Der deutsche Mittelstand wurde von der Corona-Krise stark getroffen. Mehr als jeder zweite Geschäftsführer beschreibt die Auswirkungen als erheblich und jeder fünfte Befragte kämpft aktuell mit Liquiditätsengpässen. Gleichzeitig blicken die Unternehmen verhalten optimistisch in die Zukunft. Rund 60% der Befragten spüren bereits eine Verbesserung ihrer Lage. Es besteht ein Wunsch nach einer Verlängerung der Corona-Hilfsprogramme und nach Steuersenkungen.
Dies zeigt die aktuelle Blitzumfrage der Unternehmensberatungen Ebner Stolz Management Consultants GmbH und Wolff & Häcker Finanzconsulting AG (whf). Von Mitte Juli bis Mitte August 2020 wurden 165 mittelständische Geschäftsführer befragt – rund ein Drittel (51 Geschäftsführer) nahm teil.
Umsatz- und Auftragseinbruch durch Corona
Die Corona-Krise hat zu einem erheblichen Einbruch im Mittelstand geführt. Mehr als drei Viertel der Befragten berichten von rückläufigen Umsätzen und Auftragseingängen. Aber auch die Stornierung von vorhandenen Aufträgen und die Liquiditätsversorgung sind für viele Unternehmen zum Problem geworden.
„Einzelne Branchen standen schon vor der Corona-Krise unter Druck. So hatte die Automobilindustrie bereits zuvor mit zahlreichen Herausforderungen zu kämpfen. Die Corona-Krise verschärft die Situation vieler Unternehmen zusätzlich“ kommentiert Michael Euchner von Ebner Stolz, die Situation. Erfreulich ist, dass sich durch die derzeitige Krisensituation nur ein relativ geringer Anteil der Geschäftsführer in ihrer unternehmerischen Existenz bedroht sieht. Lediglich 4% der Befragten geben dies an.
Mittelfristig wird mit einem Erreichen des Vorkrisenniveaus gerechnet
Derzeit vermelden die Geschäftsführer bereits eine wirtschaftliche Erholung. Rund 60 % der Befragten spüren eine Verbesserung der wirtschaftlichen Lage. Dies betrifft vor allem ein Anziehen der Auftragseingänge (bei mehr als einem Drittel der Befragten). whf-Vorstand Prof. Dr. Hendrik Wolff: „Wegen der Beispiellosigkeit der aktuellen Krise sind Prognosen von großer Unsicherheit geprägt. Immerhin erwarten aber 80 % der Geschäftsführer ein Erreichen des Vorkrisenniveaus innerhalb der kommenden drei Jahre.“
Große Nachfrage bei der Liquiditätssicherung
Die Corona-Programme zur Liquiditätssicherung hat der Mittelstand in hohem Maße in Anspruch genommen. Vorwiegend wurden dabei das Kurzarbeitergeld (69 %) sowie Steuerstundungen (35 %) genutzt. Auch die von der KfW geförderten Kredite wurden von etwa einem Viertel der Unternehmen beantragt. „Viele Unternehmen werden aktuell noch durch die umfassenden staatlichen Hilfsprogramme gestützt. Es bleibt abzuwarten, in welchem Maße sich die finanzielle Lage der Unternehmen verschärft und sich in diesem Zusammen-hang die Zahl der Insolvenzen entwickelt“, so Prof. Dr. Heiko Aurenz, Partner bei Ebner Stolz. Lediglich ein Viertel der befragten Unternehmen habe keine Corona-Hilfen genutzt.
Unternehmen stellen Forderung an die Politik
Zwar sind die meisten Unternehmen mit dem Vergabeprozess der KfW zufrieden, doch ein Viertel bemängelt die lange Dauer bis die Mittel ausgezahlt wurden. Zudem wünschen sich viele Unternehmer eine Verlängerung der Corona-Hilfen sowie zusätzliche Steuersenkungen. whf-Vorstand Dr. Mirko Häcker fasst zusammen: „Aufgrund der angespannten Liquiditätssituation vieler Unternehmen steigt die Kreditnachfrage. Demgegenüber steht jedoch das erhöhte Ausfallrisiko. Dies wird Banken dazu bewegen, die Kreditvergabe ohne staatliche Garantien restriktiver zu gestalten.“
(Pressemitteilung Ebner Stolz vom 09.09.2020)