Europäische Banken tun sich schwerer als US-Banken, die Folgen der Finanzkrise zu überwinden. Teure Regelverstöße belasten die Banken zunehmend. Zwischen 2009 und 2015 wurden insgesamt mehr als 275 Mrd. USD an Strafen gezahlt.
Je schneller Banken Regulierungsvorschriften umsetzen, desto größere Wettbewerbsvorteile sichern sie sich. Dies ist eines der zentralen Ergebnisse des aktuellen Risk-Reports von The Boston Consulting Group mit dem Titel It’s Not a Wave: Setting Sail to Master Regulatory Change. „Banken müssen zügig handeln, wenn sie langfristig auf dem Markt vorne mitspielen wollen. Regulatorische Änderung ist keine Welle, sondern ein ansteigender Meeresspiegel“, sagt Gerold Grasshoff, Senior Partner und weltweiter Leiter des Bereichs „Risk Management in Financial Institutions“. Der Report bewertet die wirtschaftliche Entwicklung der globalen Bankenbranche und gibt einen Überblick über die derzeitigen regulatorischen Reformen. „Fakt ist: In der Bankenbranche gibt es einen neuen Mitspieler – die Regulierungsbehörden“, sagt Grasshoff.
Die Banken befinden sich nach der Finanzkrise wieder im Aufschwung. Allerdings sind sie noch lange nicht so profitabel wie vor der Krise. Haben sich die nordamerikanischen Banken bereits weitgehend von der Finanzkrise erholt, leiden europäische Banken nach wie vor unter ihren Folgen und haben eine negative Wertschöpfung, gemessen an der Gesamtsumme der Aktiva von 25 Basispunkten. „Gründe dafür sind die anhaltend hohe Risikovorsorge und Eigenkapitalkosten sowie eine teilweise unklare regulatorische Situation hierzulande“, erläutert Grasshoff. Hinzu komme die Unsicherheit der Banken im Umgang mit den sich ständig ändernden regulatorischen Vorschriften. Grasshoff empfiehlt den Banken, die Regulierung als Vehikel zur Differenzierung im Markt zu begreifen.
Hälfte der Rechtskosten in Europa gingen an US-Regulierer
In der Vergangenheit taten sich die Banken schwer mit der Einhaltung der Regulierungsvorschriften. In der Konsequenz fielen zwischen 2009 und 2015 Strafzahlungen in Höhe von mehr als 275 Mrd. USD an. Dabei gingen 50% der im letzten Jahr aus Europa gezahlten Rechtskosten und Strafzahlungen allein an US-Regulierer. Die hohen Kosten der neuen Regulierungen belasten die Banken. Diese Kosten müssen als Teil des operativen Aufwands betrachtet werden.
Veränderungen in drei Bereichen notwendig
Die Autoren des Risk-Reports sehen drei Bereiche, in denen Veränderungen durch Regulierung stattfinden müssen: den Bereich finanzieller Stabilität, einer umsichtigen Geschäftsführung und eines geordneten Abwicklungsmechanismus. Erforderlich ist eine aktive Herangehensweise des Managements, um die Herausforderungen zu bewältigen.
(Pressemitteilung BCG vom 10.03.2016)