Das Börsenjahr 2015 ist für den deutschen Kapitalmarkt mit 15 Neuemissionen, neun technischen Listings und einem Transfer sehr erfreulich verlaufen. Mit einem Gesamtvolumen von fast 7 Mrd. € sammelten die 15 Neuemissionen in 2015 mehr Emissionserlöse ein als in den beiden Jahren davor zusammen.
Mit Covestro (ehemals Bayer Material Science), der Deutschen Pfandbriefbank (ehemals Hypo Real Estate) und Scout24 gelang es gleich drei Unternehmen ein Volumen von über 1 Mrd. € am Markt zu platzieren. Damit konnte der deutsche Emissionsmarkt im Börsenjahr 2015 gleich zwei Rekordergebnisse verzeichnen.
Mit knapp 4 Mrd. € Emissionserlös aus sieben „echten“ IPOs, wurde der Großteil des Gesamtjahresvolumens im vierten Quartal erzielt. Damit übertraf dieses Quartal sogar das ebenfalls sehr starke vierte Quartal 2014 um 1,3 Mrd. €.
„Der IPO Markt Deutschland hat das beste Jahr seit langem gesehen, mit einem stetigen Zuwachs bei den Emissionserlösen seit der Finanzkrise – und das entgegen dem globalen Trend“, so Christoph Gruss, Kapitalmarktexperte bei PwC im Bereich Capital Markets & Accounting Advisory Services.
Kapitalmarkt zeigt sich in 2015 Widerstandsfähig
„Der Kapitalmarkt hat in diesem Jahr eine ungewöhnlich große Widerstandsfähigkeit gegenüber globalen Einflüssen gezeigt“, führt Christoph Gruss aus. „Ob Wahlen in Griechenland, Unruhen in der Ukraine, schlechte Marktdaten aus China, VW-Krise oder FED-Entscheidung, auch bei steigender Volatilität blieben große IPOs wie der von Scout24 möglich und Kurseinbrüche wurden in kürzester Zeit aufgeholt. Wie es nach dem Einbruch des DAX zu Beginn des Jahres weitergeht, wird zeigen, ob der deutsche Markt diese Widerstandsfähigkeit ins neue Jahr herüberretten kann. Wenn dies gelingt, halten wir auch in 2016 12 bis 14 „echte“ IPOs für möglich.“
IPO-Pricing und Aftermarket Performance durchwachsen
Trotz aller Rekorde konnten die meisten Unternehmen ihre Preisvorstellungen beim Emissionspreis ihrer Aktien nicht verwirklichen. Auch die Wertentwicklung der Neuemissionen bis zum Jahresende 2015 war allenfalls durchwachsen. Nur drei von 15 IPOs landeten mit ihrem Emissionspreis im oberen Drittel der Bookbuilding-Spanne, der Preisspanne des öffentlichen Angebots, aus der je nach Nachfrage der Emissionspreis festgelegt wird. Die Mehrzahl der Emittenten musste mit einem Emissionspreis am untersten Ende der Preisspanne vorlieb nehmen.
Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Betrachtung der Aftermarket Performance, der Entwicklung des Aktienkurses nach der Emission. Nur bei sechs der 15 Neuemissionen lag der Kurs sowohl am Ende des ersten Handelstages als auch am Ende des Jahres über dem Emissionspreis. Ebenfalls sechs der 15 Börsenneulinge fanden dagegen ihren Kurs am Ende des Jahres unter dem Emissionspreis wieder.
Kapitalerhöhungen weiterhin rückläufig
Bei den sog. Secondary Offerings, den Kapitalerhöhungen börsennotierter Unternehmen, konnte sich das positive Umfeld nicht so auswirken wie bei den Börsengängen. Trotz gestiegener Anzahl von 19 auf 29 Transaktionen hat sich das Volumen der Kapitalerhöhungen im Q4 2015 im Vergleich zum Vorquartal von 2,8 Mrd. auf 1,2 Mrd. € mehr als halbiert. Auch im Gesamtjahr erscheint der Rückgang von 18 Mrd. € in 2014 auf 7,5 Mrd. € in 2015 noch extremer. Allerdings war hierfür hauptsächlich die Kapitalerhöhung der Deutschen Bank i.H.v. 8,5 Mrd. € in 2014 verantwortlich. Insgesamt ist jedoch vor allem die Anzahl der Kapitalerhöhungen mit 89 seit 2012 (118) kontinuierlich rückläufig. Anscheinend ist Eigenkapital für Deutschlands börsennotierte Unternehmen zurzeit nicht das Mittel der Wahl, um den Finanzbedarf zu decken. Dies könnte eine Folge der Niedrigzinspolitik sein.
Volumen der Fremdkapitalemissionen auf Vorjahresniveau
Der Markt für Anleihen hat sich im Gesamtjahr 2015, bezogen auf das Volumen, auf einem ähnlichen Niveau bewegt wie im Vorjahr. Bemerkenswert ist allerdings Folgendes: Während in den Quartalen zuvor das Volumen der Anleiheemissionen stetig angestiegen war, brach es im Q3 2015 erstmalig um etwa ein Drittel ein und sank in den folgenden drei Monaten nochmals leicht ab. Im dritten Quartal 2015 kündigte die FED erstmalig eine Wende in der Zinspolitik an.
(Pressemitteilung PwC vom 07.01.2016)