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26.01.2023

Analyse zu M&A-Aktivitäten: Ausländische Finanzinvestoren treiben das Transaktionsgeschehen in Deutschland voran

Die M&A-Transaktionen zwischen ausländischen Investoren und deutschen Unternehmen dürften im Jahr 2022 zum ersten Mal in den letzten fünf Jahren hinter denen des Vorjahres zurückbleiben. Der Anteil der Transaktionen, an denen ausländische Private Equity-Investoren beteiligt sind, stieg weiter auf einen Höchstwert von 49,3%. US-amerikanische und westeuropäische Investoren führen die Liga an, die Investoren aus dem Nahen Osten bauten ihren Anteil – gemessen am Transaktionswert – im vergangenen Jahr weiter aus. Die meisten Transaktionen fanden in den Segmenten Technologie und industrielle Fertigung statt, die Investitionen in den Energiesektor stiegen stark an. Dies sind einige der Kernergebnisse des Berichts „Destination Deutschland. M&A-Aktivitäten ausländischer Investoren 2022“ der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC Deutschland. Die Analyse berücksichtigt alle Zusammenschlüsse, Unternehmenskäufe und -verkäufe, Leveraged Buyouts, Spin-offs, Privatisierungen und Übernahmen von Minderheitsanteilen deutscher Unternehmen durch ausländische Investoren, die zwischen dem 01.01.2018 und dem 15.11.2022 angekündigt wurden.

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© adiruch na chiangmai/fotolia.com

Transaktionsgeschehen unter dem Vorjahresniveau

Höhere Energie- und Rohstoffpreise, Unterbrechungen der Lieferketten in Folge des Ukraine-Konflikts und der Null-Covid-Politik in China, erschwerte Fundraising- und Finanzierungsbedingungen hatten negative Auswirkungen auf die M&A-Aktivitäten der ausländischen Investoren in Deutschland. Bis zum Stichtag 15. November 2022 wurden 996 Transaktionen mit ausländischer Beteiligung in einem Gesamtwert von 67,7 Mrd. € gemeldet. Bis zum Jahresende werden geschätzt 1.140 Transaktionen in einem Wert von insgesamt 76,7 Mrd. € stattfinden. Dies bedeutet einen Rückgang des M&A-Volumens um 11% und des gesamten Transaktionswertes um 26,8% gegenüber dem Vorjahr (1.286 Transaktionen, 104,8 Mrd. €). Die M&A-Aktivität im letzten Jahr liegt allerdings zumindest im Hinblick auf die Transaktionszahl über dem Niveau aller vorangegangenen Jahre; auch der von PwC ermittelte Transaktionswert wird den Wert der Jahre 2019 und 2020 übertreffen.

Investoren aus den USA und Westeuropa führen die Liga an

Laut der Studienautoren bleibt Deutschland auch in Zeiten makroökonomischer Unsicherheit mit seiner diversifizierten Industrie, zuverlässiger Infrastruktur und stabilen sozialen und rechtlichen Rahmenbedingungen im Fokus ausländischer Investoren. Auch wenn die M&A-Aktivität in diesem Jahr unter dem Rekordwert des Vorjahres lägen, würden qualitative Assets weiterhin zu hohen Preisen gehandelt, was das anhaltende Interesse der Investoren widerspiegele.

Die Euro-Abwertung gegenüber den anderen Währungen macht die Investitionen in Deutschland für Investoren aus dem Nicht-Euro-Raum besonders attraktiv. Dies machte sich im letzten Jahr bemerkbar: Die Investoren aus den USA und dem Nahen Osten zeigten insbesondere bei den Mega-Deals mehr Präsenz als die Europäer.

Private-Equity-Anteil auf dem Höchststand

Ein weiteres Ergebnis der Analyse lautet: In den vergangenen fünf Jahren ist der Anteil der Private-Equity-Deals an allen Transaktionen mit ausländischer Beteiligung gestiegen, von 37,4% im Jahr 2018 auf 49,3% im letzten Jahr. Somit spielen ausländische Finanzinvestoren – vor allem aus den USA und dem Vereinigten Königreich – eine zunehmend größere Rolle im deutschen Transaktionsgeschehen. Die Autoren der Studie erwarten zwar, dass die Zahl der Transaktionen mit ausländischen Private-Equity-Investoren bis zum Jahresende um 2,8% – von 578 Deals im Vorjahr auf geschätzt 562 Deals – zurückgehen wird. Damit liegt die Anzahl der PE-Transaktionen deutlich über den Werten der vorangegangenen Jahre: 313 (2018), 408 (2019) und 392 (2020).

Das Jahr 2022 war in vielfacher Hinsicht herausfordernd für alle Investoren, stellen die Studienautoren fest. Der Transaktionsmarkt werde sich wieder erholen, sobald der makroökonomische Druck nachlasse und sich auch die Finanzierungsbedingungen verbessern. Die Private-Equity-Häuser seien aber vorsichtiger geworden als in den Vorjahren. Der Analyse zufolge werden viele Investitionen und Exits auf das nächste Jahr verschoben, aber die Investitionsbereitschaft der Private-Equity-Investoren bleibt weiterhin hoch. Viele Transaktionen scheitern zudem momentan daran, dass die Käufer und die Verkäufer unterschiedliche Preiserwartungen haben, so die Einschätzung der Studienautoren.

Technologiesektor bleibt im Fokus der Investoren

Wie schon im Vorjahr flossen ausländische Investments besonders häufig in deutsche Technologieunternehmen: 28,9% aller Deals entfielen auf diesen Sektor, insgesamt 296 Transaktionen (2021: 27,1%). An der zweiten und dritten Stelle folgen der industrielle Fertigungssektor mit 22,8% (2021: 21,1%) und der Einzelhandels- und Konsumgütersektor mit 16% (2021: 17%). Deutlich gestiegen sind die M&A-Aktivitäten im Energiesektor (6%).

Nach Einschätzung der Studienautoren hängt der Anstieg der Investments mit den hohen Energiepreisen zusammen. Und mit den Bemühungen der Bundesregierung, Energieeinsparungen und die Ökostromnutzung zu fördern sowie die Abhängigkeit von einzelnen Energielieferanten zu verringern. Auch das Programm „Digitale Strategie 2025“ und das „Gesetz zur Digitalisierung der Energiewende“ (GDEW) wirkten sich demzufolge positiv auf Investitionen in digitale, energieeffiziente Unternehmen aus.

Besonders viele Transaktionen in den Segmenten Technologie und industrielle Fertigung

Die Private Equity-Investoren fokussieren sich auf einzelne, vielversprechende Sektoren, insbesondere auf den Technologiesektor. Auf ihn entfielen mit 35% mehr Private Equity-Transaktionen als im Vorjahr (31%). Private Equity-Transaktionen im Einzelhandels- und Konsumgütersektor gingen zurück von 19% im Vorjahr auf 17% und blieben im Industriellen Fertigungssektor unverändert bei 16%.

Dagegen ging der Anteil der Technologiedeals der strategischen Investoren leicht von 24 auf 23% zurück. Strategische Investoren setzen auf die Deals im industriellen Fertigungssektor (29%), um in einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld ihre Wettbewerbsposition weiter zu stärken oder die Konsolidierungswelle voranzutreiben. Der Anteil der Transaktionen strategischer Investoren im Einzelhandels- und Konsumgütersegment sank von 16 auf 15%. Die Anteile der Transaktionen mit strategischen Investoren im Gesundheitssektor und Energiesektor stiegen leicht auf 9% bzw. 7%.

Mehr als die Hälfte des gesamten Transaktionswerts entfällt auf US-Investoren

Die Rangliste führen die Investoren aus den USA mit 22,5% aller M&A-Transaktionen in Deutschland mit ausländischer Beteiligung an, an den Plätzen 2 und 3 nach Anzahl der Transaktionen folgen das Vereinigte Königreich und die Niederlande.

Beim Gesamtwert der Transaktionen war der US-Anteil mit 54,2% sogar noch deutlich größer. Dies lag insbesondere an den Mega-Deals der US-Finanzinvestoren in Deutschland. Der größte davon war der Erwerb der Funkturmsparte der Deutschen Telekom durch Finanzinvestoren Brookfield Asset Management und die DigitalBridge Group mit einem Wert von 10,7 Mrd. €. Zwei weitere nennenswerte Mega-Deals mit US-Beteiligung waren die drei Mrd. € schwere Übernahme des Waggonvermieters VTG durch Global Infrastructure Partners und Abu-Dhabi Investment Authority und die Akquisition von Vantage Towers, eines der größten europäischen Netzbetreibers von Sendemasten, für 3 Mrd. € durch Global Infrastructure Partners und den Private Equity-Investor KKR. Platz zwei nach Transaktionswert belegt Frankreich (4,9 Mrd. € oder 7,3%), bedingt durch den Kauf des deutschen Pharmaherstellers CordenPharma durch das Private Equity-Haus Astorg Partners für 3 Mrd. €. Den dritten Platz belegt Katar mit einer 2,8 Mio. € Investition in die Aktien des Energieversorgers RWE.

Bemerkenswert ist laut der Studienautoren auch, dass Investoren aus dem Nahen Osten im letzten Jahr stärker in deutsche Unternehmen investierten, sowohl nach Volumen als auch nach Wert.

Die PwC-Studie „M&A-Aktivitäten ausländischer Investoren 2022“ finden Sie hier.

(Pressemitteilung PwC vom 25.01.2023)


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