• Home
  • /
  • Meldungen
  • /
  • Frauenanteil in DAX-Vorständen macht größten Sprung in der Geschichte des Index

09.02.2022

Frauenanteil in DAX-Vorständen macht größten Sprung in der Geschichte des Index

Der Frauenanteil in den Vorständen der 40 größten börsennotierten deutschen Unternehmen ist im letzten Jahr so schnell gestiegen wie nie zuvor; der Anteil legte 2021 um rund ein Viertel oder fast vier Prozentpunkte von 15,3% auf 19,1% zu. Mit den bereits bekannt gegebenen Neubesetzungen wird der Frauenanteil in Dax 40-Vorständen voraussichtlich zum 1. April 2022 erstmals auf über 20% steigen (20,2%). Insgesamt waren im Jahr 2021 42% aller neu in den Dax 40 bestellten Vorstände Frauen. Würde dieses Tempo beibehalten, läge die Quote in zwei Jahren bei über 30%. Nur zwei der Dax 40-Unternehmen erfüllen die seit August 2021 geltende gesetzliche Frauenquote (FüPoG II) noch nicht. Das geht aus einer Analyse der Vorstandsgremien durch die Personalberatung Russell Reynolds Associates hervor.

Beitrag mit Bild

© Tom-Hanisch/fotolia.com

Allerdings haben acht der 40 Dax-Unternehmen weiterhin keine Frau im Vorstand. Hier zeigt sich die begrenzte Wirkung von FüPoG II: Nur zwei dieser acht Unternehmen müssen bei der nächsten Vorstandsberufung aufgrund des Gesetzes eine Frau wählen (Sartorius und MTU). Für sechs Dax 40-Unternehmen greift das Gesetz nicht, da sie nicht mitbestimmt sind (Brenntag, HelloFresh, Linde, Porsche) oder der Vorstand nur drei Mitglieder hat (Delivery Hero, Symrise).

„Die intensive öffentliche Diskussion um Frauen in Führungspositionen trägt Früchte und hat wesentlich zur historisch größten Steigerung des Frauenanteils im deutschen Top-Management beigetragen. Bislang ist die Steigerung aber auf das schmale Segment beschränkt, welches durch das Gesetz erfasst wird. Es bleibt zu hoffen, dass als Folge des gewandelten gesellschaftlichen Bewusstseins auch weitere Unternehmen die Peinlichkeit einer fehlenden Gender-Diversity in ihrem Vorstandsorganen zügig beenden werden“, sagt Jens-Thomas Pietralla, Leiter der Europäischen Board & CEO Praxisgruppe von Russell Reynolds Associates.

Drei Unternehmen (Continental, Fresenius MC, Siemens Healthineers) haben im Vorstand bereits einen Frauenanteil von 40%, vier kommen auf über 30% (Daimler, Deutsche Telekom, BASF, RWE). Insgesamt liegen 21 von 40 Dax-Unternehmen auf oder über 20%.

„Der Wandel ist in den Unternehmen angekommen. Das zeigt sich auch daran, dass 55% der neuen weiblichen Vorstände interne Beförderungen sind, also Besetzungen mit Frauen aus dem eigenen Unternehmen.Inzwischen schaffen es immer mehr Unternehmen, weibliche Führungskräfte durch gezielte Personalentwicklung systematisch und erfolgreich auf Aufgaben im Top-Management vorzubereiten. Das ist wichtiger als jede Quote. Und damit ist auch das Vorurteil, Dax-Unternehmen fänden keine geeigneten Kandidatinnen für Führungspositionen in den eigenen Reihen, von der Wirklichkeit widerlegt“, sagt Thomas Tomkos, Leiter der deutschen Board & CEO Praxisgruppe von Russell Reynolds Associates.

Der Dax 40 hat auf Vorstandsebene beim Frauenanteil im internationalen Vergleich Boden gut gemacht und die Niederlande und Spanien überholt. In Europa wuchs nur beim Schweizer Börsenindex SMI der Frauenanteil im Jahresvergleich noch stärker. Vor dem deutschen Leitindex liegen jetzt noch Norwegen, Finnland, UK, Schweden, Frankreich und Dänemark.

Getrübt wird das Bild durch den M-Dax mit seinen 50 mittelgroßen Unternehmen. Der M-Dax hinkt beim Frauenanteil und bei der Veränderungsgeschwindigkeit dem Dax weit hinterher und ist auch im internationalen Vergleich Schlusslicht: der Anteil von Frauen in den Vorständen stieg nur von 11% auf 11,7%. Mehr als die Hälfte (58%) der Unternehmen (29 Firmen) haben weiterhin keine Frau im Vorstand.

Die Studie zeigt auch, dass nur ein vergleichsweise geringer Anteil von Frauen direkte Ergebnisverantwortung (P&L) trägt. 40% der neu berufenen weiblichen Dax- und M-Dax-Vorstände sind entweder für Personal (HR) oder Digitalisierung und Transformation zuständig.

Zudem zeigt die Analyse von Russell Reynolds, dass Frauen keineswegs schneller wieder von ihren Vorstandspositionen abtreten als ihre männlichen Kollegen. Im letzten Jahr schieden 13 Männer (3%) und zwei Frauen aus (2,7%). Auch werden Frauen nicht grundsätzlich besser bezahlt als männliche Dax- oder M-Dax-Vorstände. Über alle 90 Dax- und M-Dax-Unternehmen gesehen (und Vorsitzende ausgenommen), liegt die durchschnittliche Vergütung von Frauen zwar höher. Im Gehaltsdurchschnitt der Unternehmen, in denen Frauen im Vorstand sitzen (in der Regel die größeren und oft besser zahlenden Unternehmen), liegt die Vergütung der Frauen etwas niedriger als bei ihren männlichen Vorstandskollegen.


Weitere Meldungen


Meldung

©psdesign1/fotolia.com

08.05.2025

Geopolitik treibt deutsche CFOs zu mehr Investitionen im Inland

Die ökonomische und finanzielle Unsicherheit unter Finanzvorständen deutscher Unternehmen befindet sich derzeit auf einem Allzeithoch und beeinflusst ihre Planungen deutlich. Nach den US-Zollankündigungen vom 02.04.2025 sehen 80 % der teilnehmenden Chief Financial Officers (CFO) mittelfristig ihren Investitionsschwerpunkt in Deutschland, vor dem 02.04.2025 lag ihr Anteil bei 73 %, wie der CFO Survey von Deloitte zeigt. Für die

Geopolitik treibt deutsche CFOs zu mehr Investitionen im Inland
Meldung

©tstockwerkfotodesign/de.123rf.com

07.05.2025

Einfluss von Finanzintermediation auf die grüne Transformation

Es ist fraglich, ob der Finanzsektor die Erreichung der Klimaziele schon ausreichend unterstützt. Unklar ist vor allem, über welche Kanäle er am besten zu einer nachhaltigen Transformation der Wirtschaft beitragen kann. Das Projekt Green Financial Intermediation – From Demand to Impact (INTERACT), das das ZEW Mannheim gemeinsam mit dem ifo Institut durchführt, untersucht, wie der

Einfluss von Finanzintermediation auf die grüne Transformation
Meldung

©alfaphoto/123rf.com

06.05.2025

US-Politik belastet Aussichten für deutschen Wagniskapitalmarkt

Die vor allem von den USA ausgehende große wirtschaftspolitische Unsicherheit macht auch vor dem deutschen Markt für Wagniskapital (Venture Capital, VC) nicht halt. Dennoch legte der Geschäftsklimaindikator für den VC-Markt im ersten Quartal 2025 leicht um 2,0 Punkte zu. Mit einem Stand von minus 2,1 Punkten rangiert der Indikator aber weiterhin knapp unter dem langjährigen

US-Politik belastet Aussichten für deutschen Wagniskapitalmarkt

Haben wir Ihr Interesse für CORPORATE FINANCE geweckt?

Sichern Sie sich das CORPORATE FINANCE Gratis Paket: 1 Heft + Datenbank