Laut der Analyse sprang in Folge des Ukraine-Kriegs die Volatilität an den Börsen im ersten Quartal auf den höchsten Stand seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie. Auch wenn sich die Märkte in den vergangenen beiden Wochen wieder etwas beruhigt haben, ist es wenig überraschend, dass in diesem Umfeld kaum ein Unternehmen den Schritt an die Börse wagt, kommentieren die Studienautoren.
Volatilität auf Rekordniveau
Die hohe Nervosität an den Märkten liegt nach Ansicht der Autoren der Analyse jedoch nicht nur im Ukraine-Krieg begründet. Auch andere Faktoren sorgen für Unsicherheit. So liegen die Corona-Ansteckungen in Deutschland auf Rekordniveau und der weitere Verlauf der Pandemie bleibt unsicher. Dazu kommen Lieferkettenprobleme, explodierende Energiepreise und eine hohe Inflation. Die Erwartung, dass die Zentralbanken mit Zinserhöhungen reagieren werden, setzt die Märkte ebenfalls unter Druck, so die Analyse zum Emissionsmarkt Deutschland.
Einziger Börsengang ist ein SPAC
Der einzige Börsengang auf dem Frankfurter Parkett im Auftaktquartal war bereits im Januar – noch vor dem Einmarsch der russischen Truppen in die Ukraine – über die Bühne gegangen: Der Technologieinvestor 468 Capital brachte für 210 Mio. € die Mantelgesellschaft 468 SPAC II SE an die Börse, eine sog. Special Purpose Acquisition Company (SPAC). Es ist bereits das zweite SPAC dieses Investors und das insgesamt fünfte an der Frankfurter Börse in der jüngeren Vergangenheit.
Schwaches Quartal für Kapitalerhöhungen
Auch bei den Kapitalerhöhungen verlief das Auftaktquartal der Studie zufolge schleppend: Lediglich vier Unternehmen besorgten sich auf diesem Weg frisches Kapital an der Börse (Q4 2021: 19 / Q1 2021: 16). Das Gesamtvolumen der Kapitalerhöhungen war zwischen Januar und März mit 59 Mio. € ebenfalls sehr gering. Den mit 45 Mio. € größten Anteil steuerte die Kapitalerhöhung des Softwareanbieters EQS Group bei. Im Schlussquartal 2021 hatten Kapitalerhöhungen noch 11,6 Mrd. € eingespielt; im Auftaktquartal 2021 immerhin 3,9 Mrd. €.
Fremdkapitalemissionen ebenfalls rückläufig
Die Nervosität an den Märkten in Folge des Ukraine-Kriegs macht sich auch bei den Fremdkapitalemissionen bemerkbar: Im ersten Quartal 2022 ging das Emissionsvolumen der Investment Grade Anleihen im Vergleich zum sehr starken Auftaktquartal 2021 um 71% zurück und lag bei 11,6 Mrd. €. Auch die Anzahl der Transaktionen war mit 12 im Vergleich zum Vorjahresquartal mit 47 deutlich rückläufig.
Auch im High-Yield-Bereich zeigt sich ein ähnliches Bild: Das Emissionsvolumen ging um 51% im Vergleich zum Q1 2021 zurück und betrug nur noch 3,6 Mrd. €. Die Anzahl der High-Yield-Bonds war mit vier halb so hoch wie im Vorjahresquartal (Q1 2021: 8).
Ausblick: Die Pipeline ist weiterhin gut gefüllt
Mit Blick auf den weiteren Verlauf des IPO-Jahres ist die Analyse verhalten optimistisch: Ende 2021 sah es danach aus, dass 2022 ein starkes Jahr für deutsche Börsengänge werden könnte. Der Ausbruch des Ukraine-Kriegs hat die IPO-Ambitionen zahlreicher hochkarätiger Aspiranten vorerst durchkreuzt. Viele Firmen, die für das erste Halbjahr 2022 Börsenpläne hegten, haben ihr Vorhaben auf Eis, aber nicht ad acta gelegt, resümieren die Studienautoren.
Die Pipeline bleibt also gut gefüllt. Zahlreiche Firmen stehen in den Startlöchern und warten auf ein günstiges Zeitfenster, so die Einschätzung der IPO-Experten. Ob sie ihre Pläne in die Tat umsetzen können, hänge nun maßgeblich vom weiteren Verlauf des Ukraine-Kriegs und dessen Folgen für die Erholung der Weltwirtschaft nach der Corona-Pandemie ab. Sollte sich hier eine Entspannung abzeichnen, könnten sich für Emittenten auch immer wieder kurzzeitig günstige Bedingungen für eine Transaktion ergeben.
Die Analyse „Emissionsmarkt Deutschland“ zum Download finden Sie hier.