternehmen als Vorbild dienen kann“, resümiert Kortman.

Weitere Informationen finden Sie hier.

(Pressemitteilung PwC vom 31.01.2019)


Redaktion

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