• Home
  • /
  • Meldungen
  • /
  • US-Geldinstitute hängen EU-Großbanken bei wichtigen Kennzahlen ab

25.09.2024

US-Geldinstitute hängen EU-Großbanken bei wichtigen Kennzahlen ab

Die erreichten Eigenkapital- und Profitabilitätsquoten zeigen erneut auf, dass die Großbanken in Europa hinter die US-Instituten zurückgefallen sind.

Beitrag mit Bild

© mojolo/fotolia.com

Die kumulierten Nettogewinne der zehn der nach Bilanzsumme größten europäischen Banken sind im ersten Halbjahr 2024 deutlich gesunken auf 49,4 Mrd. Euro – im Vorjahreszeitraum lag der Wert durch den Sondereffekt bei der UBS bei 72 Milliarden Euro. Der aktuelle Wert ist immerhin der zweithöchste Wert in einem ersten Halbjahr der vergangenen zehn Jahre. Die US-amerikanischen Top-Banken erzielten im ersten Halbjahr 2024 einen kumulierten Nettogewinn von rund 88,6 Mrd. Euro, ein Plus von rund 8 % im Jahresvergleich – ebenfalls der zweithöchste Wert der vergangenen zehn Jahre.

Durch den Rückgang der Gewinne sank auch der Return on Equity (RoE) der europäischen Banken, er lag per 30.06.2024 bei 10,8 %. Die amerikanischen Banken wiesen im abgelaufenen Halbjahr einen RoE von 12,7 % auf – nahezu unverändert im Jahresvergleich.

Entwicklungen bei den Eigenkapitalquoten

Infolgedessen gab es auch divergierende Entwicklungen bei den Eigenkapitalquoten: Für die zehn größten europäischen Banken betrug diese zum Stichtag 30.06.2024 5,1 %, der zweitniedrigste Wert im Untersuchungszeitraum seit 2015 und 0,3 Prozentpunkte unter dem Vorjahreswert. Ihren Höchstwert hatte sie in Europa im Jahr 2017 mit 5,7 % erreicht. Die analysierten US-amerikanischen Banken wiesen zum 30.06.2024 kumuliert eine Eigenkapitalquote von 6,4 % auf – das ist der höchste Wert seit 2019 und ein Anstieg um 0,2 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr.

Das sind die wichtigsten Ergebnisse einer EY-Analyse der Bilanzen der jeweils nach Bilanzsumme zehn größten Banken in den Vereinigten Staaten und Europa. Den höchsten Nettogewinn unter allen zwanzig analysierten Banken erreichte im ersten Halbjahr 2024 die JPMorgan Chase mit 29,5 Mrd. Euro, gefolgt von der HSBC mit rund 16 Mrd. Euro.

Steigende Börsenwerte in Europa und den USA

Die Marktkapitalisierung der Top Banken dies- und jenseits des Atlantiks ist ungeachtet der Gewinnentwicklung gestiegen: Seit Jahresbeginn bis Anfang September 2024 verzeichneten die europäischen Institute insgesamt einen Anstieg von etwa 5 % auf 577,7 Mrd. Euro. Der kumulierte Börsenwert der US-Banken stieg stärker, im gleichen Zeitraum um 14 % auf 1,5 Billionen Euro. Die Top-10-US-Banken sind an der Börse also fast dreimal so viel Wert wie ihre europäischen Wettbewerber.

Herausforderungen bleiben – weitere Zinsentwicklung maßgeblich

„Der Schwung aus den Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank und der US-Fed in den Vorjahren fehlte im ersten Halbjahr 2024, dennoch haben die Großbanken ihre Hausaufgaben gemacht und durch Kosten- und Risikomanagement ihre Gewinne weitestgehend stabil gehalten“, urteilt Ralf Eckert, Managing Partner Financial Services Deutschland bei EY. „Die erreichten Eigenkapital- und Profitabilitätsquoten zeigen jedoch erneut auf, dass die Großbanken in Europa hinter die US-Instituten zurückgefallen sind.

„Die Entwicklung der US-Banken wurde von mehreren Faktoren beeinflusst. Positiv ausgewirkt haben sich beispielsweise die Erholung an den Kapitalmärkten, das anhaltende Wirtschaftswachstum und die angepassten regulatorischen Rahmenbedingungen. Gleichzeitig bremst aber unter anderem das weiterhin schwierige makroökonomische Umfeld und der Fortgang der Zinssenkungen durch die Fed“, ergänzt Gunther Tillmann, Partner und Leiter Banking & Capital Markets bei EY. „In Europa hingegen bleibt der regulatorische Druck hoch. Dazu kommen die Herausforderungen im Immobilienkreditmarkt und die eingeleiteten Maßnahmen zur Reduzierung bestimmter Exposure in ausgewählten Marktsegmenten. Dies spiegeln die Zahlen der europäischen Banken eindeutig wider.“

Ausblick: regulatorischer Druck bleibt hoch

Mit Blick auf das zweite Halbjahr und das Jahr 2025 bleibt Ralf Eckert vorsichtig: „Der Druck auf die Bankbilanzen bleibt auf beiden Seiten des Atlantiks hoch, besonders mit Blick auf die jüngst erfolgten Zinssenkungen durch die Fed und EZB. Beide schätzen die Rezessionsgefahren mittlerweile deutlich höher ein als das Thema Inflation“, urteilt Ralf Eckert.

„In Europa kommen weitere Herausforderungen auf die Banken zu. Der regulatorische Druck steigt, unter anderem durch neue geplante Anforderungen der EZB in den Bereichen Governance und Risikokultur“, ergänzt Tillmann. „Gleichzeitig bestehen hohe politische Erwartungen, denn Banken sollen wesentlich dazu beitragen, die Stärkung der europäischen Wettbewerbsfähigkeit zu finanzieren. Die dringlichen Investitionsfelder haben sowohl die EU-Kommission als auch EYs EU Manifesto kürzlich dargestellt.“

„In Deutschland ist zudem absehbar, dass sich die Kosten/Ertrags-Ratio – vor allem im öffentlich-rechtlichen Sektor – verschlechtern dürfte. Druck auf die Bankbilanzen kommt unter anderem von den sinkenden Zinseinnahmen, der höheren Risikoabsicherung sowie dem anhaltenden Investitionsbedarf in Bereiche wie Cybersecurity, Digitalisierung und ESG“, bilanziert Tillmannn.

„Eine mögliche Konsolidierung im EU-Bankenmarkt wird in den nächsten Monaten weiterhin den Blick auf die Ertragskraft und weitere Verbesserung der Aufwands- und Ertragskennzahlen lenken“, resümiert Ralf Eckert.

(EY vom 25.09.2024 / RES JURA Redaktionsbüro)


Weitere Meldungen


Meldung

© weerapat1003/fotolia.com

25.03.2025

Grüne Finanzierung für KMU: Neuer Standard ebnet den Weg

Am 21.03.2025 veröffentlichte die Plattform für ein nachhaltiges Finanzwesen den Bericht „Streamlining sustainable finance for SMEs“, der Empfehlungen für einen freiwilligen Standard zur Finanzierung des Übergangs zur ökologischen Nachhaltigkeit von KMU enthält. Übergangsfinanzierung leicht gemacht Der freiwillige „SME Sustainable Finance Standard“ soll von Finanzunternehmen verwendet werden, um Kredite oder andere Finanzierungsarten an KMU als nachhaltige

Grüne Finanzierung für KMU: Neuer Standard ebnet den Weg
Meldung

© alexlmx/fotolia.com

24.03.2025

Finanzinvestoren kaufen wieder häufiger zu

Finanzinvestoren haben im vergangenen Jahr sowohl in Europa als auch in Deutschland wieder mehr Transaktionen durchgeführt: Die Zahl der Investitionen stieg im Vergleich zum Vorjahr europaweit um 5 % von 1.359 auf 1.424, in Deutschland um 2 % von 185 auf 189. Angetrieben wurde das europaweite Marktwachstum durch ein kräftiges Plus in Großbritannien: Die Zahl der Private

Finanzinvestoren kaufen wieder häufiger zu
Meldung

©marteck/fotolia.com

20.03.2025

Bis Ende des Jahres dürften fast 26.000 Unternehmen pleitegehen

In den vergangenen Jahren meldeten immer mehr Unternehmen Insolvenz an. Zu viel Bürokratie, die hohen Energiepreise und die hartnäckige Wirtschaftsflaute belasten die Firmen stark. Auch im Jahr 2025 dürften nochmals mehr Unternehmen Konkurs anmelden als im Vorjahr, zeigt eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Bis Ende des Jahres dürften demnach etwa 25.800

Bis Ende des Jahres dürften fast 26.000 Unternehmen pleitegehen

Haben wir Ihr Interesse für CORPORATE FINANCE geweckt?

Sichern Sie sich das CORPORATE FINANCE Gratis Paket: 1 Heft + Datenbank