21.12.2017

Neue Regeln für Wertpapierfirmen

Beitrag mit Bild

©bluedesign/fotolia.com

Die Europäische Kommission hat zwei überarbeitete Rechtsvorschriften vorgeschlagen, die kleineren Wertpapierfirmen das Leben erleichtern und die größten systemrelevanten Firmen den gleichen Regeln unterwerfen wie europäische Banken.

Wertpapierfirmen und deren Dienstleistungen sind wichtig für eine gut funktionierende Kapitalmarktunion. Neben Banken sind an den EU-Kapitalmärkten mehrere tausend kleine und große Wertpapierfirmen tätig, die ihre Kunden beraten, Unternehmen bei der Erschließung der Kapitalmärkte helfen, Vermögen verwalten und Marktliquidität bereitstellen und dadurch EU-weite Investitionen erleichtern. Den neuen Vorschlägen zufolge fiele die überwiegende Mehrheit der Wertpapierfirmen in der EU künftig nicht mehr unter die ursprünglich für Banken bestimmten Vorschriften. Dies würde ihren Bürokratieaufwand verringern, den Wettbewerb steigern und die Investitionsströme verstärken, ohne dabei die Finanzstabilität zu gefährden, was den Prioritäten der Kapitalmarktunion entspricht. Zugleich würden die größten, systemrelevantesten Wertpapierfirmen den gleichen Vorschriften unterliegen wie Banken.

Zentrale Elemente des Vorschlags

Wertpapierfirmen tragen wesentlich zur Erleichterung EU-weiter Ersparnis- und Investitionsflüsse bei. Sie erbringen eine Reihe von Dienstleistungen, die Anlegern Zugang zu Wertpapier- und Derivatemärkten verschaffen. Zu diesen Dienstleistungen zählen die Anlageberatung, das Portfoliomanagement, die Ausführung von Aufträgen für Kunden, der Handel mit Finanzinstrumenten und die Unterstützung von Unternehmen bei der Aufnahme von Mitteln an den Kapitalmärkten. Der Vorschlag umfasst

  • neue und einfachere Aufsichtsregeln für die überwiegende Mehrheit der nicht systemrelevanten Wertpapierfirmen, ohne die Finanzstabilität zu gefährden, und
  • geänderte Vorschriften, die gewährleisten sollen, dass große systemrelevante Wertpapierfirmen mit bankenähnlichen Tätigkeiten und Risiken wie Banken reguliert und beaufsichtigt werden. Solche systemrelevanten Wertpapierfirmen würden folglich im Rahmen des Einheitlichen Aufsichtsmechanismus von der Europäischen Zentralbank in ihrer Funktion als Aufsichtsbehörde beaufsichtigt. Zwischen den großen systemrelevanten Finanzinstituten wird dies gleiche Wettbewerbsbedingungen gewährleisten.

Den neuen Vorschriften zufolge würden die nicht systemrelevanten Wertpapierfirmen in zwei Gruppen unterteilt. Für die kleinsten Wertpapierfirmen mit dem niedrigsten Risikoprofil sollen die Eigenkapitalanforderungen auf einfachere Weise festgesetzt werden. Für größere Firmen soll eine neue, auf das Geschäftsmodell abstellende Art der Risikomessung eingeführt werden. Bei Firmen, die mit Finanzinstrumenten handeln, sollen diese Vorschriften mit einer vereinfachten Fassung der bestehenden Vorschriften kombiniert werden.

Systemrelevante Wertpapierfirmen als Kreditinstitute

Systemrelevante Wertpapierfirmen mit bestimmten bankenähnlichen Tätigkeiten (z. B. Zeichnung und Handel auf eigene Rechnung) und Vermögenswerten von mehr als 30 Mrd. Euro sollen dem Vorschlag zufolge als Kreditinstitute eingestuft werden und folglich der gleichen Behandlung unterliegen wie Banken. Wie in der Mitteilung der Kommission über die Überprüfung der Europäischen Aufsichtsbehörden angekündigt, würde dies unter anderem bedeuten, dass ihre Tätigkeiten in den an der Bankenunion teilnehmenden Mitgliedstaaten im Rahmen des Einheitlichen Aufsichtsmechanismus der direkten Aufsicht durch die EZB unterlägen.

(EU-Kommission vom 20.12.2017 / Viola C. Didier)


Redaktion

Weitere Meldungen


Meldung

© kasto/de.123rf.com

05.02.2025

Bauindustrie im Digital- und ESG-Dilemma

Die deutsche Bauindustrie steckt in einer Innovationskrise und verfehlt den digitalen Anschluss. PwC Deutschland (PwC) hat 100 Bauunternehmen und Planungsbüros befragt und die Ergebnisse sind alarmierend: Die Branche zweifelt an ihren digitalen Fähigkeiten und fühlt sich in einigen Technologiebereichen zunehmend abgehängt. Der Fachkräftemangel und das fehlende digitale Know-how erweisen sich dabei als erhebliche Entwicklungsblockaden. 93

Bauindustrie im Digital- und ESG-Dilemma
Meldung

pitinan/123rf.com

05.02.2025

Mittel- und Osteuropa gewinnt wirtschaftlich an Bedeutung

Deutsche Unternehmen, die in Mittel- und Osteuropa tätig sind, rechnen mit einer zunehmenden Bedeutung der Region als Markt und Investitionsstandort. Mehr als jedes zweite befragte Unternehmen (55 %) erwartet bis 2030 eine wachsende wirtschaftliche Relevanz. Mehr als die Hälfte der Befragten plant bis 2030 Investitionen in der Region. Dabei ist Polen, die größte Volkswirtschaft Mittel-

Mittel- und Osteuropa gewinnt wirtschaftlich an Bedeutung
Meldung

© kritchanut/fotolia.com

03.02.2025

Global M&A Industry Trends

Die jüngste Dynamik bei den großen Deals deutet darauf hin, dass der Aufschwung bereits begonnen hat: Das Volumen der Transaktionen mit einem Wert von mehr als 1 Mrd. USD stieg 2024 um 17 % und der durchschnittlicher Wert nahm ebenfalls zu. Gleichzeitig sehen wir unterschiedliche Entwicklungen, da die Anzahl kleinerer bis mittelgroßer Transaktionen rückläufig ist.

Global M&A Industry Trends

Haben wir Ihr Interesse für CORPORATE FINANCE geweckt?

Sichern Sie sich das CORPORATE FINANCE Gratis Paket: 1 Heft + Datenbank