30.09.2024

Flaute an der Frankfurter Börse hält an

Seit sechs Monaten wagt sich kein Unternehmen in Deutschland an die Börse und der Abwärtstrend bei Kapitalerhöhungen setzt sich fort.

Beitrag mit Bild

© moomsabuy/fotolia.com

Die Flaute auf dem deutschen Emissionsmarkt hält an: Auch im dritten Quartal 2024 verzeichnete die Frankfurter Börse kein einziges Initial Public Offering (IPO). Eine Durststrecke mit zwei Quartalen in Folge ohne Erstnotiz hatte es zuletzt zwischen Ende 2019 und Anfang 2020 zu Beginn der Corona-Pandemie gegeben. Auch in Sachen Kapitalerhöhungen setzt sich der Abwärtstrend fort. Zu diesen Ergebnissen kommt die Analyse „Emissionsmarkt Deutschland“, für die das Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen PwC vierteljährlich die Aktienneuemissionen sowie Kapitalerhöhungen von Unternehmen mit Primary Listing an der Börse Frankfurt erfasst.

Deutschland hinkt europa- und weltweit hinterher

Für Stephan Wyrobisch, PwC-Experte für Kapitalmarkttransaktionen, ist es bemerkenswert, dass es seit sechs Monaten keinen Börsengang in Frankfurt zu verzeichnen gibt, denn: „Viele Indizes befinden sich nahe ihren historischen Höchstständen bei geringer Volatilität. Dennoch sind sowohl Emittenten als auch Investoren zurückhaltend in Bezug auf Neuemissionen.“

Einen Grund, warum die Emissionstätigkeit am Boden liegt, sieht der PwC-Experte in den schwachen makroökonomischen Rahmenbedingungen für Deutschland. Dazu komme, dass es derzeit an guten Beispielen für gelungene IPOs mangele und der Börsengang im Vergleich zu privaten Finanzierungsvarianten etwas an Reiz verloren habe. Viele Transaktionen liefen im Dual-Track-Verfahren und häufig zögen die Unternehmen letztlich einen M&A-Deal dem Börsengang vor, zumal am Kapitalmarkt in unsicheren Zeiten Bewertungsabschläge für Neuemissionen verlangt werden.

Das Emissionsvolumen von Börsengängen in Frankfurt liegt bis Ende September bei mageren 1,3 Milliarden Euro dank zweier Transaktionen im ersten Quartal. Im Vorjahr lagen die Erlöse aus insgesamt drei Börsengängen bei rund 1,9 Milliarden Euro. „Mit diesen Kennzahlen hinken wir im Vergleich zum restlichen Europa und den USA, wo es vor allem im ersten Halbjahr 2024 eine rege Emissionstätigkeit gab, klar hinterher“, so Wyrobisch.

Abwärtstrend bei Kapitalerhöhungen hält an

Auch die Kapitalerhöhungen an der Börse Frankfurt fielen im dritten Quartal 2024 erneut gering aus: Insgesamt besorgten sich nur drei Unternehmen auf diesem Weg frisches Kapital. Das sind nochmal zwei weniger als im zweiten Quartal 2024 und genau so viele wie im Vorjahresquartal.

Das Volumen der Kapitalerhöhungen lag mit 79 Millionen Euro auf niedrigem Niveau, aber deutlich über den 15 Millionen Euro aus dem zweiten Quartal, die ein Zehnjahrestief markierten. Damit liegt das Volumen der Kapitalerhöhungen zum Ende des dritten Quartals 2024 um rund 82 Prozent unterhalb des Vorjahreswerts. Im dritten Quartal 2023 hatten die drei Kapitalerhöhungen für Erlöse in Höhe von 309 Millionen Euro gesorgt.

Fremdkapitalemissionen bleiben auf stabilem Niveau

Immerhin bewegen sich die Fremdkapitalemissionen auf stabilem Niveau. Im Investment-Grade-Bereich ist die Anzahl der Emissionen im dritten Quartal im Vergleich zu Q2 2024 zwar von 33 auf 24 gesunken, befindet sich aber immer noch auf erhöhtem Level. Das Emissionsvolumen ist im Vergleich zum Vorquartal sogar um knapp vier Prozent gestiegen.

Der Markt für High Yield-Bonds zeigt sich nach einem starken zweiten Quartal 2024 etwas schwächer. Im Vergleich zu den Vorjahren verbleibt die Anzahl der Emissionen in diesem Segment aber auch im dritten Quartal auf einem hohen Niveau. Das Emissionsvolumen für das Jahr 2024 liegt bis Ende September bereits rund 50 Prozent über dem Gesamtjahr 2023.

Schlussquartal verspricht Lebenszeichen am IPO-Markt

Im Schlussquartal 2024 dürfte wieder etwas Bewegung in den IPO-Markt kommen: Bereits für den Beginn des vierten Quartals ist das IPO des Biotech-Unternehmens Pentixapharm geplant, einem Spin-off des Medizintechnikkonzerns Eckert & Ziegler. Ebenfalls avisiert Springer Nature seinen Sprung an die Börse. Dabei peilt der Wissenschaftsverlag ein Emissionsvolumen von ungefähr 500 Millionen Euro an. „Das IPO von Springer Nature wäre das erste große IPO seit dem Frühjahr und somit ein wichtiger Gradmesser für die Stimmung auf dem Emissionsmarkt“, meint Wyrobisch.

Während bis Jahresende maximal einige wenige Börsengänge hinzukommen dürften, ruhen die großen Hoffnungen auf eine echte Wiederbelebung des Emissionsmarktes auf der ersten Jahreshälfte 2025.  Die Pipeline an Börsenaspiranten, die auf ein günstiges Zeitfenster für einen Börsengang warten, ist aus Sicht von Stephan Wyrobisch jedenfalls weiterhin gut gefüllt.

(PwC vom 26.09.2024 / RES JURA Redaktionsbüro)


Weitere Meldungen


Meldung

©Sondem/fotolia.com

02.10.2024

Family Offices in Deutschland rechnen mit Vermögensanstieg für 2024

Family Offices in Deutschland erwarten laut der neuesten Deloitte-Studie trotz wirtschaftlicher Unsicherheiten einen Anstieg des verwalteten Vermögens. Dank langfristiger Strategien und soliden Kapitalreserven können Family Offices aktuelle Herausforderungen meistern. Zusätzlich setzen sie zunehmend auf externe Experten und investieren verstärkt in Nachhaltigkeitsprojekte und technologische Innovationen. Wachstum bringt Neueinstellungen mit sich Dass die Zeichen auf Wachstum stehen,

Family Offices in Deutschland rechnen mit Vermögensanstieg für 2024
Meldung

pitinan/123.rf.com

01.10.2024

Unternehmen erwarten höhere Produktivität durch KI

Die Mehrheit der Unternehmen in Deutschland erwartet eine größere Produktivität durch Künstliche Intelligenz (KI). 70 % der vom ifo Institut befragten Unternehmen hoffen auf derartige Effekte. „Dies zeigt, dass viele Unternehmen Chancen in der KI sehen“, sagt Klaus Wohlrabe, Leiter der ifo-Umfragen. „Alle Unternehmen werden prüfen müssen, ob und wie sie KI einsetzen können.“ Innerhalb

Unternehmen erwarten höhere Produktivität durch KI
Meldung

©Cybrain/fotolia.com

30.09.2024

Preiserwartungen deutlich gesunken

Immer weniger Unternehmen in Deutschland wollen ihre Preise erhöhen. Die ifo Preiserwartungen sanken im September auf 13,8 Punkte, nach 16,1* im August. Das ist der niedrigste Wert seit Februar 2021. „Die wirtschaftliche Krise verringert die Spielräume für die Unternehmen, ihre Preise anzuheben“, sagt ifo Konjunkturchef Timo Wollmershäuser. „Damit dürfte die Inflationsrate in Deutschland in den

Preiserwartungen deutlich gesunken

Haben wir Ihr Interesse für CORPORATE FINANCE geweckt?

Sichern Sie sich das CORPORATE FINANCE Gratis Paket: 1 Heft + Datenbank