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18.05.2022

Neue Distressed M&A-Studie: Mehr Insolvenzen und Transaktionen durch Inflation

Autokonzerne auf der Überholspur

©designer491/fotolia.com

Mehr als ein Jahrzehnt lang entwickelten sich die Zahlen von Insolvenzen und Restrukturierungsmaßnahmen hierzulande rückläufig, und auch die Auswirkungen der Coronakrise schienen daran erstaunlich wenig zu ändern - bisher. Die Beratungs- und Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte sieht Anzeichen für eine deutliche Verschärfung der Situation: Die fünfte Distressed M&A-Studie zeigt einen steigenden Druck auf die Unternehmensbilanzen durch die Inflationsdynamik, stockende Lieferketten und die Folgen des Ukraine-Kriegs. Ein Großteil der Restrukturierungs-Experten rechnet ab Jahresmitte mit einem signifikanten Anstieg von Insolvenzen und krisenbedingten Firmentransaktionen.

Seit Corona und nun mit dem Krieg in der Ukraine stellen die Studienautoren einen extremen Anstieg bei der Störung und Unterbrechung von Lieferketten sowie eine inflationsbedingte Kostenbelastung vor allem bei Rohstoff- und Energiepreisen fest. Gleichzeitig bleibe der Transformationsdruck in vielen Branchen und bei vielen Geschäftsmodellen hoch. Der Gedanke liege nahe, dass diese Aspekte in den Gewinn- und Verlustrechnungen negative Auswirkungen zeigen, die Liquiditätsbestände der Unternehmen verringern und daher geradezu zwangsläufig die Anzahl von Distressed M&A-Fällen erhöhen müsste. Verstärkt werden dürften diese Effekte zusätzlich durch die drohenden oder auch schon umgesetzten Anhebungen der Leitzinsen. Die Studie liefere hier erste belastbare Belege.

Insolvenzen und Transaktionen nehmen zu

In der aktuellen Ausgabe des Reports befasst sich Deloitte mit ausgewählten Themen rund um Distressed M&A-Transaktionen und Risiken für die deutsche Konjunktur und die einzelnen Branchen. Darüber hinaus werden Käuferverteilung und -struktur beleuchtet sowie, welche Branchen für Investoren interessant sind und wie sich die Bewertungsniveaus entwickeln. Zu guter Letzt geht Deloitte in seiner Studie auch der Frage nach, warum Distressed M&A-Transaktionen oft scheitern.

Rund zwei Drittel der Befragten sehen einen signifikanten Anstieg der Distressed-Fälle bereits im laufenden Jahr. Ebenso viele rechnen damit, dass der Anstieg zwölf oder sogar mehr Monate anhält. Bei den Sektoren stehen Tourismus, Automobil und Handel weiter ganz oben auf der Liste der Branchen mit höheren Risiken. Den geringsten Anstieg von kurzfristigen Distressed M&A-Transaktionen erwarten die Befragten aktuell bei der chemischen Industrie, bei Telekommunikation und im Banken- und Versicherungswesen.

Als Käufer von Distressed Assets wird der Anteil von Private Equity-Unternehmen weiterhin am höchsten eingeschätzt, mit einigem Abstand zu den strategischen Investoren. Die Experten erwarten zugleich eine steigende Beteiligung von Family Offices bei Distressed M&A-Transaktionen sowie eine deutliche Internationalisierung der Verkaufsprozesse bei gleichzeitig stark rückläufiger Käuferquote aus Deutschland und dem Rest von Europa.

Transaktions-Bewertungen haben sich stabilisiert

Wurden im zurückliegenden Jahr mehrheitlich noch sinkende Niveaus bei den Bewertungen der Transaktionen erwartet, so sehen die Erwartungen aktuell und für die nahe Zukunft überwiegend stabil aus. Nur noch eine kleine Minderheit von 16% der Teilnehmer erwartet auf absehbare Zeit weiterhin sinkende Bewertungen für Distressed Assets.

Die relevantesten Erfolgsfaktoren für Distressed M&A-Transaktionen sehen die Studienteilnehmer vor allem in schlüssigen Turnaround-Konzepten sowie in der frühen Einbindung aller Stakeholder in geplante Fortführungs- und Turnaround-Konzepte. Ebenfalls als sehr erfolgversprechend eingeschätzt wird die Branchen-Expertise der Berater, um eine schnelle und breite Investorenansprache zu ermöglichen.

Viele Transaktionen scheitern an wenigen Gründen

Als Hauptgründe für das Scheitern von Transaktionen gaben die Befragten indes unzureichende Turnaround-Konzepte, unerwartete Risiken, Intransparenz und zu hohen Zeitdruck an. Gut ein Drittel der Teilnehmer begründet das Scheitern von Distressed M&A-Transaktionen mit zu hohen Kaufpreiserwartungen, vor allem bei Insolvenztransaktionen, in denen der Substanzwert eines Unternehmens seinen Ertragswert schnell überschreiten kann. Viele Investoren lehnen daher einen Erwerb aus einer Insolvenz heraus ab. Gleichzeitig können hohe Risiken, Intransparenz und zu viel Zeitdruck dazu führen, dass Käufer abspringen und gar nicht mehr über den Preis reden wollen.

Der Analyse zufolge ist die diesjährige Distressed M&A-Studie von einem Umfeld gestiegener Unsicherheit geprägt. Die befragten Experten aus Beratung, Finanzierung, Management, Restrukturierung und Insolvenz sehen laut der Studie derzeit erhebliche Risiken für die deutsche Wirtschaft. Wenngleich die Meinungen der unterschiedlichen Teilnehmergruppen der Umfrage auseinander gehen, so ist man sich beim Hauptrisikofaktor einig :Inflation. Vor diesem Hintergrund ist es auch nicht verwunderlich, dass 75% der Teilnehmerin naher Zukunft mehr Distressed M&A-Transaktionen auf dem deutschen Markt erwarten, so das Fazit der Studienautoren.

Die Deloitte Distressed M&A-Studie finden Sie hier zum Download.

(Pressemitteilung Deloitte vom 18.05.2022)


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