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28.04.2021

Europäische Finanzchefs wieder überwiegend zuversichtlich

Autokonzerne auf der Überholspur

© pichetw/fotolia.com

Angesichts der strengen Abriegelungsmaßnahmen in ganz Europa, der schleppenden Verteilung von Impfstoffen in vielen Ländern und der nach wie vor hohen Zahl von COVID-19-Neuinfektionen könnte man die wirtschaftlichen Aussichten für Europa leicht als düster beurteilen. Doch Finanzverantwortliche auf dem ganzen Kontinent sehen das ganz anders, wie die Ergebnisse der jüngsten Deloitte-Umfrage unter europäischen CFOs zeigen.

Die positiven Signale mögen angesichts der vorherrschenden Krisenstimmung verwundern, doch die Ergebnisse der jüngsten Deloitte-Umfrage sind eindeutig: Über alle europäischen Grenzen hinweg geben sich die Finanzvorstände unerwartet optimistisch, vor allem im Vergleich zu ihren Erwartungen aus dem letzten Jahr. Unterm Strich gibt die 13. Ausgabe des European CFO Survey einigen Anlass zur Hoffnung, die Pandemie in Europa zumindest wirtschaftlich bald überwunden zu haben und zugleich als Startpunkt für eine einsichtsreichere, proaktive und dynamische Zukunftsgestaltung zu nutzen.

„Obwohl die COVID-19-Pandemie noch nicht überwunden ist und viele europäische Länder weiterhin fest im Griff hat, sehen wir in der aktuellen Ausgabe unserer Umfrage eine neue Aufbruchsstimmung in ganz Europa“, sagt Rolf Epstein, Partner bei Deloitte und Leiter des CFO-Programm in Deutschland. „Bei viele Unternehmen scheint sich das Blatt in den letzten Monaten bereits gewendet zu haben, sie haben COVID weitgehend hinter sich gelassen und konzentrieren sich nun auf die Realität nach der Pandemie.“

Das Vertrauen in die Geschäftszukunft steigt deutlich

Dies gilt jedoch nicht für alle Unternehmen. „Die Fähigkeit von Unternehmen, gestärkt aus der Krise hervorzugehen, hängt wesentlich von ihrer Fähigkeit ab, in der Krise klug zu agieren und klug zu investieren – sowohl in Menschen als auch in Technologie“, so Epstein weiter. „Die Bereitschaft, wieder zu investieren, steigt laut unserer Erhebung in der Tat spürbar an. Aber vielleicht am wichtigsten ist die die Fähigkeit, weiter in die Zukunft zu blicken und eine mutige und längerfristige strategische Vision zu formulieren. CFOs spielen dabei eine wichtige Rolle, denn sie liefern die Informationen und Werkzeuge, die Unternehmen in die Lage versetzen, fundierte Entscheidungen zu treffen.“

Die Verbesserung des Geschäftsvertrauens wird auch deutlich, wenn man die Ergebnisse über verschiedene Sektoren hinweg betrachtet: Selbst in Branchen, die von der Pandemie stark betroffen waren, wie z.B. Tourismus und Reiseverkehr, und die immer noch stark von den bestehenden Einschränkungen betroffen sind, fühlt sich eine große Mehrheit der CFOs optimistischer als noch vor drei Monaten.

Auch mit Blick auf die nächsten zwölf Monate haben Europas CFOs große Hoffnungen: Rund 77 Prozent der CFOs erwarten, dass die Umsätze ihrer Unternehmen steigen werden, das sind 25 Prozentpunkte mehr als im September; nur elf Prozent befürchten einen Umsatzrückgang. Auch hier ist die Stimmungsverbesserung in allen Ländern und allen befragten Branchen gleichermaßen positiv. Die Erwartungen an die Entwicklung der operativen Margen haben sich ebenfalls verbessert und erreichen den höchsten Stand seit 2015.

Der Horizont für Post-Covid-Ära wird sichtbar

Es gibt allgemeinere Anzeichen dafür, dass viele europäische Unternehmen die Pandemie hinter sich gelassen haben und sich voll und ganz auf das neue Geschäftsumfeld konzentrieren. Auf die Frage, in welche Phase der COVID-Krise ihr Unternehmen eingetreten ist, geben zwei von drei CFOs an, dass sie sich bereits auf die Zukunft nach der Pandemie vorbereiten und diese gestalten – also in der „Thrive“-Phase angekommen sind. Lediglich 14 Prozent haben das Gefühl, dass sie sich noch im Überlebensmodus befinden.

Die Daten offenbaren jedoch erhebliche Unterschiede zwischen den einzelnen Branchen: Wähnen sich beispielsweise mehr als 80 Prozent der ‚Life Sciences and Health Care“-CFOs bereits in der „Thrive“-Phase, sind es nur 38 Prozent in der Tourismus- und Reisebranche: Hier gibt mehr als die Hälfte der CFOs an, dass sie noch um das Überleben ihres Unternehmens kämpfen. Interessanterweise sind die CFOs im Einzelhandel besonders optimistisch, hier befinden sich bereits 66 Prozent im Thrive-Modus.

Unterschiedliche Erholungsmuster je nach Land und Sektor

Die Ansichten der CFOs darüber, wann ihre Umsätze wieder das Niveau von vor der Pandemie erreichen werden, zeigen große Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern: Dabei wird es nicht überraschen, dass in den am stärksten betroffenen Volkswirtschaften ein geringerer Anteil der CFOs angibt, bereits auf oder über dem Niveau vor der Pandemie zu sein. Während zum Beispiel fast zwei Drittel der CFOs in Dänemark und Russland sagen, dass ihre Umsätze bereits das Vorkrisenniveau erreicht haben, sind es in Spanien, Griechenland und Großbritannien weniger als 30 Prozent.

Trotz des allgemeinen Anstiegs des Optimismus sehen einige CFOs noch einen langen Weg zur Erholung. Während im Durchschnitt etwa ein Viertel der Befragten erwartet, bis Ende 2021 wieder das Aktivitätsniveau von vor der Krise zu erreichen, geht ein weiteres Viertel davon aus, dass die vollständige Erholung bis 2022 warten muss, und etwa 10 Prozent der Befragten erwarten eine vollständige Erholung sogar noch später.

Besonders niedrig sind die Erwartungen in der Tourismusbranche, wo kein Unternehmen bereits das Niveau vor der Pandemie erreicht hat und nur 15 Prozent erwarten, dass dies bis Ende dieses Jahres der Fall sein wird. Eine relative Mehrheit (40 Prozent) erwartet eine vollständige Erholung bis 2023. Auch die CFOs im Automobilsektor sehen eher einen langsamen Weg zur Erholung: Nur 19 Prozent berichten, dass sie bereits das Vorkrisenniveau erreicht haben, weitere 36 Prozent erwarten, dass sie sich bis Ende 2021 wieder erholen werden. Dahingegen sagen drei Viertel der CFOs im Finanzsektor, dass sie bereits das Vorkrisenniveau erreicht haben oder bis Ende des Jahres erreichen werden.

Vorsichtig und doch mutig – Investitionen und Einstellungsabsichten

„Wie in der letzten Ausgabe der Umfrage sind die CFOs weiterhin besorgt über eine mögliche Abschwächung der Nachfrage und über den allgemeinen Zustand der Wirtschaft“, sagt Michela Coppola, bei Deloitte Research verantwortlich für die Erstellung des European CFO Survey. „Die CFOs sehen etwas weniger Unsicherheit als im Herbst, aber per Saldo halten 65 Prozent die aktuelle wirtschaftliche und finanzielle Unsicherheit immer noch für hoch oder sehr hoch. Hier spielen auch Fragen nach der Entwicklung der Inflation mit rein.“

„Gerade in letzter Zeit hat das Gerede über Inflation zugenommen“ ergänzt Rolf Epstein. „Es wird argumentiert, dass die bargeldstarken Verbraucher auf einen Kaufrausch gehen werden, sobald die Impfungen durchgeführt werden und die Volkswirtschaften wieder geöffnet sind. Gleichzeitig werden Produktions- und Transportengpässe die Unternehmen darin bremsen, den plötzlichen Nachfrageschub zu befriedigen. Folglich werden die Preise zu steigen beginnen. Darüber hinaus haben sich die Bilanzen der Zentralbanken in vielen Ländern erheblich ausgeweitet, größtenteils durch den Kauf von steigenden Staatsschulden.“

„Die Umfrage spiegelt die Erwartung der CFOs wider, dass die Inflation zumindest temporär zulegen wird“, betont Dr. Alexander Börsch, Leiter Research Center und Chefökonom bei Deloitte: „Die Inflationserwartungen sind in der Mehrheit der Länder im Vergleich zum Herbst gestiegen. In den Ländern der Eurozone liegt die erwartete Inflationsrate in einem Jahr bei durchschnittlich 1,37 Prozent und damit aber immer noch deutlich unter dem Inflationsziel der Europäischen Zentralbank von zwei Prozent. In ganz Europa scheinen die Finanzverantwortlichen also nicht für ein Hochinflationsumfeld zu planen.“

Den kompletten European CFO Survey finden Sie hier.

(Pressemitteilung Deloitte vom 27.04.2021)


Redaktion

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