• Home
  • /
  • Meldungen
  • /
  • ZEW-Studie zur Zielgenauigkeit der Corona-Hilfen: Zu langes Festhalten an Krisenpolitiken begünstigt Zombifizierung der Wirtschaft

01.04.2022

ZEW-Studie zur Zielgenauigkeit der Corona-Hilfen: Zu langes Festhalten an Krisenpolitiken begünstigt Zombifizierung der Wirtschaft

Autokonzerne auf der Überholspur

© Eisenhans / fotolia.com

Die EU-Mitgliedstaaten sind in der ausklingenden Corona-Krise nun auch noch durch den Ukraine-Krieg mit einer neuen ökonomischen Krisensituation konfrontiert. Die schnelle Krisenabfolge verstärkt die Notwendigkeit, Krisenpakete sehr zielgenau und zeitlich begrenzt aufzulegen, um die Vergeudung öffentlicher Mittel zu vermeiden und finanziellen Handlungsspielraum zu erhalten. Eine neue Studie des Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung ZEW Mannheim für das Europäische Parlament hat vor diesem Hintergrund untersucht, welche Mitgliedstaaten in den letzten zwei Jahren eine nicht ausreichend zielgenaue Corona-Politik betrieben haben und trotz wirtschaftlicher Erholung zu lange im Krisenmodus verbleiben. Zu langsam in der Rückführung der Hilfen agieren besonders Italien, Frankreich und Griechenland. Für Deutschland kritisiert die Studie besonders ein zu langes Festhalten an sehr großzügigen Kurzarbeiterregeln.

Die ZEW-Studie untersucht, welche Mitgliedstaaten in den letzten zwei Jahren eine nicht ausreichend zielgenaue Corona-Politik betrieben haben und trotz wirtschaftlicher Erholung zu lange im Krisenmodus verbleiben.

Die Studie lobt die anfänglich entschlossene fiskalische Reaktion im Jahr 2020 als im Grundsatz angemessen. Allerdings zeigen sich im Vergleich des Umfangs der anfänglichen Hilfspakete über die EU-Staaten hinweg Hinweise auf Übertreibungen: Der Umfang der Unterstützung war außergewöhnlich hoch in Griechenland, Italien und Deutschland, erklären die Studienautoren. Das gelte auch, wenn man den Umfang der Hilfen in Relation zur Schwere der Corona-Rezession setzt.

Viele frühere Geschäftsmodelle in der „neuen Normalität“ nicht mehr lebensfähig

Die Studienautoren argumentieren, dass zwei Jahre nach Ausbruch der Pandemie die undifferenzierten massiven Hilfen nicht mehr angemessen sind. Die Lerneffekte im Umgang mit der Pandemie erlauben es, auch bei wiederkehrenden Pandemiewellen die Unterstützung zurückzufahren. Auch stellt die Analyse klar, dass etliche frühere Geschäftsmodelle in der „neuen Normalität“ nicht mehr lebensfähig sein werden. Es ist nicht sachgerecht, Unternehmen über Jahre zu stützen, wenn ihr Geschäftsmodell durch die pandemiebedingten dauerhaften Veränderungen hinfällig geworden ist, stellen die Studienautoren fest. Dies würde auf eine Zombifizierung der Wirtschaft hinauslaufen.

Die Analyse quantifiziert die geplante Normalisierung der öffentlichen Haushalte bis 2023 und zeigt, dass die Anpassungen in Italien, Frankreich und Griechenland besonders langsam verlaufen. Osteuropäische Staaten wie Estland zeichnen sich demgegenüber durch einen ausgesprochen schnellen Ausstieg aus allen Krisenprogrammen aus und können auf diese Weise eine umfassende Verschlechterung ihrer Verschuldungssituation vermeiden. Sie sind damit deutlich besser als andere für die Bewältigung der neuen aktuellen Krisenlage vorbereitet.

Abwägung zwischen Schutzinteresse und langfristigen Fehlanreizen notwendig

Die ZEW-Studie vergleicht zudem die Merkmale der Kredit- und Kurzarbeiterprogramme in der Pandemie. Bei den staatlichen Kreditgarantien hat Spanien eine besonders vielversprechende Strategie, weil es die Banken stärker am Ausfallrisiko beteiligt und somit Anreize setzt, die Lebensfähigkeit von Geschäftsmodellen zu prüfen. Bei den Kurzarbeiter-Regeln sticht Deutschland in der Abwägung zwischen Schutzinteresse und langfristigen Fehlanreizen negativ heraus, so die Wirtschaftsforscher. Kein anderes Land praktiziere wie Deutschland den problematischen Anstieg der Lohnersatzrate mit der Länge der Kurzarbeit. Hier sei mit weitreichenden Fehlanreizen und Behinderung von Strukturwandel zu rechnen. Dieser europäische Vergleich ist ein wichtiges weiteres Argument, die jüngst von der Bundesregierung beschlossene weitere Verlängerung der maximalen Bezugsdauer auf 28 Monate kritisch zu hinterfragen, so die Kritik der Studienautoren.

Die ZEW-Studie steht hier zum Download.


Weitere Meldungen


Idee, Glühbirne, Forschung, Entwicklung
Meldung

©ra2 studio/fotolia.com

18.04.2024

US-Konzerne erhöhen Forschungsausgaben

Trotz stagnierender Umsätze und sinkender Gewinne: Die innovativsten Top-Konzerne der Welt investieren weiterhin stark in Forschung und Entwicklung (F&E). So sind die Forschungs- und Entwicklungsbudgets der 500 Unternehmen weltweit mit den höchsten F&E-Ausgaben im Jahr 2023 um insgesamt 12 % gestiegen – obwohl der Umsatz nur um 2 % zulegte und der Gesamtgewinn sogar um 9 % schrumpfte.

US-Konzerne erhöhen Forschungsausgaben
Investition, Geld, Investor, Vermögen, Kapital
Meldung

pitinan/123rf.com

18.04.2024

Unternehmen planen weniger Investitionen für 2024

Die Unternehmen in Deutschland haben ihre Investitionsvorhaben für das laufende Jahr nach unten korrigiert. Die ifo Investitionserwartungen fielen auf -0,1 Punkte im März, nach +1,2 Punkten im November. „Die globale Nachfrage nach Investitions- und Vorleistungsgütern bleibt schwach und wirtschaftspolitische Unsicherheiten bestehen weiter. Viele Unternehmen verschieben daher ihre Investitionsentscheidungen“, sagt Lara Zarges, Konjunkturexpertin am ifo Institut.

Unternehmen planen weniger Investitionen für 2024
Europa, Europaflagge, EU, Parlament, Kommission
Meldung

©Grecaud Paul/fotolia.com

17.04.2024

EU-Binnenmarkt ist der wichtigste Auslandsmarkt

Der europäische Binnenmarkt besitzt für die mittelständischen Industrieunternehmen sowohl als Beschaffungs- als auch Absatzmarkt von allen Auslandsmärkten die höchste Relevanz, gefolgt von den Märkten in den anderen europäischen Ländern und in China. Dies zeigte in 2023 eine IfM-Befragung von über 1.800 Führungskräften im industriellen Mittelstand. EU-Binnenmarkt bietet viele Vorteile Die Unternehmen profitieren sowohl von der

EU-Binnenmarkt ist der wichtigste Auslandsmarkt
CORPORATE FINANCE - Die Erfolgsformel für Finanzprofis

Haben wir Ihr Interesse für CORPORATE FINANCE geweckt?

Sichern Sie sich das CORPORATE FINANCE Gratis Paket: 1 Heft + Datenbank