Allein in Europa wird sich das Marktpotenzial für Elektroauto-Batterien nach Berechnungen von Deloitte in den nächsten fünf Jahren mehr als verdreifachen – von derzeit 16,3 auf 54 Milliarden Euro im Jahr 2030. Grund ist der Hochlauf von Elektroautos; weltweit steigt ihr Anteil an allen verkauften Pkws zeitgleich von 18 auf 43 %. Allerdings besteht die Gefahr, dass europäische Unternehmen an diesem Boom kaum partizipieren werden, denn die Abhängigkeit von asiatischen Herstellern ist und bleibt hoch, wie eine aktuelle Studie von Deloitte zeigt.
Abhängigkeit von asiatischen Produzenten zementiert
Demnach wurden im Jahr 2024 70 % der weltweiten Kapazität für Elektroauto-Batterien in China produziert. 13 % kamen aus Europa und 11 % aus Nordamerika. Allerdings kamen nur 3 % der aus Europa stammenden Batterien auch von europäischen Herstellern, 97 % dagegen von asiatischen Unternehmen. Laut der Studie wird 2030 immer noch fast die Hälfte (47%) der EV-Batterien aus China kommen, 18 % aus Nordamerika. Der in Europa produzierte Anteil wird zwar auf 25 % steigen, jedoch stammt ein Großteil dieser Batterien immer noch von asiatischen Produzenten (70%) und nur 27 % von europäischen Herstellern.
Dr. Harald Proff, Sektorleiter Automotive bei Deloitte, erklärt: „In den vergangenen Jahren ist ein Großteil der Batterieprojekte in Europa gescheitert, etwa aufgrund von fehlendem Zugang zu kritischen Rohstoffen, hohen Kapitalanforderungen, betrieblichen Ineffizienzen und einem schleppenden Hochlauf der E-Mobilität. Dennoch haben wir es mit einem stark wachsenden Markt zu tun, denn das Produkt Elektroauto wird immer günstiger und attraktiver. Die aktuelle Entwicklung bei der Umsetzung von Projekten zur Batterieproduktion hierzulande ist nicht nur eine verpasste Chance, sondern zementiert auch die Abhängigkeit von asiatischen Produzenten.“
Rohstoffzugang und Recycling-Infrastruktur essentiell
Laut Analysen von Deloitte benötigt Europa für eine starke Marktposition einen Anteil von mindestens 40 % an der weltweiten Batterieproduktion. Grundlage dafür sind eine koordinierte Industriepolitik und umfangreiche Investitionen sowie ein gesicherter Zugang zu Rohstoffen und eine Recycling-Infrastruktur. Über Investitionen in innovative Produkte, wie etwa das 800V-Batteriesystem, könnten sich europäische Hersteller vom Wettbewerb differenzieren, die Kosten der Fahrzeuge senken und langfristig Wettbewerbsfähigkeit erreichen.
„Wenn europäische Unternehmen bei der Batterieproduktion nicht massiv aufholen, zahlen sie einen hohen Preis. Unsere Versorgungssicherheit und technologische Souveränität sind in Gefahr. Als teuerste Komponente bestimmt die Batterie den Preis, die Fahrzeugleistung und die Reichweite. Wenn die europäischen Autobauer keine eigenen Batterien produzieren, müssen sie diese zu höheren Preisen einkaufen, was ihre Fahrzeuge verteuert. Das mag für die höherpreisigen Marktsegmente noch verkraftbar sein – in den so wichtigen Volumensegmenten mit geringen Margen ist das ein großer Wettbewerbsnachteil. Insgesamt werden wir dann weiter sinkende Margen sehen“, erklärt Autoexperte Proff.
(Deloitte vom 04.09.2025 / RES JURA Redaktionsbüro – vcd)

