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20.01.2017

Härtere Regeln greifen nicht: M&A-Transaktionen vermehrt Opfer von Leaks

Autokonzerne auf der Überholspur

Auf den M&A-Märkten erfordert die Phase vor der offiziellen Bekanntgabe eine besonders hohe Vertraulichkeit. Eine aktuelle Studie zeigt, dass fast 9% aller Transaktionen weltweit im Jahr 2015 verfrüht bekannt gegeben worden sind. Dies erhöht die Transaktions-Prämien sowie die Chance auf Angebote von der Konkurrenz.

Auf den M&A-Märkten erfordert die Phase vor der offiziellen Bekanntgabe eine besonders hohe Vertraulichkeit. Eine aktuelle Studie zeigt, dass fast 9% aller Transaktionen weltweit im Jahr 2015 verfrüht bekannt gegeben worden sind. Dies erhöht die Transaktions-Prämien sowie die Chance auf Angebote von der Konkurrenz.

Laut dem aktuellen Report von Intralinks und der Cass Business School der University of London sind wieder vermehrt M&A-Transaktionen Opfer von Leaks geworden: 2015 wurden weltweit 8,6 Prozent aller Transaktionen vor ihrer Veröffentlichung bereits bekannt. Dies ist ein Anstieg um 2,6 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr – ungeachtet der immer strengeren Regulierung an Finanzmärkten weltweit.

Die zentralen Ergebnisse des Reports sind:

  • Weltweit stieg die Zahl geleakter Transaktionen 2015 auf 8,6 Prozent. 2014 waren es noch 6,0 Prozent, der Durchschnitt der Jahre 2009-2015 liegt bei 7,5 Prozent.
  • Nordamerika führt die Liste der Leaks 2015 mit 12,6 Prozent unangefochten an, gefolgt von der Region Asia-Pazifik mit 7,2 Prozent und EMEA mit 5,9 Prozent.
  • Die drei Länder mit den meisten Leaks waren Indien (20%), Hong Kong (12,9%) und die USA (12,6%).
  • Die drei Branchen mit den meisten Leaks waren 2015 Immobilien (12,9%), Gesundheitswesen (12,5%) und der Energiesektor (9,3%)
  • Die Transaktionsprämien für Ziele in geleakten Transaktionen lag 2015 bei 53 Prozent (Median), signifikant höher als die Prämien für nicht geleakte Transaktionen mit 24 Prozent (Median).
  • Ziele in geleakten Transaktionen erreichten 2015 Angebote von der Konkurrenz in 6,4 Prozent aller Fälle, bei nicht geleakten Transaktionen konnten dies nur 4,4 Prozent verzeichnen.

EMEA und Nordamerika

Der Report zeigt, dass EMEA in der Zeitspanne von 2009 bis 2015 im Schnitt mit 8,9 Prozent die höchste Prozentzahl an Leaks vorwies, Nordamerika mit 6,9 Prozent dagegen die geringste. Seit 2014 hat sich dieser Trend umgekehrt: 2012 begannen die Leaks in Nordamerika zuzunehmen, 2014 wie auch 2015 wies Nordamerika bereits deutlich mehr Leaks auf als EMEA und erreichte 2015 ein Siebenjahreshoch mit 12,6 Prozent.

Länder im Vergleich

Die drei Länder/Regionen mit den meisten Leaks 2015 waren Indien (20%), Hong Kong (12,9%), und die USA (12,6%). Kanada lag knapp dahinter mit 12,5 Prozent – dort ließ sich eine ähnliche Entwicklung wie in den USA beobachten. Auf Platz fünf folgt UK mit 6,7 Prozent und konnte somit nicht nur unter dem weltweiten Durchschnitt bleiben, sondern seinen eigenen Schnitt von 13,3 Prozent zwischen 2009 und 2015 deutlich unterbieten.

Die Auswirkung von Leaks auf Übernahme-Prämien und Konkurrenz-Angebote

Die Analyse ergab, dass 2015 – wie auch im Langzeit-Trend – die Ziele geleakter Transaktionen signifikant höhere Übernahme-Prämien erzielten als jene aus nicht geleakten Transaktionen. Die Median-Prämie bei Leaks betrug 53 Prozent gegenüber 24 Prozent ohne Leaks. Dies ist ein Unterschied von fast 30 Prozentpunkten – der höchste seit vier Jahren.

Leaks korrelieren zudem mit einer höheren Rate an Konkurrenzangeboten. 2015 erhielten 6,4 Prozent der geleakten Transaktionen eine oder mehrer Angebote von Rivalen. Dies geschah nur bei 4,4 Prozent der nicht geleakten Transaktionen. Diese Zunahme an Angeboten kann zumindest teilweise für die erhöhten Übernahmeprämien geleakter Transaktionen verantwortlich gemacht werden.

Auswertung der Ergebnisse

2015 nahmen die Leaks auf der ganzen Welt zu: 8,6 Prozent aller Transaktionen wurden vor ihrer öffentlichen Bekanntgabe bereits durchgestochen, wo es 2014 nur 6 Prozent waren und in den letzten sieben Jahren im Schnitt 7,5 Prozent. Dies ist eine Umkehrung des bisherigen Verlaufs, den der letzte Intralinks Annual M&A Leaks Report untersuchte – damals sahen wir ein Sechsjahrestief mit 6 Prozent. Was passierte nun 2015?

In letzter Zeit zeichnete sich deutlich der Trend hin zu mehr Regulierung ab – Marktaufsichten und Regulatoren versuchten, Missbrauch zu verhindern und Leaks zu stoppen. 2014 und 2015 stieg die Zahl an Vollzugsmaßnahmen deutlich an: Die US Commodity Futures Trading Commission (CFTC) steigerte ihre Maßnahmen um 58 Prozent, die Finanzregulierungsbehörde der USA (FINRA) immerhin um 8 Prozent und die Börsenaufsicht SEC um 7 Prozent.

Die Gesamtsumme finanzieller Strafen nahm 2015 ebenfalls zu – die CFTC, die SEC und die Securities and Futures Commission in Hong Kong (SFC) verhängten deutlich mehr Bußen als im Jahr zuvor. Nur die Finanzaufsicht in UK, die Financial Conduct Authority (FCA), war weltweit eine Ausnahme: die Zahl der Vollzugsmaßnahmen blieb 2014 und 2015 gleich, die verhängten Strafen nahmen im Jahresvergleich sogar um 38 Prozent ab.

Philip Whitchelo, Vice President Strategy und Product Marketing bei Intralinks, kommentiert die Ergebnisse: “Weltweit setzen Aufsichtsbehörden auf neue Regulierungen, um Marktmissbrauch zu ahnden und finanzielles Fehlverhalten abzustrafen. Doch unsere Daten zeigen, dass wir deshalb nicht weniger Leaks vorfinden.”

“Eine mögliche Interpretation der Ergebnisse ist, dass auch die vermehrte Androhung von Strafen nicht ausreicht, um Leaks zu verhindern. Für manche scheinen die potenziellen Vorteile eines Leaks noch immer die Risiken zu überragen. Trotz zunehmender Kontrolle und Regulierung existieren noch immer Vorteile aus geleakten Transaktionen, etwa mehr Angebote von der Konkurrenz sowie eine Wertsteigerung für einzelne Transaktionen – das zeigt die Analyse”, fügt Whitchelo hinzu.

Professor Scott Moeller, Direktor des M&A Research Centre der Cass Business School, kommentiert: “Wer Informationen über Transaktionen leakt, muss die Risiken abwägen. Ein zunehmender Vollzug durch Regulatoren sowie neue Auflagen gegen Marktmissbrauch in Europa bedeuten, dass das Risiko, durch Leaks hohe Strafen und Reputationsverlust in Kauf nehmen zu müssen, weiter zunimmt. Trotz der Zunahme an Leaks in den letzten zwei Jahren erwarten wir daher, dass auf lange Sicht der Trend zu Leaks wieder abnimmt.

(Pressemitteilung Intralinks vom 19.01.2017)


Redaktion

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