• Home
  • /
  • Meldungen
  • /
  • Gutes Jahr in der Private-Equity-Branche verschärft Anlagedruck

07.03.2018

Gutes Jahr in der Private-Equity-Branche verschärft Anlagedruck

Autokonzerne auf der Überholspur

© alexlmx/fotolia.com

Auf den ersten Blick ist 2017 ein weiteres erfolgreiches Jahr für die weltweite Private-Equity-Branche gewesen: mehr als 700 Milliarden US-Dollar frisches Kapital – ein Betrag leicht höher als das jährliche Steueraufkommen von Bund, Ländern und Gemeinden in Deutschland –, dazu überdurchschnittliche Renditen und steigende Volumina bei Beteiligungskäufen und -verkäufen. Allerdings zeigt der neunte „Global Private Equity Report“ der internationalen Managementberatung Bain & Company, dass dadurch enorme Herausforderungen auf die stetig wachsende Zahl von Finanzinvestoren zukommen.

„Investoren überschütten die Private-Equity-Branche förmlich mit Kapital“, stellt Rolf-Magnus Weddigen fest, Leiter der PE-Praxisgruppe von Bain & Company im deutschsprachigen Raum. „Das ist Fluch und Segen zugleich.“ So verfügen die Fonds zwar über ausreichend Geld für Investitionen, doch die hohen Mittelzuflüsse forcieren den Wettbewerb und treiben die Bewertungen in die Höhe. Weddigen weiter: „Eine sorgfältige Auswahl neuer Beteiligungen ist damit wichtiger denn je.“

PE-Fonds sind nicht einmal an jeder zehnten M&A-Transaktion weltweit beteiligt

Theoretisch gibt es weltweit genügend Investitionsmöglichkeiten. Im Jahr 2017 wechselten mehr als 38.000 Unternehmen für insgesamt 3,3 Billionen US-Dollar den Eigentümer. Doch nur in 8 Prozent der Fälle waren PE-Fonds beteiligt. Überwiegend fanden die Transaktionen zwischen Unternehmen statt. Diese strategischen Käufer können leichter EBITDA-Multiples von 11 oder mehr rechtfertigen. Die Zahl der Leveraged-Buyout-Transaktionen (LBOs) lag auch deshalb mit 3.077 nur leicht über dem Niveau des Vorjahrs. Ihr Wert dagegen stieg um 19 Prozent auf 440 Milliarden US-Dollar. Ursächlich dafür waren höhere Bewertungen und größere Deals. Branchenkenner Weddigen prognostiziert: „Der Anteil der Private-Equity-Transaktionen am weltweiten M&A-Geschäft wird in den kommenden Jahren steigen. Auf kaum einem anderen Weg können die Fonds ihren Kapitalüberhang so gut abbauen.“

Daneben gewinnen Public-to-Private-Transaktionen zunehmend an Bedeutung. Ihr Wert hat sich 2017 auf 180 Milliarden US-Dollar nahezu verdoppelt. Auch sogenannte Add-ons, sprich Zukäufe zu bestehenden Beteiligungen, gewinnen an Bedeutung und machen heute rund die Hälfte aller Transaktionen aus. Vor zehn Jahren waren rund ein Drittel aller PE-Deals Add-ons.

Verkäufermarkt mit aktiven Strategen und hohen Bewertungen sorgt für gutes Exit-Klima

Bei den Exits profitieren die Buyout-Fonds hingegen von der Kauflust der Strategen. Der Wert der Beteiligungsverkäufe erhöhte sich 2017 um 9 Prozent auf 366 Milliarden US-Dollar und erreichte damit den bislang dritthöchsten Stand aller Zeiten. „Seit einigen Jahren verzeichnen wir einen Verkäufermarkt für Unternehmensbeteiligungen“, so Bain-Experte Weddigen. „Und auch 2018 werden hohe Bewertungen, aktive strategische Käufer, steigender Anlagedruck der Finanzinvestoren und Chancen am Kapitalmarkt für ein exzellentes Exit-Klima sorgen.“

Mehr als drei Billionen US-Dollar sind seit 2013 in Private Equity geflossen

Zunächst werden die jüngsten Mittelzuflüsse von 701 Milliarden US-Dollar den Anlagedruck noch einmal erhöhen. Über 300 Milliarden US-Dollar flossen 2017 allein in Buyout-Fonds. In Europa wurden ebenso wie in Nordamerika und Asien im vergangenen Jahr die bis dato größten Buyout-Fonds abgeschlossen. Die Spitzenstellung in Europa hält nun der neue Fonds von CVC Capital mit 16 Milliarden Euro. In den zurückliegenden fünf Jahren verzeichnete die Branche weltweit Mittelzuflüsse von mehr als drei Billionen US-Dollar – so viel wie noch nie in der Geschichte. Dies erklärt sich vor allem aus den Renditen. Diese waren bei europäischen Buyout-Fonds in den letzten zehn Jahren mit 8,7 Prozent mehr als doppelt so hoch wie der Marktindex MSCI Europe. Im Fünfjahreszeitraum rentierten sich Buyouts sogar mit rund 16 Prozent pro Jahr, auch wenn der Abstand zum Benchmark kleiner geworden ist.

Hohe Zuflüsse und verhaltene Zukäufe lassen die Summe des nicht-investierten Kapitals, das Dry Powder, auf immer neue Rekordhöhen steigen. 2017 belief es sich auf 1,7 Billionen US-Dollar. Allein Buyout-Fonds haben derzeit Kapitalzusagen in Höhe von 633 Milliarden US-Dollar noch nicht abgerufen. Für Weddigen steht daher fest: „Das strukturelle Ungleichgewicht ist die größte Herausforderung für die Branche.“

Führende PE-Investoren perfektionieren ihre Fähigkeiten und Strategien

Im neuesten „Global Private Equity Report“ untersucht Bain, mit welchen Strategien sich führende Buyout-Fonds in diesem hart umkämpften Umfeld erfolgreich durchsetzen. So perfektionieren Vorreiter ihre Fähigkeiten in Bezug auf die Wertsteigerung von Beteiligungsunternehmen. Dafür bauen sie frühzeitig Kapazitäten und Kompetenzen auf, und das sowohl in der Führungsetage als auch in wichtigen Unternehmensfunktionen. Besonders erfolgskritisch sind erstklassige Vertriebsfähigkeiten im Portfoliounternehmen, um auf diese Weise das Umsatzwachstum anzukurbeln. Darüber hinaus gilt es, durch neue digitale Technologien den Due-Diligence-Prozess zu verbessern und das Unternehmen während der Haltedauer wirksam darin zu unterstützen, nachhaltig Mehrwert für seine Eigentümer zu schaffen. Betont Branchenkenner Weddigen: „Die Erfolgsformel der Vergangenheit reicht in Zukunft nicht mehr aus, um im Private-Equity-Markt zu den Gewinnern zu zählen.“

(Pressemitteilung Bain vom 01.03.2018)


Redaktion

Weitere Meldungen


Euro
Meldung

© JFL Photography/fotolia.com

04.10.2023

57 % der Unternehmen versprechen sich Vorteile vom Digitalen Euro

Die deutsche Wirtschaft beschäftigt sich bereits intensiv mit den Einsatzmöglichkeiten und Chancen eines Digitalen Euro. Denn die Mehrheit der Unternehmen ist überzeugt, von der digitalen Währung profitieren zu können, braucht dafür aber die Unterstützung der Banken. Auch politische Gründe sprechen aus Sicht der Wirtschaft für die Einführung der Währungsinnovation: So sind 87 % davon überzeugt, dass

57 % der Unternehmen versprechen sich Vorteile vom Digitalen Euro
Finanzen, Geld, Liquide
Meldung

© sakkmesterke/fotolia.com

04.10.2023

27 % des Fondsbesitzes im EU-Raum in Händen deutscher Privatanleger

Trotz multipler Krisen gelingt es den Deutschen, Rekordsummen zu investieren. Wie aus einer neuen Infografik von Block-Builders.de hervorgeht, bauen die Bundesbürger mehr und mehr Vermögen auf, wobei es auch einen Nachholbedarf zu geben scheint. Die Bürger in Deutschland investierten im Jahr 2022 etwa 191 Milliarden Euro in Wertpapiere, Versicherungen und Pensionen. Im gesamten restlichen Euroraum

27 % des Fondsbesitzes im EU-Raum in Händen deutscher Privatanleger
Meldung

© Edelweiss/fotolia.com

03.10.2023

Deutsche Wirtschaft setzt auch auf Open Source

Ob Bürosoftware, Videokonferenzen oder Grafikbearbeitung – für die meisten Anwendungen gibt es auch Open-Source-Lösungen. Sie werden inzwischen in der Breite der deutschen Wirtschaft eingesetzt: 7 von 10 Unternehmen (69 %) nutzen Open-Source-Lösungen. Nur 18 % stehen Open Source ablehnend gegenüber. Das sind Ergebnisse des „Open Source Monitor 2023“, den der Digitalverband Bitkom am 27.09.2023 veröffentlicht hat. Für

Deutsche Wirtschaft setzt auch auf Open Source
CORPORATE FINANCE - Die Erfolgsformel für Finanzprofis

Haben wir Ihr Interesse für CORPORATE FINANCE geweckt?

Sichern Sie sich das CORPORATE FINANCE Gratis Paket: 1 Heft + Datenbank