Das Ende der Ära steigender Bewertungen
Der künftige Erfolg der Private-Equity-Branche hängt entscheidend davon ab, wie gut sie die Auswirkungen der zu erwartenden wirtschaftlichen Turbulenzen antizipieren und wie schnell sie ihr Portfolio krisenfest machen kann“, erklären die Studienautoren. Die Fonds hätten ihre überdurchschnittlichen Renditen der letzten 20 Jahre zu einem großen Teil den höheren Bewertungen zu verdanken gehabt. Davon sei in Zeiten starker Inflation und steigender Zinsen nicht länger auszugehen. Jetzt komme es darauf an, mit den verfügbaren Mitteln den Wert der eigenen Beteiligungen zu steigern.
Steigende Zinsen, hohe Inflation und drohende Rezession erschweren zunehmend neue Beteiligungen
Zugleich müssen Private-Equity-Fonds neue Beteiligungen wesentlich kritischer unter die Lupe nehmen, um sich vor negativen Überraschungen im Falle einer Rezession und anhaltender Inflation zu schützen. Erschwert werden Transaktionen im aktuellen Umfeld zudem durch zwei weitere Faktoren. Zum einen steigen mit der Zinswende der Zentralbanken die Finanzierungskosten. Zum anderen prüfen Banken nun wesentlich kritischer, inwieweit sich eine Transaktion auch unter schwierigeren Rahmenbedingungen rechnet.
Verkäufe an Wettbewerber werden zunehmen
Auf der Verkaufsseite bleibt die Private-Equity-Branche vor den Folgen der wirtschaftlichen Unsicherheit ebenfalls nicht verschont. Im ersten Halbjahr 2022 sank das Exit-Volumen der Buy-out-Fonds im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 37% auf 338 Mrd. USD. Dazu trug insbesondere der Einbruch des IPO-Geschäfts bei. Der Wert aller Börsengänge weltweit lag zur Halbzeit nur noch bei 91 Mrd. USD und damit 73% unter dem Niveau der ersten sechs Monate 2021.
Exits und Fundraising sind bereits deutlich rückläufig
Werden Verkäufe in die Public Markets schwieriger, verlängern sich die Haltefristen von Portfoliounternehmen – und damit verringern sich wiederum die Ausschüttungen an Investoren. Unter diesen Herausforderungen werden Private-Equity-Fonds voraussichtlich künftig noch stärker auf Secondary Buy-outs und damit auf Verkäufe an Wettbewerber setzen, prognostizieren die Studienautoren. Darüber hinaus dürfte die Auflage neuer Fonds aufwendiger und langwieriger werden. Im ersten Halbjahr 2022 kamen Buy-out-Fonds beim Fundraising weltweit auf 138 Mrd. USD. Im vergleichbaren Vorjahreszeitrum waren es noch 284 Mrd. USD gewesen.
Mit nicht-investiertem Kapital in Höhe von 3,6 Billionen USD sind Private-Equity-Fonds aber gut gewappnet
Das Tief im Neugeschäft kann die Private-Equity-Szene durchaus eine Zeit lang aushalten, betonen die Studienautoren. Immerhin verfügen die Fonds der Analyse zufolge mit 3,6 Billionen USD über mehr als doppelt so viel nicht-investiertes Kapital als noch vor sechs Jahren. Dies verschaffe der Branche Spielraum, Chancen in der Krise zu nutzen und gestärkt aus ihr hervorzugehen. Analysen zeigen, dass Private-Equity-Fonds nach einem wirtschaftlichen Einbruch gerade mit Zukäufen überdurchschnittliche Renditen erzielen konnten.
Resilienz ist Trumpf
Über viele Jahre hinweg hat die Private-Equity-Szene in Krisenzeiten eine hohe Resilienz gezeigt. Zwar stehen die Fonds derzeit vor einigen Herausforderungen, doch auf Sicht wird die Branche ihr Wachstum fortsetzen und ihren Investoren höhere Renditen als in anderen Assetklassen liefern, so das Fazit der Studienautoren.
Weitere Informationen zum „Bain Private Equity Report Midyear 2022” finden Sie hier.
(Pressemitteilung Bain & Company vom 24.08.2022)