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19.09.2016

Europas Top-Banken: Weniger Gewinn, weniger Eigenkapital, neue Probleme

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Europas Top-Banken mussten im ersten Halbjahr dieses Jahres einen kräftigen Gewinneinbruch vermelden: Der Nettogewinn der nach Bilanzsumme zehn größten europäischen Banken sank im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um ein Viertel von 29,1 auf 22,1 Milliarden Euro.

Europas Top-Banken mussten im ersten Halbjahr dieses Jahres einen kräftigen Gewinneinbruch vermelden: Der Nettogewinn der nach Bilanzsumme zehn größten europäischen Banken sank im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um  ein Viertel von 29,1 auf 22,1 Milliarden Euro. Die Eigenkapitalquote schrumpfte von 5,6 auf 5,4 Prozent, und dennoch sank auch die Eigenkapitalrentabilität: Der sogenannte Return on Equity (RoE) ging von 6,7 auf 5,3 Prozent zurück.

Deutlich besser entwickelten sich im ersten Halbjahr die US-amerikanischen Großbanken: Zwar verzeichneten auch sie einen starken Gewinnrückgang – um 20 Prozent auf umgerechnet 47 Milliarden Euro – allerdings entspricht das immer noch mehr als dem Doppelten der europäischen Konkurrenz. Zudem stiegen bei ihnen Eigenkapital (um vier Prozent) und Eigenkapitalquote (um 0,1 Prozentpunkte). Und auch ihre Eigenkapitalrentabilität übertrifft die Marke von 5,3 Prozent der europäischen Wettbewerber deutlich: Die US-Top-Banken wirtschaften mit einer Quote von 8,6 Prozent deutlich profitabler.

Europas Top-Banken fallen weiter zurück

Wie drastisch die Profite gerade der europäischen Banken im Zuge der Finanzkrise zurückgegangen sind, zeigt der Vergleich mit dem Jahr 2007: Im ersten Halbjahr 2007 – dem letzten Vorkrisenhalbjahr – hatten die europäischen Top-Banken noch einen Return on Equity von 18,6 Prozent erwirtschaftet – mehr als ihre US-amerikanischen Wettbewerber, deren Eigenkapitalrentabilität bei 17,3 Prozent lag.

Während die aktuellen Gewinne der US-Banken mit 47 Milliarden Euro sogar über dem Vorkrisenniveau liegen – der Nettogewinn der US-amerikanischen Top-Institute betrug in der ersten Jahreshälfte 2007 insgesamt 39 Milliarden Euro – liegt der Gewinn der Top-10-Banken Europas aktuell gut 50 Prozent niedriger als im ersten Halbjahr 2007 – damals hatten sie zusammen mehr als 45 Milliarden Euro verdient.

Das sind Ergebnisse einer EY-Analyse der Bilanzen der jeweils nach Bilanzsumme zehn größten Banken in den Vereinigten Staaten und Europa.

„Die europäischen Banken kämpfen derzeit an vielen Fronten“, beobachtet Dirk Müller-Tronnier, Partner und Leiter Banking & Capital Markets bei EY. „Das historisch niedrige Zinsniveau bremst die Gewinnentwicklung zunehmend – bei vielen Banken erwirtschaftet das Zinsgeschäft kaum noch oder gar keine Gewinne mehr. Und da ein Ende der Niedrigzinsphase derzeit nicht absehbar ist, werden die Probleme immer größer. Die Banken müssen neue Wege finden, um profitabel zu sein. Das geht in erster Linie über Kostensenkungen und über die Erhöhung von Gebühren – was allerdings zumindest in einem so wettbewerbsintensiven Markt wie Deutschland extrem schwierig ist.“ In anderen europäischen Ländern leiden die Banken zudem unter einem hohen Bestand an notleidenden Krediten, der angesichts der schwachen Konjunkturentwicklung im Süden Europas eher größer als kleiner werde, so Müller-Tronnier.

Hinzu kämen die hohen – und weiter steigenden – regulatorischen und aufsichtsrechtlichen Anforderungen an Eigenkapital und Risikovorsorge, betont Müller-Tronnier: „Das Investmentbanking – einst der Gewinnmotor der Banken – ist riskant und bindet angesichts der inzwischen hohen Anforderungen an das Eigenkapital viel Geld, daher haben viele Banken ein massives Strategieproblem. Früher profitable Geschäftszweige existieren so nicht mehr, die neue Realität niedriger Zinsen, hoher Anforderungen an die Kapitalausstattung und veränderter öffentlicher Wahrnehmung erfordert andere Produkte und eine schlankere Aufstellung. Doch der Weg dahin ist lang, und der Umbau kostet viel Geld.“ Obendrein machen den Banken immer wieder Altlasten zu schaffen: „Nach wie vor müssen etliche Großbanken hohe Summen für Strafzahlungen und Rechtsstreitigkeiten aufwenden – das drückt die Gewinne weiter.“

Entsprechend hoch bleibe der Kostendruck, erwartet Müller-Tronnier: „Wir werden in den kommenden Jahren weitere Restrukturierungen, Sparprogramme, Entlassungen, Filialschließungen und womöglich auch Fusionen und Übernahmen sehen – dem europäischen Bankensektor steht noch eine kräftige Schrumpfkur bevor.“

US Banken sind doppelt so viel wert

Deutlich nachgelassen hat auch die Börsenbewertung fast aller untersuchter Banken: Während die Marktkapitalisierung der Top 10 Banken in Europa im Lauf des ersten Halbjahrs um ein Drittel auf 410 Milliarden Euro gesunken ist, sank der Börsenwert der Top US-Banken „nur“ um 16 Prozent. Von den zwanzig untersuchten Banken konnten immerhin zwei – die US-Hypothekenbanken Fannie Mae und Freddie Mac – ihre Marktkapitalisierung erhöhen – um 19 bzw. 12 Prozent. Zur Jahresmitte waren die zehn größten US-Banken mehr als doppelt so viel wert wie die zehn größten europäischen Institute: insgesamt umgerechnet 876 Milliarden US-Dollar.

Deutlich höher als bei der europäischen Konkurrenz liegen auch die Gewinne der US-Banken – und zwar schon seit Jahren: Seit dem Jahr 2012 haben die amerikanischen Top-Banken insgesamt Gewinne von umgerechnet 468 Milliarden Euro erwirtschaftet – nach Abzug von Sondereffekten (Steuergutschriften im Jahr 2013) bei Fannie Mae und Freddie Mac waren es immerhin noch 418 Milliarden Euro. Die europäischen Banken hingegen verdienten im gleichen Zeitraum kumuliert nur 98 Milliarden Euro, also nicht einmal ein Viertel.

JPMorgan Chase verdient am meisten – HSBC mit höchstem Gewinn in Europa

Den mit Abstand höchsten Nettogewinn unter den europäischen Banken fuhr mit umgerechnet 6,2 Milliarden Euro die britische HSBC ein, gefolgt von der französischen Großbank PNB Paribas, deren Nettogewinn 4,4 Milliarden Euro betrug. Auf der anderen Seite des Atlantiks konnte die US-Bank JPMorgan Chase mit einem Gewinn von umgerechnet 10,6 Milliarden Euro glänzen, dicht gefolgt von Wells Fargo, die einen Gewinn von 9,9 Milliarden Euro erwirtschaftete.

(Pressemitteilung EY vom 18.09.2016)


Redaktion

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