Was bei Autos, Unterhaltungselektronik und Büchern längst Usus ist, etabliert sich auch im Bereich Kleidung und Schuhe: Der Kauf von gebrauchten Artikeln liegt voll im Trend. Die Treiber für das Wachstum des Secondhand-Marktes sind insbesondere das steigende Bewusstsein der Verbraucher:innen für Nachhaltigkeit sowie die Aussicht auf günstigere Preise für wertige Markenartikel. Expert:innen der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC Deutschland schätzen, dass das Volumen des Secondhand-Modemarktes in Deutschland von rund 3,5 Milliarden Euro im Jahr 2022 auf fünf bis sechs Milliarden Euro bis 2025 ansteigen wird.
Die Gen Z als Vorreiter für gebrauchte Kleidung und Luxusmarken
Im Global Consumer Insights Survey, für den PwC zwei Mal jährlich Verbraucher:innen in 25 Ländern weltweit befragt, gaben 56 % der deutschen Konsument:innen an, dass sie bereits gebrauchte Kleidungsstücke gekauft haben. In der Gen Z sind es sogar 64 %. Bei Luxusmarken – etwa für Bekleidung oder Handtaschen – haben 44 % schon einmal Secondhand-Artikel erworben; in der Gen Z sind es elf %punkte mehr (55 %).
Aber auch Möbel und Elektronik werden zunehmend gebraucht gekauft. So gibt rund jede:r zweite befragte Bundesbürger:innen an, Möbelstücke oder Elektronikartikel bereits aus zweiter Hand erworben zu haben.
Online-Verkaufsplattformen besonders beliebt
Beim Kauf von Secondhand-Mode und Accessoires spielt der Online-Handel eine zentrale Rolle. So setzt gut die Hälfte der Konsument:innen (54 %) auf Online-Kanäle, um gebrauchte Kleidung und Schuhe zu shoppen. 24 % nutzen Online-Verkaufsplattformen wie Ebay Kleinanzeigen oder Vinted. 19 % gehen über Händler wie Zalando oder AboutYou, während 11 % gebrauchte Kleidung über Secondhand-Online-Spezialisten wie Momox oder Rebuy kaufen.
Zu den meistgenutzten Plattformen in Deutschland gehören neben Ebay (Kleinanzeigen) als Generalisten für Secondhand-Ware insbesondere Vinted (ehemals Kleiderkreisel) und Momox Fashion. Auf Vinted sind europaweit über 550 Millionen Modeartikel gelistet. Momox Fashion bietet in Deutschland mehr als eine Million Modeartikel von über 2000 Marken. Insgesamt wurden dort bisher 18 Millionen Kleidungstücke von 800.000 Kund:innen gekauft.
Rund 39 % der Verbraucher:innen kaufen Secondhand-Bekleidung und -schuhe lieber stationär ein. Dafür suchen sie vor allem Secondhand-Shops auf (15 %), schlendern über Flohmärkte (13 %) oder kaufen Outfits, die Familienmitglieder oder Bekannten bereits getragen haben (11 %).
Anbieter setzen in der Regel auf eines von vier Geschäftsmodellen
Die Anbieter von Secondhand-Produkten setzen beim Vertrieb in der Regel auf eines von vier Geschäftsmodellen: Entweder sie nutzen Online-Verkaufsplattformen, über die Kund:innen direkt verkaufen und voreinander kaufen können, oder auf verwaltete Plattformen, bei denen Unternehmen als Vermittler agieren. Manche Marken und Einzelhändler arbeiten mit spezialisierten Technologie-Anbietern zusammen, die sich um alle mit dem Wiederverkauf verbundenen Prozesse kümmern. „Der vierte und einfachste Weg für eine Marke oder einen Einzelhändler, um sich am Wiederverkauf zu beteiligen, ist die Partnerschaft mit einer Plattform“, erklärt Dr. Christian Wulff, Consumer Markets Leader PwC Deutschland und EMEA. So kooperiert das E-Commerce-Unternehmen AboutYou beispielsweise seit Juli 2023 mit dem Online-Spezialisten für Secondhand Momox Fashion, um seinen Kunden ein deutlich größeres Angebot an gebrauchter Mode machen zu können.
Marktprognose für Secondhand-Mode-Segment
Fest steht: Secondhand ist im Aufwind und wird in den kommenden Jahren weiter stark wachsen. Das gilt besonders für den Bereich Mode. 2022 lag das Volumen des Secondhand-Mode-Marktes weltweit bei 112 Milliarden Euro. Bei jährlichen Wachstumsraten von durchschnittlich 16 % werden es nach Ansicht der PwC-Expert:innen bis 2025 rund 184 Milliarden Euro sein. Der deutsche Secondhand-Umsatz für Mode dürfte zu dieser Summe fünf bis sechs Milliarden Euro an Marktvolumen beisteuern.
(pwc vom 07.09.2023 / Viola C. Didier, RES JURA Redaktionsbüro)