Die Dividendenausschüttungen steigen in diesem Jahr auf ein Rekordhoch: Insgesamt 31,7 Milliarden Euro zahlen die DAX-Konzerne ihren Aktionären in diesem Jahr, das sind neun Prozent mehr als im Vorjahr. Den bisherigen Höchstwert von 29,8 Milliarden Euro im Jahr 2015 übertreffen die Konzerne in diesem Jahr um sieben Prozent. Die Mehrzahl der DAX-Konzerne schüttet in diesem Jahr so viel Geld an ihre Aktionäre aus wie nie zuvor: Bei 19 DAX-Unternehmen steigt die Dividende auf Rekordniveau.
Größter Dividendenzahler Deutschlands ist auch in diesem Jahr wieder der Autokonzern Daimler, der wie im Vorjahr 3,48 Milliarden Euro ausschüttet. Der Versicherungskonzern Allianz (3,46 Milliarden Euro, plus vier Prozent) liegt knapp dahinter auf dem zweiten Platz.
Immerhin 23 Unternehmen schlagen ihren Aktionären in diesem Jahr eine höhere Dividende als im Vorjahr vor. Auf das stärkste Plus können sich die Aktionäre von Volkswagen bedingt durch die Sondereffekte aus dem Vorjahr freuen: Der Autokonzern verfünfzehnfacht die Ausschüttungssumme von 68 Millionen auf 1,015 Milliarden Euro.
Weniger als im Vorjahr erhalten in diesem Jahr nur die Aktionäre von Eon, sowie die Anteilseigner der Commerzbank, die in diesem Jahr keine Dividende zahlt. Bei RWE gehen wie im Vorjahr die Stammaktionäre leer aus, die Vorzugsaktionäre erhalten erneut eine Mini-Dividende von 0,13 Euro je Aktie.
Das sind Ergebnisse einer Analyse des Prüfungs- und Beratungsunternehmens EY (Ernst & Young).
„Den meisten DAX-Unternehmen geht es trotz der verhaltenen Konjunkturentwicklung in Europa und wichtigen Auslandsmärkten insgesamt gut: Der Gesamtumsatz und das operative Ergebnis lagen im vergangenen Jahr auf Rekordniveau, die Profitabilität ist gestiegen – da wollen und sollten die Aktionäre angemessen beteiligt werden“, sagt Mathieu Meyer, Mitglied der Geschäftsführung bei EY.
Gewinne steigen stärker als die Dividenden
Noch stärker als die Dividendenausschüttungen stiegen allerdings die Gewinne: Der gesamte auf die Aktionäre entfallende Jahresüberschuss der DAX-Konzerne lag im vergangenen Geschäftsjahr bei 55,6 Milliarden Euro, ein Anstieg um 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Insgesamt sank die Ausschüttungsquote damit von 59,4 auf 55,9 Prozent. Grund für die weiterhin relativ hohe Ausschüttungsquote sind die Milliarden-Verluste bei den beiden Energieversorgern. Vor 2015 lag die Ausschüttungsquote zumeist bei etwa 45 Prozent.
„Die Gewinne steigen insgesamt stärker als die Dividendenausschüttung – das deutet darauf hin, dass die Unternehmen trotz guter Finanzlage vorsichtig bleiben und darauf achten wollen, ausreichend liquide Mittel vorzuhalten“, beobachtet Meyer. „Das erscheint grundsätzlich vernünftig – allerdings besteht immer die Gefahr, dass eine allzu vorsichtige Dividendenpolitik an den Aktienmärkten als negatives Signal gewertet wird. Für die Unternehmen ist es daher eine Gratwanderung: Das Management muss das berechtigte Interesse der Investoren an einer Gewinnbeteiligung mit den weiteren Finanzierungserfordernissen des Unternehmens abwägen.“
Zumal in vielen Branchen Investitionen in den Umbau von Geschäftsmodellen und die Entwicklung neuer Technologien anstünden, ergänzt Meyer: „Erhebliche Zukunftsinvestitionen müssen finanziert werden. Zu hohe Ausschüttungen könnten die Handlungsfähigkeit und Zukunftsfähigkeit der Unternehmen einschränken – und angesichts der hochvolatilen Märkte, einer ungewissen Konjunkturentwicklung und gestiegener weltweiter politischer Risiken sind die Unternehmen gut beraten, ausreichend liquide Mittel vorzuhalten.“
Insgesamt senden die Unternehmen mit ihrer Dividendenpolitik ein eindeutiges Signal an den Aktienmarkt, fasst Meyer zusammen: „Der erneute Anstieg schafft Vertrauen unter Anteilseignern und Investoren. Diese können sich besonders in einem andauernden Niedrigzinsumfeld mehrheitlich auf einen hohen Rückfluss aus ihren häufig mittel- bis langfristigen Aktieninvestitionen freuen. Erneut bestätigen die Unternehmen damit den Trend, dass Dividenden die neuen Zinsen sind“.
Ausblick: Dividenden dürften weiter steigen
Angesichts der in diesem Jahr zumeist recht moderaten Anhebung der Dividenden und insgesamt positiver Konjunkturaussichten spricht einiges für weiter steigende Dividendenausschüttungen der DAX-Konzerne im nächsten Jahr, so Meyer: „Die operative Entwicklung der meisten Unternehmen ist gut bis sehr gut – bis auf den Banken- und den Energiesektor ist die Lage in den wichtigen Branchen absolut zufriedenstellend. In diesem Jahr dürfte zudem der schwache Euro zusätzlichen Rückenwind geben, was sich auch positiv auf die Gewinnsituation der Unternehmen auswirken kann und auf ihre Möglichkeiten, attraktive Dividenden zu zahlen.“
(Pressemitteilung EY vom 20.03.2017)