Verkehr- und Logistiksektor ist der Wirtschaftszweig mit der höchsten Ausfallrate
Der Verkehr- und Logistiksektor zeigte 2021 mit 2,19% die höchste Ausfallrate, im Baugewerbe (1,44%) und in der Chemiebranche (1,05%) stieg diese gegenüber dem Vorjahr an – jeweils um 0,08 %. In den übrigen Wirtschaftszweigen wurden anhaltend rückläufige Quoten registriert. Insbesondere konsumnahe Dienstleister (1,13%) dürften im Zuge der gelockerten Pandemie-Auflagen sowie der weiterhin bestehenden bzw. wieder eingesetzten staatlichen Stützungsmaßnahmen profitiert haben.
Ost-West-Gefälle bei den Ausfallraten
In allen Bundesländern hat sich die Ausfallrate 2021 gegenüber dem Vorjahr reduziert, jedoch verzeichneten die ostdeutschen Bundesländer tendenziell eine geringere empirische Ausfallrate als die westdeutschen. Im Ländervergleich hat Berlin (1,85%) die höchste Ausfallrate, während Thüringen (0,72%) die niedrigste aufweist.
Tiefer Stand bei Ausfallraten bei jungen Unternehmen
Während es im Jahr 2019 (vor Ausbruch der Corona-Pandemie) noch zu einem leichten Anstieg der Ausfallwahrscheinlichkeiten bei Start-ups kam, zeigte sich für das Jahr 2021 ein durchweg tiefer Stand der Ausfallquoten. Zum Vergleich: 2019 lag der Wert bei neu gegründeten Unternehmen bei 2,26%. 2021 stand dagegen die Ausfallquote bei 1,66%. Hier könnten die staatlichen Hilfen im Rahmen der Corona-Krise insbesondere in der fragilen Anfangsphase der Unternehmen als stabilitätsverleihendes Sicherheitspolster gewirkt haben. Dennoch blieb es für junge Unternehmen in den beiden vergangenen Jahren schwierig, adäquate Anschlussfinanzierungen zu finden, wenn das Startkapital für die erste Phase unmittelbar nach Gründung aufgezehrt wurde.
Zahlreiche Risikofaktoren dämpfen die Wirtschaftsaktivität in Deutschland
Unterschiedliche Faktoren und Ereignisse wie der Krieg in der Ukraine, die Abhängigkeit von russischen Energieimporten, die weithin beeinträchtigten globalen Lieferketten sowie aktuell die Einschränkungen der Binnenschifffahrt aufgrund der anhaltenden Trockenphasen sollten die Wirtschaftsaktivität in Deutschland im laufenden und kommenden Jahr dämpfen. Insbesondere in Branchen wie der Automobilindustrie, der chemischen Industrie und der Metallindustrie dürfte es zu Produktionseinbußen kommen.
Unsicherheit bezüglich der zukünftigen Ausfallrate hat spürbar zugenommen
Durch die aktuelle Gemengelage aus geopolitischen, wirtschaftlichen und pandemiebedingten Faktoren hat die Unsicherheit bezüglich der zukünftigen Ausfallrate deutscher Unternehmen der Studie zufolge wieder spürbar zugenommen. Dennoch gehen die Studienautoren davon aus, dass die staatlichen Stützungsmaßnahmen ihre stabilisierende Wirkung abermals nicht verfehlen und zumindest einen massiven Anstieg bei Insolvenzen verhindern, zumal die Bundesregierung ein drittes Entlastungspaket in Aussicht stellt, nachdem sie im Februar und im April 2022 bereits zwei Pakete auf den Weg gebracht hat. Angesichts der gegenwärtigen Risiken und Unsicherheiten, aber auch der potenziell stabilisierenden Entwicklungen, ergeben die Schätzungen von Creditreform Rating für die einjährige Ausfallrate zur Jahresmitte 2023 einen Anstieg auf 1,45%, ausgehend von 1,06% zum Ende des zweiten Quartals dieses Jahres.
Die Default Study 2022 von Creditreform Rating finden Sie hier.
(Pressemitteilung Creditreform Rating vom 23.08.2022)