• Home
  • /
  • Meldungen
  • /
  • Erholung verliert an Fahrt – Wirtschaft und Politik weiter im Zeichen der Pandemie

16.10.2020

Erholung verliert an Fahrt – Wirtschaft und Politik weiter im Zeichen der Pandemie

Beitrag mit Bild

© goldencow_images/fotolia.com

Die Corona-Krise hinterlässt deutliche Spuren in der deutschen Wirtschaft und trifft diese härter als noch im Frühjahr angenommen. In ihrem Herbstgutachten revidieren die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute ihre Prognose für dieses und nächstes Jahr um jeweils gut einen Prozentpunkt nach unten. Sie erwarten nun für 2020 einen Rückgang des Bruttoinlandsproduktes um 5,4% (bislang -4,2%) und für 2021 einen Zuwachs um 4,7% (5,8%). 2022 dürfte die Wirtschaftsleistung dann um 2,7% zulegen.

Grund für die im Vergleich pessimistischere Einschätzung ist, dass die Institute den weiteren Erholungsprozess nunmehr etwas schwächer einschätzen als noch im Frühjahr. „Ein Gutteil des Einbruchs aus dem Frühjahr ist zwar schon aufgeholt, aber der verbleibende Aufholprozess stellt die mühsamere Wegstrecke zurück zur Normalität dar“, sagte Stefan Kooths, Konjunkturchef des IfW Kiel.

Gebremst wird die Erholung zum einen durch jene Branchen, die in besonderem Maße auf soziale Kontakte angewiesen sind, etwa Gaststätten und Tourismus, das Veranstaltungsgewerbe oder der Luftverkehr. „Dieser Teil der deutschen Wirtschaft wird noch längere Zeit unter der Corona-Pandemie leiden und erst dann am Erholungsprozess teilhaben, wenn Maßnahmen zum Infektionsschutz weitgehend entfallen, womit wir erst im nächsten Sommerhalbjahr rechnen“, so Kooths.
Zum anderen bremst die Investitionszurückhaltung der Unternehmen den Auf-schwung, weil sich deren Eigenkapitalpositionen durch die Krise vielfach ver-schlechtert haben. Maßgeblich getragen wird die Erholung von den Exporten, die im Zuge der Krise besonders drastisch eingebrochen waren.

Das Vorkrisenniveau der Wirtschaftsleistung wird voraussichtlich erst Ende 2021 erreicht. Die Wirtschaftsleistung liegt dann 2,5% unter dem Niveau, das ohne die Pandemie hätte erbracht werden können. Erst Ende 2022 dürfte die deutsche Wirtschaft wieder normal ausgelastet sein. Kooths: „Mit dem Aufholen des Einbruchs sind die Krisenfolgen keineswegs ausgestanden. Auch die Produktionskapazitäten dürften mittelfristig gut ein Prozent niedriger sein, als es Vorkrisenschätzungen ergaben. Der Corona-Effekt auf das Produktionspotenzial ist allerdings weiterhin sehr unsicher, weil sich derzeit kaum absehen lässt, welche längerfristigen Schäden die Krise hinterlässt und wie die wirtschaftspolitischen Reaktionen wirken.“

Die Corona-Krise hat auch am Arbeitsmarkt deutliche Spuren gezeigt. Trotz massiver Kurzarbeit gingen bis zur Jahresmitte schätzungsweise 820 000 Stellen verloren. Seitdem steigt die Zahl der Erwerbstätigen wieder leicht, das Vorkrisenniveau wird aber erst Mitte 2022 erreicht. Die Arbeitslosenquote dürfte dieses und nächstes Jahr auf 5,9% steigen und 2022 leicht auf 5,5% zurückgehen.

Die Konjunkturprogramme haben im Zusammenspiel mit den automatischen Stabilisatoren dazu beigetragen, dass die verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte selbst in der akuten Krisenphase insgesamt relativ stabil blieben. Dies führt zugleich dazu, dass der öffentliche Gesamthaushalt das laufende Jahr mit einem Rekorddefizit von 183 Mrd. Euro abschließen wird. Auch in den kommen-den beiden Jahren bleiben die Fehlbeträge mit 118 Mrd. Euro (2021) und 92 Mrd. Euro (2022) beträchtlich.
Das größte Risiko für die Prognose bleibt der ungewisse Pandemieverlauf. Die Institute nehmen an, dass die Infektionsschutzmaßnahmen im Verlauf des kommenden Sommerhalbjahrs soweit gedrosselt werden können, dass sie die ökonomische Aktivität nicht mehr nennenswert beeinträchtigen. Unsicher ist zudem, in welchem Umfang es noch zu Unternehmensinsolvenzen im In- und Ausland kommt. Ferner schwelen verschiedene Handelskonflikte weiter. Würde sich die zwischenzeitlich stark angeschwollene private Ersparnis vermehrt in zu-sätzliche Käufe übersetzen, könnten die konsumnahen Wirtschaftsbereiche hingegen stärker angeregt werden als in dieser Prognose unterstellt.

Die Gemeinschaftsdiagnose wird erarbeitet vom DIW in Berlin, vom ifo Institut in München, vom IfW in Kiel, vom IWH in Halle und vom RWI in Essen. Weitere Informationen finden Sie hier.

(Pressemitteilung vom 14.10.2020)


Redaktion

Weitere Meldungen


Meldung

© furuoda/ fotolia.com

31.07.2025

M&A in Transport und Logistik verharren auf niedrigem Niveau

In einem Umfeld multipler Krisen und großer Unsicherheiten verharren die M&A-Aktivitäten in der weltweiten Transport- und Logistikbranche auf niedrigem Niveau: In der ersten Jahreshälfte wurden lediglich 93 Fusionen und Übernahmen angekündigt – ein Rückgang im Vergleich zum vorherigen Halbjahr, als immerhin 108 Transaktionen verkündet wurden. Gleichzeitig stieg das Deal-Volumen auf 57,9 Milliarden US-Dollar – ein

M&A in Transport und Logistik verharren auf niedrigem Niveau
Meldung

© pichetw/fotolia.com

29.07.2025

Beteiligungsstudie 2025: Mittelstand im Zentrum der Investorenstrategie

Im Mittelpunkt des aktuellen Marktgeschehens stehen Investitionen in den deutschen Mittelstand – begünstigt durch stabile Unternehmensstrukturen und einen demografisch bedingten Generationswechsel, zeigt die aktuelle Beteiligungsstudie von Rödl & Partner. Bevorzugte Sektoren sind Industrials, Services, IT/Software und Health Care. Rund die Hälfte der analysierten Private-Equity-Gesellschaften fokussiert sich auf Zielunternehmen mit einem Umsatz von bis zu 50

Beteiligungsstudie 2025: Mittelstand im Zentrum der Investorenstrategie
Meldung

©pitinan/123rf.com

29.07.2025

Energiewende hat für jedes dritte Unternehmen negative Folgen

Die Unternehmen in Deutschland können die Transformation nur stemmen, wenn sie dadurch nicht ihre Wettbewerbsfähigkeit einbüßen. Das ist ein zentrales Ergebnis des Energiewende-Barometers der IHK-Organisation 2025. „In vielen Betrieben dominieren aktuell Skepsis und Verunsicherung beim Stichwort Energiewende“, sagt Achim Dercks, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK). „Hohe Kosten, untragbare Bürokratie und die insgesamt

Energiewende hat für jedes dritte Unternehmen negative Folgen

Haben wir Ihr Interesse für CORPORATE FINANCE geweckt?

Sichern Sie sich das CORPORATE FINANCE Gratis Paket: 1 Heft + Datenbank