Suche nach Finance- und Life Science-Fachkräften trotzt dem Abwärtstrend
Ein Lichtblick: Die Nachfrage nach Finanz- und Life Science-Spezialisten scheint ungebrochen, auch wenn der Anstieg in Summe nur einen Prozentpunkt ausmacht. Gute Jobaussichten bieten sich vor allem für Finanzanalysten (+4 Prozentpunkte), Finanzbuchhalter (+12 Prozentpunkte) sowie Risikomanager (+8 Prozentpunkte). Denn in der jetzigen Situation geht es den meisten Unternehmen darum, verstärkt Risikobewertungen vorzunehmen und Einsparpotenziale zu identifizieren. Auch die Nachfrage nach Life Science-Spezialisten ist dank Corona nach wie vor im Aufwind. Nachdem sie im Vorquartal deutlich zurückgegangen war (-53 Prozentpunkte auf 238), gab es in diesem Quartal einen zaghaften Zuwachs von einem Prozentpunkt auf 239%. Den deutlichsten Zuwachs verzeichnen Data Scientists (+16 Prozentpunkte) und Medical Advisors (+24 Prozentpunkte). Die Corona-Pandemie hat der gesamten Branche einen deutlichen Nachfrageschub verschafft.
HR-Fachkräfte werden weniger nachgefragt
Den deutlichsten Rückgang verzeichnet der Index bei den Personalern. Um insgesamt 47 Prozentpunkte (Vorquartalswerte) ebbt ebenfalls die Nachfrage nach den vormals noch stark gesuchten Personal-Fachkräften ab. Erwartungsgemäß sind vor allem Stellengesuche von Recruitern (-110%punkte/Vorquartal) zurückgegangen. Denn wo weniger Fachkräfte eingestellt werden, braucht man folglich auch weniger Recruiter. Auch die im Vorquartal vielgefragte Berufsgruppe der Employer Branding Manager verzeichnet erstmals seit der Corona-Krise eine sinkende Nachfrage (- 27 Prozentpunkte auf 384).
Suche nach IT-Fachkräften flaut ab
Nachdem die Nachfrage nach IT-Spezialisten seit Ersterhebung des Index im Jahr 2015 kontinuierlich stieg, weist er seit Beginn des Jahres erstmals weniger IT-Stellengesuche aus. Für das dritte Quartal brach die Gesamtnachfrage um 12% ein, wobei absolut gesehen immer noch über 100.000 IT-Jobs pro Monat ausgeschrieben werden. Der Blick auf die Positionen ergibt ein gemischtes Bild: Während IT-Administratoren und -Projektmanager sowie Entwickler für Embedded Systems nach dem Rückgang im Vorquartal wieder etwas stärker gesucht werden, ist die Nachfrage nach IT-Security Spezialisten (- 28 Prozentpunkte) und IT-Architekten (- 12 Prozentpunkte) gesunken. „Aktuell wird unternehmensintern insofern auf die Kostenbremse gedrückt, als dass der Return on Investment laufender Projekte stärker hinterfragt wird“, so Andreas Sauer, Abteilungsleiter Technology bei Hays.
Bau, IT und Handel suchen weniger Fachkräfte
Betrachtet man die Entwicklung der verschiedenen Branchen weist der Index für Q3 in nahezu allen Bereichen weniger Stellengesuche aus. Lediglich die Öffentliche Verwaltung und die Personaldienstleister verzeichnen leichte Zuwächse. Mit einem Rückgang um 37 Prozentpunkte auf 208% erfährt die IT-Branche den stärksten Rückgang, gefolgt vom Handel (- 27 Prozentpunkte auf 141) und dem Baugewerbe (- 25 Prozentpunkte auf 195). Letztere Entwicklungen dürften in direktem Zusammenhang mit der abnehmenden Kaufkraft und gestiegenen Bauzinsen stehen.
Planung und Steuerung personeller Ressourcen wichtiger denn je
Die Unternehmen leiden derzeit unter einer extrem herausfordernden wirtschaftlichen Situation, was auch die Zurückhaltung bei der Fachkräfte-Suche teils begründen dürfte, erklären die Studienautoren. Aber trotz angespannter politischer und ökonomischer Lage sollten die starken Auswirkungen der demographischen Veränderungen nicht aus dem Auge gelassen werden. Denn die Planung und Steuerung personeller Ressourcen sei gerade vor dem Hintergrund der Knappheit ein wichtiger Hebel.
Weitere Informationen zum Hays-Fachkräfte-Index finden sich hier.
(Pressemitteilung Hays vom 03.11.2022)