Mehr als die Hälfte der untersuchten 1.000 europäischen Unternehmen mit jeweils mehr als 1 Mrd. USD Umsatz zeigten schon vor COVID-19 Krisensignale, Corona setzt sie nun noch zusätzlich unter Druck. Betroffen sind dabei nicht nur deutsche Unternehmen, auch in den wirtschaftlich starken Ländern Norwegen, Spanien, Finnland und den Niederlanden läuten die Alarmglocken besonders laut. Zu diesen Ergebnissen kommt die zweite Ausgabe des „Kearney Restructuring Score“. Dieser erfasst den Status ausgewählter Sektoren und Branchen anhand von Finanzdaten börsennotierter Unternehmen und bewertet sie hinsichtlich ihrer Krisensymptome. Das Ergebnis wird als zentraler Kennwert abgebildet – dem Restructuring Score.
Blickt man auf die DACH-Region, beunruhigt die hiesige Entwicklung. Deutschland, Österreich und die Schweiz liegen zusammen mit einem Score von 2,69 schlechter als der europäische Durchschnittswert von 2,53, stellen die Studienautoren fest. Übertragen auf die untersuchten Unternehmen bedeutet das, dass mehr als 60% aller 203 analysierten Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz deutliche Krisensymptome aufzeigen.
Sorgenkinder Automobilzulieferer
Wirft man einen Blick auf die untersuchten Branchen, fallen einige als besondere Sorgenkinder auf. So etwa die Automobilzulieferer, deren Situation in 60% der untersuchten Fälle als kritisch betrachtet wird. Ende 2018 waren es noch weniger als die Hälfte.
Auch für die Sektoren Bau- und Ingenieurwesen und die Medienbranche sieht es nicht besser aus. Gerade in letzterer zeigt sich, wie COVID-19 die Abwärtsspirale entscheidend beschleunigen könnte, denn viele traditionelle Medienhäuser haben schon vorher um ihre Existenz gekämpft. Nun müssen sie machtlos zusehen, wie neue Wettbewerber wie Netflix dank des Lockdowns zusätzlichen Aufwind erleben.
Positive Ausnahme im Medien- und Kommunikationstechnologiebereich sind der Studie zufolge lediglich die Hersteller von Hardware, denn die weiter steigende Nachfrage nach schnellerer Dateninfrastruktur treibt ihr Geschäft. Dies dürfte insbesondere im Ausbau des 5G-Netzes begründet sein, erklären die Studienautoren.
(Pressemitteilung Kearney vom 19.08.2020)