Wer Deutschland als Standort für sein Startup gewählt hat, bereut dies in den allermeisten Fällen nicht. Sechs von zehn Gründern (61%) sagen, dass sie erneut in Deutschland gründen würden, wenn sie wieder vor der Entscheidung stünden. Das ist das Ergebnis einer Umfrage im Auftrag des Digitalverbandes Bitkom unter mehr als 300 deutschen Startups.
Allein die USA üben noch eine gewisse Anziehungskraft auf hiesige Startups aus: Immerhin gut jeder Fünfte (21%) würde sich für einen Neustart jenseits des Atlantiks entscheiden. Damit liegt der Anteil etwas über dem Ergebnis aus dem Vorjahr. Damals hatten kurz nach der Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten gerade einmal 15% eine Gründung in den USA vorgezogen.
USA hat seit der Wahl Donald Trumps an Anziehungskraft verloren
Unter US-Präsident Barack Obama hatte der Wert 2016 noch bei 32% gelegen, nur 44% hätten sich damals wieder für Deutschland entschieden. Andere Länder wie Estland, die Schweiz oder Israel werden als bevorzugte Startup-Standorte nur vereinzelt genannt. „Deutschland entwickelt sich nach und nach zu einer Startup-Nation und bietet der Mehrheit der Gründer eine gute Ausgangsbasis, um ihre Geschäftsidee voranzubringen. Um Deutschland noch attraktiver für Gründer zu machen, muss die Bundesregierung bei der Digitalisierung rasch konkrete Ziele und Maßnahmen benennen, die über reine Absichtserklärungen im Koalitionsvertrag hinausgehen, fordert Bitkom-Präsident Achim Berg. Das Beispiel der USA, die durch die politischen Entwicklungen für Gründer deutlich weniger attraktiv geworden sind, zeige, wie wichtig stabile politische Rahmenbedingungen für Startups seien, so Berg. Werte wie Verlässlichkeit und Stabilität haben den Wirtschaftsstandort Deutschland laut des Bitkom-Präsidenten groß gemacht. Sie müssten deshalb erhalten und mit einem Mehr an politischer Dynamik und Agilität ergänzt werden.
Für das Ausland sprechen bessere Finanzierungsbedingungen und weniger Bürokratie
Wer rückblickend lieber außerhalb von Deutschland gründen würde, nennt dafür am häufigsten bessere Finanzierungsbedingungen im Ausland (68%), weniger Bürokratie (63%) und weniger Regulierung (61%). Mit deutlichem Abstand folgen Gründe wie besserer Austausch mit anderen Startups (39%), besserer Zugang zu Personal (33%), größerer Binnenmarkt (32%), Nähe zu potenziellen Kunden (28%) und Nähe zu exzellenten Wissenschaftseinrichtungen (23%). In 16% der Fälle spielen zudem persönliche Gründe eine Rolle. Wenn man verhindern wollen, dass die Ideen für Startups hierzulande erdacht, aber anderswo umgesetzt werden, dann müssten die Anliegen der jungen Tech-Unternehmen ernst genommen werden. Die Finanzierungsbedingungen müssten international wettbewerbsfähig gestaltet und den bürokratischen Aufwand für Startups massiv reduziert werden. Wer innovative Geschäftsmodelle etwa im Bereich des Gesundheitswesens oder in der Finanzbranche entwickeln wolle oder auf Datenanalysen im Bereich der künstlichen Intelligenz angewiesen sei, brauche mehr regulatorische Freiräume, so der Digitalverband.
(Pressemitteilung Bitkom vom 06.08.2018)