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04.10.2017

Corporate Venture Capital: Autobauer auf Einkaufstour

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Corporate Finance

Automobilbauer setzen verstärkt auf Beteiligungen und Partnerschaften, um den Zugriff auf Zukunftstechnologien wie autonomes Fahren und umweltfreundliche Antriebe zu sichern. Ein internationales Ranking der Strategieberatung Oliver Wyman zeigt einen sprunghaften Anstieg der Corporate Venture Capital-Aktivitäten im ersten Halbjahr 2017.

Klassische Automobilbauer drücken aufs Tempo, um nicht bei neuen Technologien abgehängt zu werden. Bis Anfang September diesen Jahres sind die führenden Hersteller bei 52 überwiegend jungen Technologie-Firmen eingestiegen, die sich im Mobilitätssektor positionieren. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Analyse von Oliver Wyman, die die Beteiligungsstrategien von zwölf Marken untersucht – darunter BMW, Daimler, Volkswagen und Audi aus Deutschland. 2016 lag die Zahl der Risikokapitalinvestitionen erst bei 41. Schon das bedeutete einen Zuwachs von fast 150 Prozent gegenüber 2015. Mit zusammen gut 70% bilden Mobilitätsdienstleistungen (32%), Green Vehicles (22%) – dazu zählen beispielsweise Fahrzeuge mit Elektro- oder Brennstoffzellenantrieb – sowie vernetzte und autonome Fahrzeuge (16%) den Schwerpunkt.

Über die vergangenen Jahre haben sich die deutschen Hersteller BMW und Daimler unter den Top-3-Investoren weltweit platziert – neben dem US-Hersteller GM. Doch die Analyse zeigt auch Handlungsbedarf auf, denn viele Autobauer investieren wenig fokussiert – und laufen so Gefahr, dass ihr finanzieller Einsatz an zu vielen Stellen verpufft. Der Druck auf die Autohersteller wächst außerdem, weil kapitalstarke Unternehmen aus mehreren technologiegetriebenen Branchen wie IT und Telekommunikation in den Mobilitätssektor drängen.

Allerdings fehlt den Beteiligungsstrategien vieler Autobauer laut den Autoren des Rankings eine klare Ausrichtung. Es sei festzustellen, dass viele Hersteller noch unsicher seien, wo die Reise hingehe. Budgets werden häufig nach dem Gießkannenprinzip verteilt. Laut der Analyse müssten OEMs die für sie wichtigen Technologien ermitteln und gezielter tätig werden. Das gelte vor allem, weil die Zielunternehmen reifer und damit teurer werden. In der aktuellen Breite könnten sich die Investitionen nicht dauerhaft aufrechterhalten lassen. Erste Hersteller haben das laut der Studienautoren bereits erkannt. Daimler beispielsweise investiere massiv in den Bereich Mobility Services, während GM den Einstieg bei Techniklieferanten für nachhaltige Fahrzeuge in den Mittelpunkt gerückt habe. Aus Sicht der Autoren sei es zudem sinnvoll, sehr junge Firmen in eigenen Inkubatoren zu unterstützen.

Deutsche Premiumhersteller mit der höchsten Aktivität

Im langfristigen Ranking liegen zwei deutsche Unternehmen weit vorne: Mit 37 Beteiligungen führt BMW die Rangliste knapp an – vor Daimler mit 36 und GM mit 35 Investitionen. Volvo (27), Ford (24) und Toyota (18) finden sich im Mittelfeld. Volkswagen (12), Honda (9) und Audi (8) liegen nur knapp vor den französischen Herstellern Renault und PSA, die mit je sieben bzw. sechs Beteiligungen in diesem Zeitraum das Schlusslicht bilden. Einige Hersteller holen gerade stark auf. So haben Toyota und PSA eigene Beteiligungsfonds aufgesetzt – nach dem Vorbild des Pioniers BMW, der bereits 2011 seinen Fonds „i Ventures“ ins Leben gerufen hat. Mit einem bereitgestellten Kapital von 500 Mio. € liegen die Münchener hier weit vorne. Die OEMs seien zunehmend bemüht, technische Lücken zu schließen. Volkswagen etwa eröffnete in diesem Jahr den eigenen Inkubator „IDEATION:HUB“ – nach dem Vorbild von Daimler und BMW, die schon länger eigene Einheiten für die Förderung von Start-ups unterhalten.

Laut den Studienautoren sind die Nachzügler nicht unbedingt in einer schwächeren Position. OEMs, die frühzeitig begonnen haben, in verschiedene Bereiche zu investieren, besitzen aufgrund der hohen Breite des Beteiligungsportfolios zwar einen Vorteil. Wer aber abwarte, könne den Markt beobachten und sich dann fokussiert auf einzelne Partnerschaften festlegen. So habe Toyota jüngst einen Fonds mit 100 Mio. USD ausgestattet, der ausschließlich im Bereich der künstlichen Intelligenz investiert. Die künstliche Intelligenz ist laut der Experten eine übergeordnete Schlüsseltechnologie. Sie helfe einerseits im Fahrzeug etwa bei der Auswertung von Straßenschildern, genauso aber auch bei der Steuerung des Angebots von Mobilitätsdienstleistungen.

Neue Herausforderer für die OEMs

Nicht nur zwischen den klassischen OEMs verschärft sich laut der Studienautoren die Konkurrenz. Neue Player wie Uber und DiDi Chuxing würden in den Markt drängen und die etablierten Hersteller herausfordern. Auch sie beteiligen sich verstärkt an Start-ups und haben inzwischen je 21 Investitionen abgeschlossen. Zudem positionieren sich Unternehmen wie die japanische Softbank Group. Der Telekommunikations- und Medienkonzern hat jüngst 5,5 Mrd. USD in den chinesischen Fahrdienstvermittler DiDi Chuxing investiert und bereitet Medienberichten zufolge zudem eine Investition in Höhe von 10 Mrd. USD in den DiDi-Konkurrent Uber vor. Neben weiteren Beteiligungen bei Mobilitätsdiensten wie OLA und Grab strebe Softbank auch mit mehreren Investitionen in den Bereich autonomes Fahren.

Da die OEMs ein natürliches Interesse an diesen Technologien haben, müssten sie Unternehmen wie Softbank als ernstzunehmende Konkurrenten betrachten, zumal sie häufig über eine enorme Finanzkraft verfügen würden. Viele neue Konkurrenten seien in der Lage, mit großen Investitionen ganze Industriezweige umzuwälzen. Um die neuen Wettbewerber aus der Technologie-Szene auf Distanz zu halten, müssten OEMs laut der Studienautoren zunächst zweigleisig fahren. Neben den Investitionen in Start-ups sei es nötig, weiter auf Inkubatoren zu setzen.

(Pressemitteilung Oliver Wyman vom 29.09.2017)


Redaktion

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