Nach der anhaltenden Rezession signalisiert der aktuelle European Economic Outlook von KPMG eine moderate Erholung der deutschen Wirtschaft im Jahr 2026. Demnach dürfte das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 1,1 % wachsen – der erste spürbare Aufschwung seit vier Jahren. In diesem Jahr dürfte es noch stagnieren und mit 0,1 % nur minimal steigen.
Trotz dieser positiven Tendenz bleibt Deutschland im europäischen Vergleich im Mittelfeld: Die Erholung wird laut European Economic Outlook langsamer als in vielen anderen Volkswirtschaften Europas verlaufen, weiter gebremst durch strukturelle Herausforderungen am Standort, zurückhaltende Investitionsbereitschaft und externe Unsicherheiten, etwa im internationalen Handel.
Europa steht vor unterschiedlichen Wachstumsaussichten
Europa steuert insgesamt kurzfristig auf ein verhaltenes Wirtschaftswachstum zu: Die angespannte weltwirtschaftliche Lage belastet sowohl Unternehmensinvestitionen als auch das Konsumverhalten. Für die Eurozone erwartet der European Economic Outlook ein Anstieg des BIP um rund 0,9 Prozent im Jahr 2025 und 1,1 Prozent im Jahr 2026.
Das insgesamt schwache Wachstum verdeckt deutliche Unterschiede innerhalb Europas. Süd- und osteuropäische Volkswirtschaften wie Spanien und Polen entwickeln sich derzeit dynamisch – getragen von einer starken Binnennachfrage, gezielten Investitionen und stabilen Arbeitsmärkten. Im Gegensatz dazu sehen sich andere etablierte Industriestaaten wie Deutschland oder Frankreich weiterhin mit strukturellen Standortnachteilen konfrontiert.
Handel bleibt zentrales Risiko für Europas Wachstum
Ein Handelsabkommen mit den USA könnte das Wirtschaftswachstum in der EU im Jahr 2026 leicht steigern – allerdings nur um bis zu 0,1 %. Vielmehr ist aber nicht zu erwarten. Denn eine Rückkehr zu einem weitgehend zollfreien Handel gilt als unrealistisch. Zudem bremsen die Unsicherheit über den Ausgang der Verhandlungen und mögliche Zugeständnisse die Investitionsbereitschaft.
Ein alternatives Negativszenario mit höheren allgemeinen Zolltarifen würde insbesondere kleine, offene und stark exportorientierte Volkswirtschaften wie Irland, die Schweiz und Deutschland treffen. Hier könnten die BIP-Verluste bei bis zu 1,4 % liegen.
(KPMG vom 18.06.2025 / RES JURA Redaktionsbüro – vcd)