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30.06.2022

Zwei Drittel der deutschen Unternehmen fühlen sich für die voranschreitende ESG-Berichterstattung nicht ausreichend gewappnet

Autokonzerne auf der Überholspur

©stockwerkfotodesign/123rf.com

Zwei Drittel (67%) der Entscheidungsträger in Deutschland sind der Meinung, dass ihr Unternehmen nicht ausreichend darauf vorbereitet ist, seine Ziele in den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (ESG; Environmental, Social, Governance) zu erreichen und die gesetzlichen Anforderungen an die Berichterstattung zu erfüllen. Dies geht aus einer weltweiten Umfrage hervor, die vom Finanz-Softwareanbieter Workiva in Auftrag gegeben wurde. Darüber hinaus haben 73% kein Vertrauen in die Daten, die derzeit an die Stakeholder berichtet werden, obwohl bereits 70% der deutschen Unternehmen Verantwortliche für die ESG-Berichterstattung benannt haben (im Gegensatz zu 56% in den Niederlanden, 58% in Österreich und 59% in Großbritannien).

Diese und andere Ergebnisse der weltweiten Umfrage untersuchten die aktuellen Prozesse, die Zusammenarbeit und das Vertrauen in die ESG-Berichterstattung von 1300 Unternehmen. Die Befragten, die an der ESG-Berichterstattung und -Strategie ihres Unternehmens beteiligt sind, kamen aus den Abteilungen Finanzen, ESG, Nachhaltigkeit, Personalwesen/HR, Compliance, Betrieb/Operations und Recht.

Laut der Studie entwickeln sich die Anforderungen an die ESG-Berichterstattung ständig weiter, und die Unternehmen sind mit immer komplexeren Risiken konfrontiert, wenn es darum geht, unterschiedliche finanzielle und nicht-finanzielle Daten zu konsolidieren, um den Stakeholdern zusammenhängend über ihre ESG-Performance zu berichten. Die Umfrageergebnisse zeigen, wie ESG-Fachleute verschiedenster Branchen in Nordamerika, Europa und APAC die Herausforderungen und Chancen rund um die ESG-Berichterstattung angehen.

Entwicklung der ESG-Berichterstattung

Für die meisten Unternehmen ist die ESG-Berichterstattung ein relativ neues Gebiet. 53% der deutschen Befragten bestätigten, dass ihr Unternehmen erst in den letzten zwei Jahren damit begonnen hat, ESG-, Klima-/Nachhaltigkeits- oder Corporate-Social-Responsibility-Daten formell aufzubereiten und bereitzustellen.

Den Ergebnissen zufolge wird die ESG-Berichterstattung von einer Vielzahl von Abteilungen in Unternehmen bearbeitet, was auf die Notwendigkeit einer umfassenden teamübergreifenden Zusammenarbeit hinweist. Die deutschen Befragten gaben an, dass die ESG-Berichterstattung und -Strategie bei der Finanzabteilung (37%) und der ESG-/Nachhaltigkeitsabteilung (37%) liegt, gefolgt von Personalwesen (32%) und Operations & Facilities (29%). Andere Abteilungen, die nach Ansicht deutscher Unternehmen eine wichtige Rolle bei der ESG-Berichterstattung spielen, sind Government/Legislative Affairs (24%), Einkauf/Beschaffung (22%), Marketing/Kommunikation (22%), Investor Relations (21%) und Recht/Compliance (14%).

Die formelle Einbindung von ESG-Stakeholdern ist ein kontinuierlicher und wichtiger Prozess für Unternehmen. Fast die Hälfte (48%) der deutschen Befragten bestätigte, dass sie ihre wesentlichen Bereiche alle drei bis sechs Monate überprüfen. 24% gaben an, dies jährlich zu tun. 73% gaben an, dass die formelle Einbindung der Stakeholder die Wesentlichkeit der ESG-Berichterstattung in erheblichem Maße beeinflusst.

Sorge um das „E“ in ESG

Während in allen ESG-Bereichen Fortschritte erforderlich sind, ist die Bewältigung des „E“ (Environmental; Umwelt) der Analyse zufolge ein Hauptaugenmerk für Unternehmen. Die deutschen Befragten sagten voraus, dass in den nächsten zwölf bis 18 Monaten 48% des internen ESG-Budgets für ökologische Faktoren, 24% für soziale Faktoren und 28% für Governance aufgewendet werden.

Der erhöhte Anteil des Budgets, das für Umweltfaktoren vorgesehen ist, spiegelt die Bedenken der Befragten hinsichtlich der Herausforderungen bei der Berichterstattung wider. Die Befragten, die in diesen Unternehmen eine Reihe von Positionen innehaben, von Vorständen, Vice Presidents, Geschäftsführern und Managern bis hin zu einzelnen Mitarbeitern, gaben an, dass zwei der größten Herausforderungen in Bezug auf die ESG-Berichterstattung die Berechnung von Treibhausgasprotokollen zur Messung von Scope-1-/2-/3-Emissionen und das Erreichen von anlegergerechten CO2-Angaben sind.

Stakeholder fordern detailliertere und einheitlichere Daten zu ESG, stellen die Studienautoren fest. Mit der jüngsten SFDR-Richtlinie (Sustainable Finance Disclosure Regulation) in Europa, der von der SEC in den USA vorgeschlagenen ESG-Offenlegungsregel und den von der Börse Singapur empfohlenen 27 zentralen ESG-Kennzahlen werde das ESG-Berichtsumfeld für Unternehmen immer komplexer. Die Studie stellt fest, dass sich Unternehmen damit auseinandersetzen, wie sie diese erforderlichen Angaben rund um das ‚E‘ in ESG genau erfüllen können, um Treibhausgasemissionen mit Daten aus der CO2-Bilanzierung zu melden.

Technologie unterstützt die ESG-Berichterstattung

Angesichts der zunehmenden Bedeutung, transparente, genaue Daten für wichtige Stakeholder bereitzustellen, besteht ein klarer Bedarf, die ESG-Berichterstattung durch Technologie zu vereinfachen. 74% der deutschen Befragten finden es als wichtig, dass Technologie für das Zusammenstellen und die Zusammenarbeit bei ESG-Daten sowie für die Validierung von Daten auf Genauigkeit (88%) und die Zuordnung von Angaben zu Vorschriften und Rahmenstandards (79%) zur Verfügung steht.

Trotzdem sind 57% der deutschen Befragten der Meinung, dass einzelne Abteilungen in ihrem Unternehmen nicht über die notwendigen Instrumente verfügen, um Daten für die ESG-Berichterstattung bereitzustellen. Tatsächlich gaben 19% an, dass in ihren Unternehmen keine geeignete Technologie für die Verwaltung des ESG-Berichtsprozesses und der ESG-Programminitiativen zum Einsatz kommt.

Mehr als ein Drittel (37%) der deutschen Befragten gibt zu, dass ihre alten IT-Systeme nicht mit den neuen, für die ESG-Berichterstattung erforderlichen Technologien kompatibel sind – verglichen mit nur 12% der Befragten in Frankreich und 5% der Befragten in Großbritannien.

Nur 37% der deutschen Befragten gaben an, dass ihr Unternehmen Technologie und Daten sehr gut nutzt, um Entscheidungen über die Weiterentwicklung der ESG-Strategie zu treffen – was eine deutliche Diskrepanz zu den USA (65%) aufzeigt. Dies deutet darauf hin, dass es in diesem Bereich erhebliche Möglichkeiten zur Verbesserung der Effizienz und Leistungsfähigkeit gibt.

Während nur 16% der deutschen Befragten angaben, dass Budgetbeschränkungen dazu führen, dass sie nicht über die benötigte Technologie verfügen, bietet sich in Großbritannien und Italien ein ganz anderes Bild: Fast die Hälfte der Befragten (47 bzw. 50%) gab an, dass das IT-Budget in dieser Hinsicht ein echtes Problem darstellt.

Um in dieser Ära des ESG-Umbruchs bestehen zu können, müssen Unternehmen vorausschauend und flexibel planen, raten die ESG-Experten. Aufsichtsbehörden, Investoren, Kunden und andere Stakeholder hätten erkannt, was jetzt wichtig ist – aber dies sei nur ein Teil dessen, was für die Berichterstattung von morgen wesentlich sein werde. Technologie, die eine nahtlose Integration zwischen Teams auf einer zentralen Plattform ermöglicht, wird der Schlüssel sein, um den Berichtsprozesses langfristig zu rationalisieren und transparente Berichte bereitzustellen, die diesen sich entwickelnden Anforderungen gerecht werden, um das Vertrauen von Mitarbeitern, Investoren und weiteren Stakeholdern zu stärken, so die Einschätzung der Studienautoren.

ESG-Berichterstattung liefert positiven Geschäftswert

Die Umfrage ergab, dass deutsche Unternehmen in ihrer aktuellen ESG-Berichterstattung einen geschäftlichen Nutzen sehen. Sieben von zehn Befragten gaben an, dass die ESG-Berichterstattung ihres Unternehmens bereits positive Auswirkungen auf die Kundenbindung und -gewinnung (79%), Kosteneinsparungen (73%), Einbindung von Versicherungen/Kreditagenturen (79%) und auf geringere langfristige Risiken (73%) hat. Die Mehrheit der Befragten stellte außerdem fest, dass die ESG-Berichterstattung die Arbeitsmoral der Mitarbeiter (73%), die Bemühungen zum Anwerben von Mitarbeitern (75%) sowie die Beziehungen zu Investoren und Stakeholdern (72%) verbessert hat.

Auch wenn die Kommunikation des ESG-Unternehmenswerts an die Stakeholder immer noch eine Herausforderung darstellt, zeigen die Ergebnisse eindeutig positive Ergebnisse für Unternehmen, die der ESG-Berichterstattung Priorität einräumen, stellen die Autoren der Studie fest. Unternehmen müssten deshalb Maßnahmen ergreifen, die es ihnen ermöglichen, mit den aktuellen und zukünftigen Anforderungen von Aufsichtsbehörden, Investoren und anderen Stakeholdern nach vertrauenswürdigen, transparenten Daten und zukunftsorientierten ESG-Geschäftszielen Schritt zu halten.

Die Umfrageergebnisse zeigen, dass deutsche Unternehmen zwar eindeutig die Notwendigkeit erkannt haben, Verantwortliche für die ESG-Berichterstattung zu benennen, aber veraltete IT-Infrastrukturen sie davon abhalten, effiziente Prozesse und Arbeitsabläufe zu etablieren. Während das Bewusstsein vorhanden ist und ausreichende Ressourcen für die ESG-Berichterstattung bereitgestellt werden, liegt die größte Hürde darin, Daten effizient aus alten IT-Systemen zu extrahieren und sie in einem optimierten Workflow zusammenzuführen, so das Fazit der Studienautoren.

Die vollständigen Studienergebnisse finden Sie hier zum Download.

(Pressemitteilung Workiva vom 22.06.2022)


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