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14.02.2017

Prognosekorrekturen der DAX-Konzerne steigen auf Rekordniveau

Autokonzerne auf der Überholspur

Allen politischen und wirtschaftlichen Turbulenzen zum Trotz: Im vergangenen Jahr haben mehr Unternehmen ihre Gewinn- und Umsatzprognosen nach oben als nach unten korrigiert. Dabei standen den insgesamt 67 Gewinn- oder Umsatzwarnungen 87 Fälle gegenüber, in denen Unternehmen die zuvor prognostizierten Werte übertrafen und daher sogenannte Gewinn- oder Umsatzerwartungen veröffentlichten.

Allen politischen und wirtschaftlichen Turbulenzen zum Trotz: Im vergangenen Jahr haben mehr Unternehmen ihre Gewinn- und Umsatzprognosen nach oben als nach unten korrigiert. Dabei standen den insgesamt 67 Gewinn- oder Umsatzwarnungen 87 Fälle gegenüber, in denen Unternehmen die zuvor prognostizierten Werte übertrafen und daher sogenannte Gewinn- oder Umsatzerwartungen veröffentlichten.

Insgesamt sank die Zahl der Prognosekorrekturen damit um knapp ein Viertel von 200 auf 154. 38 Prozent der im Prime Standard gelisteten Unternehmen mussten 2016 mindestens einmal ihre eigene Prognose kassieren, im Vorjahr hatte der Anteil noch bei 44 Prozent gelegen.

Im Vergleich der Indizes erwiesen sich vor allem die Prognosen der DAX-Konzerne als wenig zuverlässig: 63 Prozent der DAX-Unternehmen haben im Lauf des Jahres ihre Prognosen korrigiert (Vorjahr: 47 Prozent) – in 16 Fällen nach oben, in acht Fällen nach unten. Damit stieg die Zahl der Prognosekorrekturen der DAX 30-Unternehmen auf 24 – den höchsten Stand seit 2011, als die Analyse zum ersten Mal durchgeführt wurde. Im Vorjahr lag sie bei 22, 2014 nur bei sieben.

Während die Zahl der Aufwärtskorrekturen bei den DAX-30-Unternehmen gegenüber dem Vorjahr von 12 auf 16 stieg, war sie in allen anderen Segmenten rückläufig, am stärksten – von 43 auf 28 – bei den kleineren Unternehmen, die weder in DAX, MDAX, SDAX oder TecDAX notiert sind.

Das sind Ergebnisse einer aktuellen Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY, die veröffentlichungspflichtige Korrekturen an Gewinn- und Umsatzprognosen in den Jahren 2011 bis 2016 untersucht. Für die Analyse wurden alle 302 Unternehmen aus dem Prime Standard der Frankfurter Börse betrachtet.

„Obwohl die Märkte im vergangenen Jahr gleich zwei externe Schocks – das Brexit-Votum und den überraschenden Ausgang der US-Präsidentschaftswahl – zu verkraften hatten, hat sich in vielen Fällen das operative Geschäft der deutschen Unternehmen überraschend gut entwickelt“, beobachtet Marc Förstemann, Partner bei EY in der operativen Restrukturierungsberatung. „Dabei halfen mehrere Faktoren: Der stark gesunkene Eurokurs, der exportorientierten Unternehmen Rückenwind gab, die anhaltend hohen privaten und öffentlichen Konsumausgaben und das niedrige Zinsniveau, das vielen Unternehmen hilft zu investieren und wachsen.“

Die nach wie vor hohe Zahl von Prognosekorrekturen – unabhängig davon, ob nach oben oder nach unten – zeige allerdings, dass die wirtschaftlichen und politischen Turbulenzen durchaus Spuren im operativen Geschäft vieler deutscher Unternehmen hinterlassen, ergänzt Martin Steinbach, Leiter des Bereichs IPO and Listing Services bei EY: „Es ist derzeit enorm schwer, belastbare Prognosen abzugeben. Die politischen und regulatorischen Rahmenbedingungen ändern sich derzeit sehr rasch, und staatliche Eingriffe in den Markt können in einem ohnehin sehr volatilen Umfeld Marktprognosen schnell obsolet machen.“

Bemerkenswert sei, dass mehr Unternehmen ihre Prognosen übertroffen als verpasst haben, so Steinbach: „Viele Unternehmen sind derzeit sehr vorsichtig mit ihrem Ausblick und bewerten offenbar die Risiken höher als die Chancen – auch auf die Gefahr hin, bei Investoren an Glaubwürdigkeit zu verlieren. Denn Anleger erwarten vom Unternehmen eine plausible und realistische Ergebnisprognose und machen diese auch zur Grundlage von Investitionsentscheidungen.“

Politische Turbulenzen erschweren belastbare Prognosen

Allerdings stehen die Unternehmen dabei vor erheblichen Herausforderungen, so Förstemann: „Immer häufiger kommt es zu überraschenden politischen Entwicklungen – weltweit, aber auch direkt vor unserer Tür in Europa –, deren konjunkturelle Auswirkungen schwer abzuschätzen sind und auf die die Unternehmen kurzfristig reagieren müssen.“

Beispiel Brexit: Der befürchtete Konjunktureinbruch in Großbritannien sei ausgeblieben, tatsächlich entwickelte sich die britische Wirtschaft im zweiten Halbjahr erstaunlich stark, so Förstemann. „Und auch die Auswirkungen der wirtschaftspolitischen Neuausrichtung der Trump-Regierung sind derzeit alles andere als eindeutig. So könnte es auf dem für deutsche Unternehmen so wichtigen US-Markt dank Steuersenkungen, Deregulierung und Infrastrukturinvestitionen zu einer konjunkturellen Belebung kommen – andererseits könnten etwaige Strafzöllen für Importe zu Einbußen für deutsche Unternehmen führen.“

„Angesichts einer extrem unübersichtlichen politischen Großwetterlage können die Unternehmen nur auf Sicht fahren und mehr denn je auf die Belastbarkeit und Flexibilität der eigenen Organisation und Lieferketten achten“, rät Förstemann daher. „Denn was wir derzeit erleben, könnte durchaus die Ruhe vor dem Sturm sein. Sollten sich nämlich die protektionistischen Tendenzen, die derzeit nur als Drohung im Raum stehen, in konkrete Politik münden und neue Handelshemmnisse aufgebaut werden, werden die stark von internationalen Märkten abhängigen Unternehmen dies schmerzhaft zu spüren bekommen. Dann werden sie gezwungen sein, ihre Geschäftsmodelle und internationale Partnerschaften an diese neue Realität anzupassen – was auch Standortverlagerungen mit einschließen kann.“

Gewinnwarnungen lassen Kurse fallen

Im Durchschnitt sanken die Kurse der betroffenen Unternehmen am Tag der Gewinnwarnung um sechs Prozent und konnten sich auch in der Folgewoche nicht wieder erholen – im Gegenteil: Eine Woche nach Bekanntgabe der Gewinnwarnung lag der Aktienkurs im Durchschnitt um sieben Prozent niedriger als vor der Ad-hoc-Meldung. Wenn hingegen Unternehmen ein Übertreffen ihrer Gewinnprognosen ankündigten, führte das im Schnitt zu einem unmittelbaren Anstieg des Aktienkurses um vier Prozent – der sieben Tage später auf ein Plus von nur fünf Prozent stieg. „Nach wie vor werden Gewinnwarnungen von den Anlegern stärker bestraft, als Anhebungen der Prognosen belohnt werden“, erklärt Steinbach.

(Pressemitteilung EY vom 13.02.2017)


Redaktion

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