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29.11.2021

Pandemie-Monate haben in der Private Equity-Branche erkennbare Spuren hinterlassen

Autokonzerne auf der Überholspur

© alexlmx/fotolia.com

Die Pandemie hat Exit-Entscheidungen und Haltedauer von Private-Equity-Fonds im deutschsprachigen Raum erkennbar geprägt. In einer aktuellen Untersuchung der Unternehmensberatung FTI-Andersch und des Centers for Corporate Transactions and Private Equity (CCTPE) der HHL Leipzig Graduate School of Management haben 56% der befragten Private Equity-Fonds angegeben, dass Covid19 die Entscheidung ‚stark‘ beeinflusst hat, bei 4% sogar ‚sehr stark‘. Für die Zukunft rechnen 68% der Befragten damit, dass sich die Haltedauer verlängern wird (9%: stark verlängern).

39% der Private Equity-Gesellschaften haben während der Pandemie-Monate ihren Portfolio-Unternehmen zusätzliche Gelder aus dem Fonds zur Verfügung gestellt. In 35% wurden Restrukturierungspläne an eine neue Haltedauer angepasst. Beschleunigte Exits zur Minimierung des Downside-Risikos, auch unter Inkaufnahme von Verlusten, haben nur bei 9% der Unternehmen eine Rolle gespielt. Das Übertragen von Portfolio-Investments in einen Folgefonds (Roll-over) hat in 4% der Fälle stattgefunden.

Vorzeitige Exits zur Risiko-Minimierung haben kaum eine Rolle gespielt

Für die nächsten zwölf Monate wird in den meisten Exit-Kanälen mehrheitlich Konstanz erwartet. Leichte Zunahmen sehen die Private Equity-Fonds allerdings bei Börsengängen (IPOs, 36%), die Veräußerung an strategische Investoren und SPACs (jeweils 32%). 55% rechnen mit leichten Zunahmen an Verkäufen an andere Fonds (Secondary Buy-out).

Die Pandemie-Monate haben in der Private Equity-Branche erkennbare Spuren hinterlassen, stellen die Studienautoren fest. Was sich in der Studie des vergangenen Jahres schon angedeutet hatte, wurde nun bestätigt: Die Haltedauer habe sich vielfach verlängert. Die im letzten Jahr projizierte Anpassung der Wertsteigerungspläne sei damit vielfach notwendig geworden. Die Private Equity-Gesellschaften haben in den vergangenen Monaten zudem aktiv ihre Portfolio-Unternehmen bei der Umsetzung von Maßnahmen zur langfristigen Erfolgssicherung begleitet, so die Analyse.

Fonds haben operative Maßnahmen mehrheitlich auf Digitalisierung und Produktivitätssteigerung fokussiert

Einen besonderen Fokus haben die Fonds gemeinsam mit ihren operativen Managements dabei auf Maßnahmen zur Digitalisierung und Produktivitätssteigerung gesetzt: Die Hälfte der Fonds haben daran ‚stark‘, 28% sogar ‚besonders stark‘ (insgesamt: 78%) gearbeitet. Weitere Punkte, auf die sich die Fonds konzentriert haben: die Optimierung des Working Capital (‚stark‘ bis ‚besonders stark‘: 67%), Kundenbindungsprogramme und -service (53%), Produktinnovationen und finanzwirtschaftliche Maßnahmen (jeweils 50%). Weniger stark wurde die Expansion in bestehende und neue Märkte vorangetrieben (37%) sowie Maßnahmen zur Qualitätssteigerung in den Mittelpunkt gerückt (32%).

Laut der Studienautoren ist es erfreulich zu sehen, dass die Fonds nicht nur auf Kostensenkungs- und Einsparmaßnahmen gesetzt haben, sondern in ihren Portfolio-Unternehmen ganz bewusst Digitalisierung und Innovation gefördert haben. Damit habe eine signifikante Anzahl die Krise auch dazu genutzt, das eigene Portfolio noch zukunftssicherer zu machen – und damit potenziell wertvoller.

Ein Viertel der Fonds konnte sich unter Corona besser entwickeln als zuvor

Knapp jeder vierte Fonds (24%) hat in der Umfrage angegeben, dass sich die eigenen Portfolio-Unternehmen während der letzten zwölf Monate sogar besser entwickelt haben als zuvor. Dabei haben sich vor allem das durch die Pandemie hervorgerufene veränderte Kunden- und Nutzerverhalten stark (45%) oder ‚besonders stark‘ (15%) positiv ausgewirkt. Auch das mobile Arbeiten ordnet die Hälfte der Fonds, bei denen es in der Pandemie besser lief, als starken (50%) oder sogar als ‚besonders starken‘ Erfolgsfaktor (5%) ein. 40% haben zudem angegeben, dass sich die gesellschaftlichen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie, damit also auch der Lockdown, positiv auf sie ausgewirkt haben.

Was bei den Fonds zu beobachten ist, bildet laut der Studienautoren die Beobachtungen der Gesamtwirtschaft ab. Nur eine – durchaus signifikante – Minderheit gewinne. Und das vor allem, weil die Lockdown-Monate und das damit veränderte Nachfrageverhalten der Kunden einen positiven Schub für sie ausgelöst habe. Die Herausforderung für die Portfolio-Unternehmen dieser Fonds wird sein, auch in der Post-Corona-Zeit weiter ihre Performance zu halten, so die Experten.

Lieferketten-Optimierung sehen 87% als wichtigste Herausforderung der Post-Corona-Zeit an

Als größte Herausforderung für diese Post-Corona-Zeit haben die befragten Private Equity-Fonds die die Optimierung ihrer Lieferketten (87%) sowie ein Fokus auf präventives Krisenmanagement (83%) benannt. 57% der Fonds haben beobachtet, dass mindestens die Hälfte ihrer Portfolio-Unternehmen auf Herausforderungen in der Lieferkette gestoßen sind, bei jedem Vierten (26%) war es mehr als die Hälfte. Weitere Post-Covid-Themen: 50% setzen auf erhöhte Transparenz in der Stakeholder-Kommunikation, die Hälfte sieht Handlungsbedarf bei der Anpassung der Wertsteigerungspläne (siehe oben). Nur eine Minderheit (29%) will das Reporting der Portfolio-Unternehmen künftig enger und umfangreicher gestalten, um noch mehr Einblick in die operativen Management-Entscheidungen zu erhalten.

Schaffung neuer Werte und Produktivitätssteigerung statt mehr Kontrolle

Laut der Studienautoren ist ein gutes Signal, dass die Private Equity-Fonds sich vor allem auf das Schaffen neuer Werte anstatt auf mehr Kontrolle konzentrieren wollen. Auch habe sich die Erkenntnis durchgesetzt, die Prävention künftig deutlich zu intensivieren, um auf mögliche Bedrohungsszenarien der Zukunft besser vorbereitet zu sein. Als die Untersuchung vor einem Jahr zum ersten Mal durchgeführt wurde, war eine Annahme, dass die Fonds dem Management die Zügel deutlich straffer anziehen werden, erläutern die Studienautoren. Dass sie sich mehrheitlich gegen ein Mehr an Bürokratie entscheiden, sei ein Vertrauensbeweis und gebe sogleich die Möglichkeit, die echten Probleme zu lösen. Dass diese heute vor allem in den Lieferketten liegen, sei immanent: diese Problematik hat mittlerweile alle Branchen und damit auch die Portfolios der deutschen Fonds voll erfasst. Es bleibe abzuwarten, ob dies bereits ein weiterer Faktor sein wird, der zu einer erneuten Anpassung der Wertsteigerungspläne führen wird.

Die Studie „Auswirkungen Covid-19 auf Private Equity-Portfoliounternehmen 2021“ ist in Zusammenarbeit zwischen der Unternehmensberatung FTI-Andersch und des Centers for Corporate Transactions and Private Equity (CCTPE) an der HHL Leipzig Graduate School of Management entstanden. Sie folgt einer Studie, die bereits im Jahr 2020 durchgeführt wurde. Es konnten die Antworten von insgesamt 36 im DACH-Raum beheimateten Private Equity-Fonds zu ihrer aktuellen Situation in der Corona-Krise ausgewertet werden. Der Fokus lag auf Private Equity-Fonds mit aktiven Portfolios mit mehr als zehn Unternehmen (61%, Mid-Cap). Die Umfrage wurde anonymisiert und mit standardisierten Fragen nach akademischen Standards durchgeführt. Leiter der Untersuchung sind Dr. Martin Schneider (Senior Manager) von FTI-Andersch sowie Prof. Dr. Bernhard Schwetzler, Inhaber des Lehrstuhls für Finanzmanagement und Banken an der HHL Leipzig.

Die Studie „Auswirkungen Covid-19 auf Private Equity-Portfoliounternehmen 2021“ können Sie hier herunterladen.

(Pressemitteilung FTI-Andersch vom 29.11.2021)


Redaktion

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