• Home
  • /
  • Meldungen
  • /
  • Einsatz von künstlicher Intelligenz in Unternehmen in Deutschland noch halbherzig

07.12.2022

Einsatz von künstlicher Intelligenz in Unternehmen in Deutschland noch halbherzig

Autokonzerne auf der Überholspur

©Alexander Limbach/fotolia.com

Weltweit wächst der Markt für Anwendungen Künstlicher Intelligenz rasant, und doch räumen Unternehmen in Deutschland der Bedeutung des Themas für ihre wirtschaftliche Zukunftsrelevanz noch nicht den Stellenwert ein, der in anderen Ländern vorherrscht. Zu diesem Ergebnis kommt die fünfte Ausgabe der jährlichen Studie "State of AI in the Enterprise", in der Deloitte untersucht, wie Unternehmen sich einen Weg in eine Zukunft voller unerschlossener Wertquellen bahnen. Insbesondere bei KI-Kultur und -Leadership liegt Deutschland weit abgeschlagen: Der Untersuchung zufolge ist das Thema KI in Deutschland noch nicht wirklich auf dem C-Level der Unternehmen angekommen, was die Entwicklung weiter hemmen dürfte. Überproportional viele deutsche Firmen sind als sog. Transformer klassifiziert, die meisten erfüllen die Kriterien aber nur knapp, zudem haben viele bisher keine Grundlagen für eine nachhaltige KI-Nutzung geschaffen.

Wie nutzen Führungskräfte das Potenzial von KI, um den Wert ihrer Unternehmen in großem Umfang zu steigern? Wo sind deutsche Unternehmen führend, und was fehlt ihnen? Für die Studie „State of AI in the Enterprise“ gewährten 2.620 KI-Experten Einblick zum aktuellen KI-Stand in ihren Unternehmen, in Deutschland wurden 150 Interviews durchgeführt. Alle Befragten stammen aus Unternehmen, die bereits KI-Technologie eingeführt haben. Die Fragen richteten sich ausschließlich an Führungskräfte mit unmittelbarer Verantwortlichkeit für KI-Strategie, deren Leitung, Budgetierung oder Beaufsichtigung bei der Implementierung, ergänzt von qualitativen Telefoninterviews mit Fachexperten.

Deutschland steht noch am Anfang der Ära

Auch im diesjährigen Bericht stellen die Studienautoren eindeutig fest , dass man sich in Deutschland erst am Anfang des ‚Age of With‘ befindet, der Ära der Zusammenarbeit von Mensch und Maschine. Es gebe aber gute Anzeichen dafür, dass deutsche Unternehmen immer mehr die Chancen der KI erkennen. Zugleich weisen die Ergebnisse darauf hin, dass deutsche Unternehmen zwar in einigen Bereichen gut positioniert sind. Andere wichtige Bereiche geben jedoch Anlass zur Sorge. Insbesondere die Aufhängung des Megathemas KI bei deutschen Vorständen ist – um es nett zu sagen – noch ausbaufähig und überdies dringend geboten, um dieser Technologie beizeiten die Bedeutung beizumessen, die sie verdient, warnen die Autoren der Analyse. Das habe man in allen anderen befragten Ländern längst erkannt und handele entsprechend.

KI-Anwendungen weltweit auf dem Vormarsch

Eines ist klar: Die Zukunft mit massiver Anwendung von Künstlicher Intelligenz kommt unaufhaltsam und ist unverzichtbar. Der weltweite KI-Markt entwickelt sich weiterhin rasant, und durchschnittlich 94% der global Befragten gaben übereinstimmend an, dass diese Technologie wichtig für die Zukunft ihrer Unternehmen ist. Höchstwerte kommen hier aus Südafrika (99%), Indien (98%), Brasilien (97%) und China (96%), deutsche Unternehmen geben hingegen das Schlusslicht: Nur 87% der deutschen Befragten halten KI-Lösungen in den nächsten fünf Jahren für wichtig.

Vielleicht hat dies auch an mit der inneren Einstellung der Deutschen gegenüber KI zu tun: So zeigen sich hierzulande 52% der Befragten besorgt über die manipulative Macht von KI, während dies im weltweiten Durchschnitt nur 41% so sehen. Die Hälfte der deutschen Befragten fürchten KI zudem als Jobkiller, global tun dies nur 38%. Dennoch ist KI natürlich auch in Deutschland schon am Werk, sei es bei Spracherkennung, -steuerung und -assistenz, oder bei intelligenter Automation. Weitere wichtigste KI-Anwendungen sind Text-Chatbots, Biometrik, Intelligente Prozessautomatisierung, Maschinelles Sehen, Sprachagenten und Sprachverarbeitung.

Zum Teil große Unterschiede zwischen Deutschland und internationalem KI-Level

Es ist zu beobachten, dass Deutschland in einigen Bereich noch viel KI-Entwicklung vor sich hat, in anderen wiederum den Zenit des Entwicklungsbedarfs bereits überschritten hat. Vor allem im Bereich der optisch gestützten Maschinenaufgaben – wie etwa Qualitätskontrolle oder Gesichtserkennung – sehen die Befragten zu 32% in den kommenden drei bis fünf Jahren eine hohe Relevanz, für den Zeitraum fünf bis zehn Jahren sind es schon 41%. Auch bei Simulationen, etwa mit Digital Twins, liegt die Steigerungserwartung ähnlich hoch, während er bei Anwendungen wie Intelligenter Automatisierung, Cybersecurity und Empfehlungssystemen seinen Höhepunkt schon erreicht hat und sich in den kommenden zehn Jahren laut der Befragung relativ stagniert bzw. rückläufig entwickeln dürfte. Dies gilt als Zeichen, dass die Entwicklung in diesem Bereich weitgehend als abgeschlossen und integriert betrachtet wird, was insbesondere hinsichtlich Cybersecurity Sorgen bereitet.

Auch bei den KI-Investitionen klafft die Schere zwischen Global und Deutschland auseinander: Im Durchschnitt berichten 76% der Befragten weltweit von einer Zunahme der KI-Investitionen, verglichen mit 70% der deutschen Befragten. Es besteht das Risiko, dass deutsche Unternehmen das Potenzial von KI im Vergleich zu internationalen Wettbewerbern nicht ausreichend nutzen, warnen die Studienautoren. Unternehmen in anderen Ländern würden in der KI-Technologie eher einen Schlüssel zum künftigen Erfolg sehen und mit ihren KI-Investitionen stärker auf die Zukunft einzahlen als hierzulande.

KI-Themen gehören in die C-Klasse

In diesem Jahr sieht die Untersuchung überproportional viele Organisationen aus Deutschland, die mit stärksten KI-Ergebnissen assoziiert werden, also viel KI nutzen und auch Ziele damit erreichen, die sogenannten Transformer. Hier belegt Deutschland den dritten Platz unter den 13 untersuchten Länder. Diese Position wirkt auf den ersten Blick ermutigend, ist jedoch trügerisch. Zum einen erfüllen die meisten deutschen Transformer die geforderten Kriterien in der Studie nur sehr knapp, was bedeutet, dass ihre gute Platzierung in dem von rapider Veränderung geprägten KI-Umfeld eher nicht beständig sein wird und sie infolgedessen verstärkt Gefahr laufen, weiter zurückzufallen. Zum anderen zeigen die Ergebnisse, dass viele deutsche Unternehmen es offenbar versäumt haben, die Grundlagen für eine nachhaltige Nutzung von KI zu schaffen. Hier fallen insbesondere die Themen Kultur und Führung auf, bei denen Deutschland durchgehend schlecht abschneidet und bei mehr der Hälfte der Themen auf dem letzten Platz liegt. Das liege u.a. auch am mangelnden Verständnis und unzureichender Verankerung von KI als Thema in der Vorstandsetage, erklären die Studienautoren.

Die Autoren der KI-Studie raten, das Thema AI nicht irgendwo unten in der Organisation anzusiedeln, denn es geht heute nicht mehr um die Einführung von KI oder lediglich die Automatisierung von Prozessen aus Effizienzgründen. Es gehe jetzt darum, Werte zu schaffen, Ergebnisse zu erzielen und das Potenzial der KI zu nutzen, um neue Möglichkeiten für unsere Unternehmen, unsere Mitarbeiter und unsere Gesellschaft im Allgemeinen zu schaffen. Und es geht darum, die Beschränkungen der bisherigen Geschäftspraktiken zu überwinden, um den Anschluss an den internationalen KI-Level nicht zu verlieren, so das Fazit der Studienautoren.

Die deutsche Studie können Sie hier herunterladen. Die globale KI-Studie ist hier zu finden.

(Pressemitteilung Deloitte vom 02.12.2022)


Weitere Meldungen


Idee, Glühbirne, Forschung, Entwicklung
Meldung

©ra2 studio/fotolia.com

18.04.2024

US-Konzerne erhöhen Forschungsausgaben

Trotz stagnierender Umsätze und sinkender Gewinne: Die innovativsten Top-Konzerne der Welt investieren weiterhin stark in Forschung und Entwicklung (F&E). So sind die Forschungs- und Entwicklungsbudgets der 500 Unternehmen weltweit mit den höchsten F&E-Ausgaben im Jahr 2023 um insgesamt 12 % gestiegen – obwohl der Umsatz nur um 2 % zulegte und der Gesamtgewinn sogar um 9 % schrumpfte.

US-Konzerne erhöhen Forschungsausgaben
Investition, Geld, Investor, Vermögen, Kapital
Meldung

pitinan/123rf.com

18.04.2024

Unternehmen planen weniger Investitionen für 2024

Die Unternehmen in Deutschland haben ihre Investitionsvorhaben für das laufende Jahr nach unten korrigiert. Die ifo Investitionserwartungen fielen auf -0,1 Punkte im März, nach +1,2 Punkten im November. „Die globale Nachfrage nach Investitions- und Vorleistungsgütern bleibt schwach und wirtschaftspolitische Unsicherheiten bestehen weiter. Viele Unternehmen verschieben daher ihre Investitionsentscheidungen“, sagt Lara Zarges, Konjunkturexpertin am ifo Institut.

Unternehmen planen weniger Investitionen für 2024
Europa, Europaflagge, EU, Parlament, Kommission
Meldung

©Grecaud Paul/fotolia.com

17.04.2024

EU-Binnenmarkt ist der wichtigste Auslandsmarkt

Der europäische Binnenmarkt besitzt für die mittelständischen Industrieunternehmen sowohl als Beschaffungs- als auch Absatzmarkt von allen Auslandsmärkten die höchste Relevanz, gefolgt von den Märkten in den anderen europäischen Ländern und in China. Dies zeigte in 2023 eine IfM-Befragung von über 1.800 Führungskräften im industriellen Mittelstand. EU-Binnenmarkt bietet viele Vorteile Die Unternehmen profitieren sowohl von der

EU-Binnenmarkt ist der wichtigste Auslandsmarkt
CORPORATE FINANCE - Die Erfolgsformel für Finanzprofis

Haben wir Ihr Interesse für CORPORATE FINANCE geweckt?

Sichern Sie sich das CORPORATE FINANCE Gratis Paket: 1 Heft + Datenbank