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18.08.2025

Deutsche Familienunternehmen volkswirtschaftlich unterschätzt

Die wirtschaftliche Stärke und Stabilität von deutschen Familienunternehmen werden im Vergleich zu Konzernen stark unterschätzt, zeigt eine aktuelle Studie.

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©vadimgozhda/123rf.com

Hochgeschätzt als Arbeitgeber, stark unterschätzt, wenn es um die wirtschaftliche Stärke geht: Das ist das Spannungsfeld, in dem sich die deutschen Familienunternehmen bewegen. In Sachen wirtschaftliche Stärke und Stabilität liegen Konzerne aus Perspektive der Deutschen mit 52 % klar vor Familienunternehmen, die nur auf 13 % kommen. Dennoch sind eigentümergeführte Unternehmen die beliebtesten Arbeitgeber in Deutschland, wie 35 % bestätigen. Gerade für die umworbene junge Zielgruppe der Gen Z in Ausbildung sind Familienunternehmen der Wunsch-Arbeitgeber – weit vor Konzernen (39 % versus 10 %). Das sind zentrale Ergebnisse einer PwC-Umfrage zum Image von Familienunternehmen unter 2.000 Bürger:innen in Deutschland.

„Familienunternehmen stehen nach wie vor im Schatten der großen Konzerne. Dabei sind sie das eigentliche Rückgrat der deutschen Wirtschaft. Eigentümergeführte Unternehmen stellen mehr als die Hälfte der Arbeitsplätze in Deutschland, sie tragen die Hälfte zum Gesamtumsatz der deutschen Wirtschaft bei und schaffen fast 60 % der Ausbildungsplätze. Es überrascht mich sehr, dass Image und Realität noch immer so weit auseinanderliegen. Familienunternehmen müssen insbesondere angesichts des Fachkräftemangels endlich aus dem Hidden heraustreten und sichtbarer werden“, sagt Uwe Rittmann, Leiter Familienunternehmen und Mittelstand bei PwC Deutschland.

Familienunternehmen haben ein Imageproblem

Nicht nur in puncto wirtschaftliche Stärke, sondern zum Beispiel auch bei der internationalen Wettbewerbsfähigkeit (63 versus 8 %) liegen Konzerne nach Einschätzung der Bürger:innen mit großem Abstand vor Familienunternehmen. Ein ähnliches Bild zeichnet sich bei weiteren „Hard Facts“ wie Rendite, Krisenfestigkeit und finanzielle Stabilität ab – auch in diesen Punkten schneiden Familienunternehmen schlechter als Konzerne ab. „Viele Menschen wissen nicht, dass zahlreiche internationale Weltmarktführer – die Hidden Champions – aus Deutschland stammen und finanziell ausgesprochen stabil aufgestellt sind. Um als internationale Player mehr Anerkennung zu bekommen, müssen deutsche Familienunternehmen ihre Leistung dringend offensiver kommunizieren und ihre Marke ausbauen – im Hinblick auf Fachkräfte und weitere Stakeholder“, kommentiert Uwe Rittmann.

Hohes Vertrauen in Familienunternehmen als Arbeitgeber

Doch es gibt auch gute Nachrichten: Als Arbeitgeber können Familienunternehmen überzeugen. Wie in der Vergleichsbefragung aus dem Jahr 2023 sind Familienunternehmen weiterhin die Wunsch-Arbeitgeber und haben damit die öffentliche Hand, die in den Jahren 2019 und 2021 am besten abschnitt, abgelöst. Diese landet aktuell nur noch auf Platz 2 der beliebtesten Arbeitgeber, gefolgt von Konzernen, Startups und Nichtregierungsorganisationen (NGO). „Offenbar schätzen die Menschen in einer unruhigen Welt die Sicherheit, ein stabiles Wertesystem und die langfristige Orientierung, die Familienunternehmen ihnen bieten können. Familienunternehmen wird ein großes Vertrauen entgegengebracht. Obwohl sie bei Gehalt, Karriere- und Weiterbildungsmöglichkeiten schlechter abschneiden als Konzerne – Faktoren, die Angestellten eigentlich sehr wichtig sind“, so Rittmann.

Bürokratie und Steuerlast gelten als größte Hemmnisse

Trotz des großen Vertrauens gibt es einen Aspekt, der den Studienteilnehmer:innen Sorge bereitet: Sie halten Familienunternehmen für gefährdeter als andere Unternehmensformen, weil ein Ausfall auf Inhaberebene oder ein Streit innerhalb der Familie die Firma in schwere Turbulenzen bringen kann. Dem stimmen 84 % zu – acht Prozentpunkte mehr als in der Vergleichsbefragung aus dem Jahr 2021. „Das mag an der medialen Berichterstattung zu schwierigen Nachfolgeregelungen liegen. Dazu kommt, dass viele Unternehmerfamilien sich gerade im Hinblick auf die schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, technologischer Disruption und des demographischen Wandels die Frage stellen, ob sie noch der richtige Gesellschafter für das Unternehmen sind“, meint Rittmann.

„Gefühlte“ Wahrheit versus Realität

Insgesamt sind die Bedenken zur Widerstandskraft von Familienunternehmen leicht gewachsen: Der Aussage, dass Familienunternehmen besser als andere durch Krisenzeiten kommen, stimmen nur noch 56 % zu (2023 65 %). Dazu kommt, dass nur 14 % Familienunternehmen als krisensicher ansehen (Konzerne 34 %, öffentliche Hand 28 %). „Dabei haben Familienunternehmen in den Krisenzeiten der vergangenen Jahre gezeigt, dass sie resilienter als andere Unternehmensformen sind – nicht zuletzt, weil sie über eine hohe Eigenkapitalquote verfügen und finanziell dadurch unabhängig und investitionsfähig sind“, weiß Rittmann.

(PwC vom 15.08.2025 / RES JURA Redaktionsbüro – vcd)


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