Leistungsfähige Kapitalmärkte tragen zur Sicherung des Wohlstands bei. Das Deutsche Aktieninstitut fordert die nächste Bundesregierung deshalb auf, Aktien in Deutschland zu fördern und den deutschen Kapitalmarkt fit für die Zukunft zu machen. In einem Zehn-Punkte-Programm zeigt das Deutsche Aktieninstitut konkrete Maßnahmen auf. Ziel des Kapitalmarkt-Verbands ist es, Rahmenbedingungen für leistungsfähige Kapitalmärkte zu schaffen, die Aktie als Finanzierungs- und Anlageinstrument in Deutschland zu fördern und die Position Deutschlands als Standort für Finanzdienstleistungen im internationalen Wettbewerb zu stärken.
„Vier Monate vor der Bundestagswahl ist bereits absehbar, dass es für die neue Bundesregierung viel zu tun gibt. Mit mehr Aktien die Altersvorsorge aller Bürger stabilisieren, ein besseres Ökosystem für Börsengänge schaffen, die Hauptversammlung modernisieren und eine deutlich marktwirtschaftlichere Herangehensweise bei Nachhaltigkeitsinitiativen sind nur einige Maßnahmen, die die nächste Bundesregierung ergreifen muss“, so Dr. Christine Bortenlänger, Geschäftsführende Vorständin des Deutschen Aktieninstituts.
Aktien in der Altersvorsorge verankern
Aktien sind ein ideales Instrument zur Altersvorsorge. Wer langfristig anlegt und sein Geld breit streut, erwirtschaftet mit Aktien attraktive Erträge. Um das deutsche Rentensystem an die Demografie anzupassen und zukunftssicher zu machen, muss die Altersvorsorge um ein Ansparverfahren mit Aktien ergänzt werden, das in der gesetzlichen, betrieblichen oder privaten Säule verankert werden kann, so das Deutsche Aktieninstitut. Damit könne die Politik den Lebensstandard der Bürger im Alter sichern.
Ökosystem Kapitalmarkt für mehr Börsengänge schaffen
Um Chancen für zukunftsfähige Arbeitsplätze zu schaffen, muss Deutschland sein Ökosystem Kapitalmarkt stärken, fordert der Kapitalmarkt-Verband. Eine leistungsfähige Basis von Kapitalgebern, Emissionsbanken und Analysten, die bestmöglich zusammenarbeiten, bilde dieses Ökosystem. Für Börsengänge sei es von entscheidender Bedeutung.
Laut der Wirtschaftsvertretung zeigt der Erfolg des Impfstoffherstellers Biontech, dass der Forschungsstandort Deutschland den internationalen Vergleich grundsätzlich nicht scheuen muss. Doch in Deutschland gibt es viel zu wenig Kapital zur Finanzierung solcher Wachstumsunternehmen. In Ländern wie z.B. USA und Schweden habe das Kapital von Pensionsfonds jungen Unternehmen und Börsengängen einen nachhaltigen Schub verliehen. Viele Pensionsfonds seien spezialisierte Kapitalgeber, die die Chancen von Wachstumsunternehmen umfassend beurteilen können.
Statt in Deutschland gehen viele deutsche Wachstumsunternehmen deshalb in den USA an die Börse. Oftmals verlagert sich dann mehr und mehr ihrer Geschäftstätigkeit ins Ausland – mit dem Risiko des Verlustes deutscher Arbeitsplätze, so das Deutsche Aktieninstitut. Die neue Bundesregierung müsse hier gegensteuern und über Aktien in der Altersvorsorge dafür sorgen, dass mehr Kapital für Wachstumsunternehmen zur Verfügung stehe.
Virtuelle Hauptversammlung als Option im Aktiengesetz verankern
Die Digitalisierung in Deutschland schreitet voran. Junge börsennotierte Tech-Unternehmen haben großes Interesse, Hauptversammlungen virtuell abzuhalten. Anleger können von jedem beliebigen Ort der Welt teilnehmen, ohne Zeit und Kosten für eine Anreise auf sich zu nehmen.
Die Erfahrungen aus zwei Jahren pandemiebedingter, virtueller Hauptversammlungen sprechen auch für diese Option. Die virtuelle Hauptversammlung sollte deshalb als gleichwertige Alternative neben der Präsenz-Hauptversammlung im Aktiengesetz verankert werden, so die Forderung des Verbands.
Mehr Marktwirtschaft bei Nachhaltigkeitsinitiativen wagen
Neben der Digitalisierung ist die Nachhaltigkeit ein wichtiges Thema für die nächste Legislaturperiode, stellt das Deutsche Aktieninstitut fest. Damit die Transformation zu einer nachhaltigen, klimaneutralen Wirtschaft in Deutschland gelinge, bedürfe es einer engen Kooperation von Staat und Wirtschaft.
„In unserem Zehn-Punkte-Plan fordern wir deshalb international, mindestens aber europäisch abgestimmte Nachhaltigkeitsinitiativen. Diese müssen technologieoffen und marktwirtschaftlich ausgestaltet sein. Mehr Wettbewerb statt bürokratischem Klein-Klein müssen das Ziel sein“, so Bortenlänger.
Deutschland muss sich mit Blick auf europäische Initiativen wie die EU-Taxonomie oder die neue Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung auch dafür einsetzen, dass den Unternehmen ausreichend Zeit zur Umsetzung eingeräumt wird, fordert der Kapitalmarkt-Verband. Nur so könnten die Unternehmen die erheblichen zusätzlichen Pflichten, die mit diesen Initiativen für sie einhergehen, zielführend in ihre Arbeitsprozesse integrieren. Zusätzliche nationale Vorgaben gefährden gleiche und faire Wettbewerbsbedingungen und damit Arbeitsplätze in Deutschland. Das Deutsche Aktieninstitut lehnt sie deshalb ab.
„Unser Zehn-Punkte-Programm zeigt erheblichen Handlungsbedarf bei Themen, die für die wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands wesentlich sind. Wer es mit der Modernisierung Deutschlands und den hiesigen Arbeitsplätzen ernst meint, muss sich ihrer annehmen,“ fordert Bortenlänger. „Wir stehen den Verantwortlichen in der Politik für den Dialog bereit.“
Das Positionspapier „Aktien in Deutschland fördern – Anregungen des Deutschen Aktieninstituts zur Bundestagswahl 2021“ finden Sie hier zum Download.
(Pressemitteilung Deutsches Aktieninstitut vom 01.06.2021)