• Home
  • /
  • Meldungen
  • /
  • MiFID II vertreibt Kunden von den Kapitalmärkten

15.03.2019

MiFID II vertreibt Kunden von den Kapitalmärkten

Beitrag mit Bild

© Eisenhans/fotolia.com

Die Deutsche Kreditwirtschaft (DK) hat in einer Studie die Auswirkungen der europäischen Wertpapierrichtlinie MiFID II beleuchtet. Professor Stephan Paul von der Ruhr-Universität Bochum hatte im Auftrag der DK rund 3.000 Kunden und über 150 Banken und Sparkassen in Deutschland befragt.

Zu den Ergebnissen der Studie erklärt Andreas Krautscheid, Hauptgeschäftsführer des Bankenverbandes, der als diesjähriger Federführer für die DK spricht: „Aus der Vermutung ist nun Gewissheit geworden: Mit der Wertpapierrichtlinie MiFID II ist der europäische Gesetzgeber deutlich über das Ziel hinausgeschossen. Sie ist ein Ärgernis für die Kunden, ein Alptraum für Kreditinstitute und Berater und erweist dem Anlegerschutz und der Wertpapierkultur in Deutschland einen Bärendienst.“

Die Studie zeigt, dass sich Kunden durch die Fülle an Informationen überfordert und verunsichert fühlen. Viele Anleger wollen selbst entscheiden, ob sie auf bestimmte Informationen (z. B. sich ständig wiederholende Kosteninformationen) verzichten oder eine nachträgliche Information (z. B. bei telefonischen Orders) wünschen. „Einem sehr überschaubaren Mehrwert für die Kunden stehen dabei immense Kosten für die deutschen Banken und Sparkassen gegenüber“, sagte Krautscheid. So hat die Studie ergeben, dass im Schnitt pro Institut rund 3,7 Millionen Euro Kosten angefallen sind, um die europäischen Regulierungsvorgaben von MiFID II/MiFIR sowie der Verordnung zur Einführung von Basisinformationsblättern (PRIIP-VO) zu erfüllen – die künftigen Kosten noch nicht mitgerechnet. Rechnet man das auf die rund 1.600 deutschen Institute hoch, lägen die Gesamtkosten bei bis zu 6 Milliarden Euro. „Geld, das die Banken und Sparkassen für Zukunftsinvestitionen viel nutzbringender hätten verwenden können“, so Krautscheid.

Die deutschen Banken und Sparkassen warnen zudem vor einem Rückgang des Beratungsangebotes. „Die starre Regulierung führt dazu, dass Beratung nur noch in ausgewählten Filialen angeboten wird. Gerade ältere und weniger mobile Kunden drohen so vom Wertpapiergeschäft abgeschnitten zu werden“, bemängelt Prof. Paul in seiner Studie.

Auch die unterschiedslose Behandlung sämtlicher Kunden kritisiert die DK und fordert mehr Spielraum für Differenzierungen: „Professionelle Kunden – wie etwa Investmentfonds – haben ein anderes Schutzbedürfnis als Kleinanleger. Durch die MiFID II sind wir aber gezwungen, Profis wie Anfänger zu behandeln.“

„Deutschland braucht eine ausgeprägte Wertpapierkultur“, betont Krautscheid mit Blick auf die Niedrigzinsphase und die stetig steigenden Erfordernisse der privaten Altersvorsorge. Dieses Ziel werde durch die derzeitige Ausgestaltung von MiFID II konterkariert. Daher fordert die DK, dass die Überarbeitung der MiFID-Richtlinie ganz oben auf die Agenda der neuen EU-Kommission im Herbst 2019 gesetzt wird.

(Pressemitteilung Deutsche Kreditwirtschaft vom 14.03.2019)


Redaktion

Weitere Meldungen


Meldung

©peterschreibermedia/123rf.com

25.07.2024

Schwache Entwicklung bei wirtschaftlicher, sozialer und ökologischer Nachhaltigkeit

Mehr als vier Jahre internationaler Krisen, geprägt durch die Corona-Pandemie, den russischen Überfall auf die Ukraine, die dadurch ausgelöste, gerade abgeebbte Inflationswelle sowie wachsende geopolitische Spannungen, haben deutliche negative Spuren bei zentralen Kenngrößen wirtschaftlicher, staatlicher, sozialer und ökologischer Nachhaltigkeit in Deutschland hinterlassen. Die Bundesregierung hat zwar mit hohem Aufwand, darunter weit verbreitete Kurzarbeit, Unterstützungszahlungen und

Schwache Entwicklung bei wirtschaftlicher, sozialer und ökologischer Nachhaltigkeit
Meldung

© alexlmx/fotolia.com

24.07.2024

German Private Equity Barometer Q2 2024

Stimmungseinbruch auf dem deutschen Private Equity-Markt: Kurz vor dem Überschreiten seines langjährigen Durchschnitts bricht das Geschäftsklima auf dem deutschen Private Equity-Markt wieder ein. Der Geschäftsklimaindikator verliert im zweiten Quartal 2024 20,6 Zähler auf -23,4 Saldenpunkte. Einen ähnlich starken Einbruch gab es bereits vor Jahresfrist im zweiten Quartal 2023. Insbesondere die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage fällt

German Private Equity Barometer Q2 2024
Meldung

©lassedesignen/fotolia.com

23.07.2024

KI-investierende Unternehmen warten auf Renditen

Etwa 40 % der Unternehmen, die in KI investiert haben, warten noch auf nennenswerte Renditen. Dies zeigen aktuelle Studiendaten. Wenig verwunderlich: viele Investments zahlen sich erst auf lange Sicht aus. Covello von Goldman Sachs ist jedoch alles andere als überzeugt davon, dass sich jene Investments überhaupt einmal auszahlen werden. „Bei den meisten technologischen Umwälzungen in der

KI-investierende Unternehmen warten auf Renditen

Haben wir Ihr Interesse für CORPORATE FINANCE geweckt?

Sichern Sie sich das CORPORATE FINANCE Gratis Paket: 1 Heft + Datenbank