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29.07.2016

Finanzhäuser sind EU-weit dringend auf Rekapitalisierung angewiesen

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Europas Bankensektor muss flächendeckend die Eigenkapitalausstattung der Kreditinstitute verbessern, um im Fall einer neuen Finanzkrise bestehen zu können. Davon sind nicht nur die Peripherieländer der Eurozone wie Italien oder Spanien, sondern auch Deutschland und Frankreich betroffen.

Europas Bankensektor muss flächendeckend die Eigenkapitalausstattung der Kreditinstitute verbessern, um im Fall einer neuen Finanzkrise bestehen zu können. Davon sind nicht nur die Peripherieländer der Eurozone wie Italien oder Spanien, sondern auch Deutschland und Frankreich betroffen.

Würden die weltweiten Aktienmärkte in den nächsten sechs Monaten um 40% einbrechen, wäre bei den europäischen Banken schätzungsweise mit Fehlbeträgen in Höhe von bis zu 882 Mrd. € zu rechnen. Dabei wären die Kreditinstitute wahrscheinlich auf Subventionen angewiesen. Zu diesem zentralen Ergebnis kommt ein Stresstest-Szenario des Mannheimer Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) zusammen mit der New York University und der Universität Lausanne.

Für das Szenario haben sich die Wissenschaftler an den Daten der Europäischen Bankenaufsichtsbehörde (EBA) orientiert, die heute die Ergebnisse ihres eigenen Stresstests veröffentlicht. Dafür hat die EBA eine Liste mit 53 europäischen Banken vorgelegt, die in den Ländern der Eurozone rund 70% des Bankensektors ausmachen. 34 dieser Banken sind börsennotiert. Der Gesamtwert der Aktiva in dieser Stichprobe beläuft sich auf rund 27 Billionen Euro. Die Marktkapitalisierung der 34 börsennotierten Kreditinstitute liegt insgesamt bei 693 Mrd. €, die durchschnittliche Eigenkapitalquote bei 4,4%.

Banken haben im Durchschnitt etwa ein Drittel ihres Marktwerts eingebüßt

Auf dieser Basis entwarfen die Wissenschaftler ein Vorher-Nachher-Szenario für den Zeitraum von November 2014 – nach dem damaligen Bankenstresstest der Europäischen Zentralbank (EZB) und mit Beginn der Europäischen Bankenunion – bis Juni 2016. Schließlich wurde geschätzt, welche Kapitallücken bei den Banken im Ländervergleich für den Fall einer systemischen Krise unter bestimmten Bedingungen klaffen.

„Die untersuchten Banken haben im Durchschnitt etwa ein Drittel ihres Marktwerts seit November 2014 eingebüßt“, sagt Prof. Dr. Sascha Steffen, Leiter des ZEW-Forschungsbereichs „Internationale Finanzmärkte und Finanzmanagement“ und Mitautor der Studie. Den relativ größten Rückgang mit Blick auf die Marktkapitalisierung haben dabei Deutschland (49,4%), Italien (47%) und Spanien (41,7%) zu verkraften.

Maßnahmen zur Rekapitalisierung erforderlich

Die Fehlbeträge sind unter Krisenbedingungen um 35% gestiegen – von 655 Mrd. € auf 882 Mrd. € im betrachteten Zeitraum. Vor allem die spanischen Banken weisen in ihren Bilanzen eine Zunahme um 110% von nicht durch Eigenkapital gedeckten Fehlbeträgen auf. Darauf folgen Irland (89,2%), das Vereinigte Königreich (73,9%) und Schweden (71,2%). Die Fehlbeträge italienischer Banken legten um 29,2% zu, die deutscher Banken um acht%.

„Die Ergebnisse legen nahe, dass in fast allen Ländern des europäischen Bankensektors umfassende Maßnahmen zur Rekapitalisierung getroffen werden müssen, auch in Deutschland“, erklärt Sascha Steffen. Zudem zeige sich, dass das Problem fehlender Eigenkapitalausstattung seit dem EZB-Stresstest von 2014 noch nicht behoben wurde. „Die Banken, die bereits vor zwei Jahren enorme Fehlbeträge ausgewiesen haben, schleppen diese Defizite nach wie vor mit sich.“

Als Lösungsansatz schlagen Steffen und seine Co-Autoren vor, das nötige Kapital für die Banken durch die gemeinsame Ausgabe von Aktien oder durch Abschläge für nachrangige Darlehensgeber bereitzustellen. Allerdings müssten Finanzhilfen aus öffentlicher Hand hinzukommen. „Die Bankensektoren in Deutschland, Frankreich und Italien sind höchstwahrscheinlich auf Subventionen angewiesen, um ihre Defizite auszugleichen“, sagt Sascha Steffen.

(Pressemitteilung ZEW vom 29.07.2016)


Redaktion

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