Fakt ist: Die Digitalisierung geht voran – auch schnell genug, um konkurrenzfähig zu bleiben? 38% der Befragten sagen, dass digitale Technologien für sie sehr wichtig sind. Das sind fast doppelt so viele, wie vor sechs Jahren. 2016 erklärte noch jeder Fünfte (21%), dass Digitalisierung für sein Unternehmen überhaupt keine Rolle spielt. Aktuell sind es gerade einmal noch 2%. Zusammen mit den Betrieben, die Digitalisierung für kaum wichtig halten, gibt es aber auch eine Gruppe von 21%, die der Digitalisierung weiterhin skeptisch bis verschlossen gegenübersteht.
Cybersecurity mit Abstand die wichtigste digitale Herausforderung
Die Sicherheitsrisiken für Unternehmen sind real und werden von ihnen wahrgenommen. Cyberkriminelle wollen sich auf Kosten von Firmen bereichern und versuchten in der Vergangenheit immer wieder Unternehmen – auch aus dem Mittelstand – zu attackieren, erklären die Studienautoren.. Nur eine schlüssige digitale Sicherheitsstrategie, die stetig angepasst und verbessert werden müsse, könne hier Schutz bieten.
Als besonders wichtig schätzen Unternehmen der Energie- und Wasserversorgung (66%), im Maschinenbau (58%) und der Elektrotechnik (54%) die Rolle der Digitalisierung ihrer Abläufe ein. In der Land- und Forstwirtschaft nimmt das Thema dagegen gar keinen Raum ein (0%). Im Baugewerbe gaben 14% der Befragten an, dass digitale Technologien wichtig für das Geschäftsmodell ihres Unternehmens sind.
Größe spielt bei Digitalisierung wichtige Rolle
Ein deutlicher Unterschied zeigt sich bei der Größe der Unternehmen: Bei den Firmen, deren Jahresumsatz unter 30 Mio. € liegt, spricht sich weniger als ein Drittel (30%) für die Wichtigkeit digitaler Technologien aus. Bei Unternehmen deren Umsatz über 100 Mio. € pro Jahr liegt, ist es dagegen mehr als die Hälfte (51%).
Vor allem kleinere Betriebe hinken bei Digitalisierung hinterher
Nach Einschätzung der Studienautoren drohen vor allem kleinere Betriebe digital den Anschluss zu verlieren gegen die größere Konkurrenz – national wie international. Unabwägbarkeiten durch politische Spannungen und damit einhergehende Einschränkungen bei den Lieferketten stellen auch den Mittelstand schon jetzt vor völlig neue Herausforderungen. Hier habe schon die Pandemie als Extremereignis gezeigt, dass Faktoren wie digitaler Kundenkontakt überlebenswichtig sein können.
Jedes dritte Unternehmen will in stärkeren Homeoffice-Einsatz investieren
Stichwort Corona: Wie in allen Bereichen hat die Pandemie auch beim Mittalstand ihre Spuren hinterlassen. Am deutlichsten wird dies, wenn es ums Homeoffice geht. Jeder Dritte (32%) setzt der Studie zufolge auf die Arbeit von zuhause und will hier mehr investieren. Laut der Studienautoren habe es sich gezeigt, dass der Mittelstand aus den enorm schwierigen vergangenen Jahren lernen konnte und im Personalbereich flexibel neue Wege gehen will. Eine Entwicklung, die sich fortsetzen müsse – vor allem, um im Wettbewerb um Talente und Bewerber gegenüber anderen Branchen und Bereichen zu bestehen.
Bei den Kundenbeziehungen schlägt die Stunde digitaler Technologien
75% der Befragten sagen, dass Kundenbeziehungen ganz oder zumindest teilweise digital stattfinden. 2016 waren es nur knapp vier von zehn Unternehmen (39%). Auch beim Produktverkauf und Onlinezahlung (52%) ist das Thema wichtig – und immer wichtiger geworden. Vor sechs Jahren waren es nur gut 23% der Firmen, die dies sagten.
Ohne Frage hat der Mittelstand die Wichtigkeit digitaler Transformation und Entwicklung erkannt. Es geht voran, dies haben die vergangenen Jahre gezeigt, stellen die Studienautoren fest. Das sollte aber kein Grund zu verfrühter Zufriedenheit sein. Darauf könne man aufbauen – aber ausruhen dürfe man sich nicht. Die Unternehmen müssten der Digitalisierung ein noch größeres Gewicht beimessen.
Jeder fünfte Betrieb hält Digitalisierung immer noch für kaum oder gar nicht wichtig
Denn auch intern spielen digitale Technologien der Studie zufolge eine immer wichtigere Rolle: Im Rechnungswesen gaben 91% der Befragten an, dass digitale Technologien und das Internet mittlere bis große Bedeutung für sie haben. Auch beim Einkauf (82%) und beim Vertrieb (80%) ist und bleibt die Digitalisierung wichtig. 80% der Befragten sehen keine Faktoren, die die digitale Entwicklung ihres Geschäfts behindern. Umgekehrt heißt das aber auch: es gibt sie für jedes fünfte Unternehmen. Die Hauptgründe sind begrenzte finanzielle Mittel und fehlendes Personal.
Digitale Technologien haben bei den Investitionen von Industrieunternehmen einen Anteil von durchschnittlich 10,5%. Bei großen Betrieben über 100 Mio. € Jahresumsatz ist der Anteil höher (13,5%) als bei kleineren Firmen mit einem Umsatz von weniger als 30 Mio. € pro Jahr (8,9%).
Laut des EY-Mittelstandsbarometers ist bei einem großen Teil der Betriebe der Wille zu Investitionen da – trotz unklarer Aussichten. Dies ist wichtig, um den Grundstein für eine erfolgreiche Zukunft zu legen, in der digitale Faktoren eine immer größere Rolle spielen. Auch kleinere Unternehmen müssen dies erkennen – falls nicht, droht die Gefahr einer Zwei-Klassen-Gesellschaft mit großen, weltweit wettbewerbsfähigen Mittelständlern, die bei der Digitalisierung ganz oben mitspielen, und kleineren Unternehmen, die stetig an Wettbewerbsfähigkeit verlieren, so das Fazit der Studienautoren.
Das „EY-Mittelstandsbarometer 2022 – Digitalisierung“ können Sie hier bestellen.
(Pressemitteilung EY vom 24.06.2022)