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31.10.2018

Banken wollen in Zukunft auch komplexere Funktionen auslagern

Autokonzerne auf der Überholspur

© Egor/fotolia.com

Finanz- und Kreditinstitute wollen im Zuge der Digitalisierung neben den üblichen Standardprozessen zunehmend auch wichtige Steuerungsfunktionen outsourcen – etwa in Bereichen wie Compliance oder KYC. Dies geht aus einer Umfrage der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC unter 122 Kreditinstituten, Dienstleistern und FinTechs hierzulande hervor. Konkret stimmten 37 Prozent der befragten Banken folgendem Befund zu: „Wir werden in den nächsten 1-2 Jahren verstärkt komplexe und wissensintensive Aktivitäten auslagern.“ Dagegen wurde die Aussage nur von jedem fünften Geldhaus explizit verneint. Auffällig: Ungewöhnlich viele Umfrageteilnehmer, nämlich 42 Prozent, gaben noch keine klare Einschätzung ab.

„Der hohe Anteil der Unentschiedenen deutet darauf hin, dass die Banken zwar einerseits mehr Kernfunktionen auslagern möchten. Andererseits besteht bei vielen Entscheidungsträgern offensichtlich noch Klärungsbedarf, insbesondere in regulatorischer Hinsicht“, sagt Nina Bartholmes, Director bei PwC Deutschland und Leiterin des Sourcing Competence Teams im Bereich Financial Services Advisory

Die Branche befinde sich dabei in einem Dilemma. „Auch wenn Outsourcing in fast allen Bankbereichen regulatorisch möglich und technologisch immer leichter zu bewerkstelligen ist – in der Praxis bringen neue Regeln wie Mifid II oder die DSGVO so viel Komplexität mit sich, dass viele Institute vor weiteren Auslagerungen dann erst einmal doch zurückschrecken“, erläutert Bartholmes.

Welche Funktionen jetzt schon mehrheitlich ausgelagert werden

So kommt es, dass die meisten der befragten Finanz- und Kreditinstitute in Deutschland bislang in erster Linie bei Standardfunktionen auf externe Dienstleister setzen. Das beste Beispiel hierfür sind IT-Services, die bei 54 Prozent der befragten Institute teilweise ausgelagert sind, bei den übrigen 46 Prozent sogar komplett. Die überwiegende Mehrzahl der Banken hat darüber hinaus auch den Zahlungsverkehr (82 Prozent), die Archivierung (82 Prozent), den Postdienst (79 Prozent), die Call-Center (75 Prozent) und die Wertpapierabwicklung (74 Prozent) ganz oder zumindest partiell outgesourct. Keines der befragten Geldinstitute vertraut hingegen bei Schlüsselthemen wie KYC, Compliance, Controlling oder Geldwäscheprävention aktuell komplett auf einen externen Anbieter. Gleichwohl: Bei – je nach Thema – 14 Prozent bis 36 Prozent der Banken sind diese Prozesse immerhin schon teilweise ausgelagert.

Nach Einschätzung von Nina Bartholmes dürften diese Prozentzahlen in den kommenden Jahren deutlich steigen. Denn: „Durch die FinTech-Revolution, die längst auch viele klassische Outsourcing-Spezialisten erreicht hat, können mittlerweile auch komplexe Aufgaben mithilfe intelligenter IT-Lösungen gut ausgelagert werden.“ Entsprechend optimistisch zeigen sich die von PwC befragten Dienstleistungsunternehmen, dass die Banken ihnen in den kommenden Jahren immer mehr Aufgaben übertragen werden. Spiegelbildlich zu dem Statement, dass den Banken vorgelegt worden war, lautete hier die Aussage: „Finanz- und Kreditinstitute werden in den nächsten 1-2 Jahren verstärkt komplexe und wissensintensive Aktivitäten auslagern.“ Ganze 51 Prozent der Dienstleister stimmten dem zu. Als mögliche Bereiche wurden unter anderem Compliance und KYC genannt.

Wie modulare Systeme den Outsourcing-Trend beschleunigen

„Dabei gibt es eine ganze Reihe von Trends, die diese Entwicklung sogar beschleunigen dürften“, sagt Marcus Schmermer, Senior Manager und Sourcing-Experte. Ein gutes Beispiel hierfür seien die sogenannten modularen Auslagerungssysteme. „Dieser Ansatz läuft darauf hinaus, dass Banken beim Outsourcing unterschiedliche Bausteine bzw. Services miteinander kombinieren können – und zwar nicht nur von einem, sondern auch von mehreren Anbietern. Die höhere Spezialisierung sorgt zum einen für klare Qualitätsvorteile. Zum anderen wird die Abhängigkeit von einzelnen Dienstleistern reduziert, wodurch die Banken ihre Risiken besser streuen können.“ Von den befragten Dienstleistern besitzen mittlerweile 75 Prozent ein modulares Dienstleistungsangebot. Vier von fünf Anbietern wollen in den nächsten 1-2 Jahren zudem konkret in solche Services investieren.

Ein weiterer Trend, der aus der Studie hervorgeht: Banken und Dienstleister verstehen sich immer stärker als langfristige Partner – ein Befund, dem auf beiden Seiten jeweils 85 Prozent der Umfrageteilnehmer zustimmten. Das Gleiche gilt übrigens auch für die parallel befragten FinTechs: So nehmen sich 59 Prozent der jungen Finanztechnologieunternehmen inzwischen „überwiegend als Kooperationspartner der Banken“ wahr, während nur noch 3 Prozent angeben, sie sähen sich „überwiegend als Wettbewerber“. PwC-Experte Schmermer zieht hieraus folgende Schlussfolgerung: „Viele klassische Dienstleister orientieren sich, was ihr technologisches Setup betrifft, mittlerweile an den FinTechs – während immer mehr FinTechs auf Geschäftsmodelle einschwenken, die denen der klassischen Dienstleister ähneln.“

(Pressemitteilung PwC vom 31.10.2018)


Redaktion

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