Der deutsche Emissionsmarkt erlebt bis dato ein extrem ruhiges IPO-Jahr. Für positive Impulse sorgen immerhin die Kapitalerhöhungen, die im zweiten Quartal auf einen historischen Tiefstand gefallen waren, nun aber wieder steil nach oben zeigen. Zu diesen Ergebnissen kommt die Analyse „Emissionsmarkt Deutschland“, für die das Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen PwC vierteljährlich die Aktienneuemissionen sowie Kapitalerhöhungen von Unternehmen mit Primary Listing an der Börse Frankfurt erfasst.
Solides Aktienmarktumfeld: Indizes stabil, Volatilität gering
Obwohl sich das Aktienmarktumfeld zuletzt verbessert hat – mit stabilen Indizes und einer geringen Volatilität – sorgte lediglich die AUMOVIO SE im dritten Quartal für etwas Bewegung an der Frankfurter Börse. Da es sich um ein Spin-off aus der Continental AG ohne direkte Aktienplatzierung handelt, wird AUMOVIO in dieser Analyse nicht als IPO gewertet. 2025 droht somit zum Flautenjahr für IPOs zu werden.
Am 09.10.2025 blickte der Markt gespannt auf die Erstnotiz des Prothesenherstellers Ottobock. Es war das erste IPO im Prime-Standard der Frankfurter Börse für dieses Jahr, neben dem Listing von AUMOVIO. Im zweiten Quartal waren mit PFISTERER und innoscripta zwei Unternehmen im Scale-Segment an die Börse gegangen. Im dritten Quartal endeten für TenneT und Stada zwei IPO-Pläne mit einem (Teil-) Verkauf.
„Wir beobachten, dass die Eigentümer und Unternehmen bei der Strukturierung ihrer Transaktionen flexibler werden und sich bewusst verschiedene Optionen bis zum Ende offenhalten – auch weil eine gewisse Unsicherheit herrscht, ob das Investoreninteresse für IPOs vorhanden ist“, kommentiert Stephan Wyrobisch, PwC-Experte für Kapitalmarkttransaktionen.
Kapitalerhöhungen steigen auf höchsten Wert seit Ende 2022
Für einen Lichtblick im dritten Quartal sorgten die Kapitalerhöhungen, die im zweiten Quartal mit 7 Millionen Euro auf einen historischen Tiefstand gefallen waren. Zwischen Juli und September beschafften sich nun acht Unternehmen auf diesem Weg frisches Kapital. Die Erlöse erreichten mit 3,613 Milliarden Euro den höchsten Wert für ein Quartal seit Ende 2022. Den Löwenanteil daran hatte die EnBW Energie Baden-Württemberg AG: Das Versorgungsunternehmen konnte via Kapitalerhöhung 3,106 Milliarden Euro einnehmen. Das Geld soll in ein Investitionsprogramm fließen, das den klimaneutralen Umbau des Energiesystems vorantreibt.
„Der steile Anstieg der Kapitalerhöhungen im dritten Quartal ist ein positives Signal und belegt, dass Kapitalmarkttransaktionen im aktuellen Marktumfeld möglich sind – obgleich es für bekannte, etablierte Unternehmen ungleich leichter ist, über Kapitalerhöhungen Geld einzusammeln, als für Newcomer, ein IPO durchzuziehen“, so Wyrobisch.
Einbruch bei den Fremdkapitalemissionen
Bei den Fremdkapitalemissionen verlief das dritte Quartal harzig: Nach einem starken ersten Halbjahr 2025 sank das Emissionsvolumen für Investment Grade Bonds im dritten Quartal um 38 Prozent und erreichte nur noch 15,576 Milliarden Euro, obwohl die Anzahl der Transaktionen von 25 auf 29 leicht zulegte. Auch der Markt für High-Yield-Bonds war im dritten Quartal deutlich rückläufig mit nur zwei Transaktionen. Das Emissionsvolumen lag mit 1,343 Milliarden Euro sogar 83 Prozent unter dem Wert des vorherigen Quartals.
Prognose: Erholung des IPO-Marktes erst für 2026 erwartet
Der Blick von Stephan Wyrobisch auf die Emissionstätigkeiten im Schlussquartal 2025 fällt entsprechend verhalten aus: „Wir gehen nicht davon aus, dass wir zum Ende des Jahres eine Belebung des IPO-Marktes sehen werden. Die Hoffnungen ruhen auf dem Jahr 2026. Die Pipeline an Börsenkandidaten ist weiterhin gut gefüllt. Zahlreiche Private Equity Assets sind reif für den Exit und auch weitere Abspaltungen von Unternehmensteilen sind in der Planung weit fortgeschritten. Zudem evaluieren auch fortwährend Wachstumsunternehmen ein IPO als strategische Option“, resümiert der PwC-Experte.
(PwC vom 20.10.2025 / RES JURA Redaktionsbüro – vcd)