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18.05.2022

Sanktionsmanagement stellt Unternehmen vor Herausforderungen: Unternehmen müssen Geschäftsmodelle anpassen

Die Umsetzung und Einhaltung der vielfältigen Sanktionen aus den mittlerweile sechs Sanktionswellen der EU und der mitunter zusätzlich zu beachtenden Sanktionen weiterer Länder stellen für die Unternehmen in Deutschland im aktuellen Geschäftsverkehr mit Russland ein echtes Problem dar. Für zwei von drei Unternehmen (64%) ist das Identifizieren betroffener Geschäftspartner, Warengruppen und Dienstleistungen sowie das Einhalten von Ein- und Ausfuhrkontrollen die größte Herausforderung, die sich für sie aus dem Ukraine-Krieg ergibt. Das zeigt eine aktuelle KPMG-Umfrage unter 280 Unternehmen mit einem wirtschaftlichen Engagement in Russland und/oder der Ukraine.

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Die Hälfte der 280 in März und April 2022 befragten Unternehmen exportiert Waren und Dienstleistungen nach Russland (49%), jedes dritte in die Ukraine (31%). Rund ein Viertel der befragten Unternehmen (24%) verfügt über eigene Produktionsstätten in Russland.

Da die Sanktionen sehr kurzfristig beschlossen und sukzessive verschärft wurden, bestehen Regelungslücken und Interpretationsspielräume, stellen die Studienautoren fest. Viele Unternehmen mussten aufgrund der EU-Sanktionen ihrer Betriebsabläufe und Kontrollsysteme mit teils hohem manuellem Anteil anpassen. Bei Nichtbeachtung der Sanktionsvorschriften drohen teilweise erhebliche strafrechtliche Konsequenzen für die Unternehmen und das Management, so die KPMG-Umfrage. Zudem bestehe große Unsicherheit über die konkreten Folgen des Kriegs für das eigene Unternehmen. Noch massiver als die direkten Folgen des Kriegs für die mit und in Russland und der Ukraine aktiven Unternehmen wirken sich der Studie zufolge die indirekten Folgen auf die gesamte deutsche Wirtschaft aus. Die Lieferengpässe und steigende Einkaufspreise betreffen über die mehrstufigen Lieferketten fast jede Branche und jedes Unternehmen.

Fast jedes zweite Unternehmen erwartet Umsatz- und Ergebnisrückgänge

Fast jedes zweite befragte Unternehmen erwartet als Folge des Ukraine-Kriegs einen Umsatzrückgang (46%), ebenso viele einen Ergebnisrückgang (47%). Zugleich können 40% der befragten Unternehmen gar nicht einschätzen, wie sich der Krieg auf ihre Umsätze und Ihr Ergebnis auswirken wird. Ebenfalls vier von zehn Unternehmen erwarten negative Auswirkungen für ihr Unternehmen zumindest für die kommenden drei Jahre.

Laut der Umfrage dürfte sich das Bild noch einmal deutlich verdüstern, sollten tatsächlich weitgehende Sanktionen für russisches Öl und gegebenenfalls auch Gas oder diesbezügliche Lieferstopps durch Russland erlassen werden. Gänzlich unkalkulierbar wären die Folgen einer Ausweitung der Sanktionen auf China, für den Fall, dass China die westlichen Sanktionen unterlaufen oder sogar Waffen an Russland liefern sollte. Jetzt gilt es sich auf weitere Szenarien vorzubereiten, so der Rat der Studienautoren.

Unternehmen befürchten Preissteigerungen

Der Ukraine-Krieg und die Verwerfungen in den Lieferketten haben zu massiven Preissteigerungen im Einkauf geführt. Die Hälfte der Unternehmen (48%) sieht die deutlichen Preissteigerungen durch den Krieg als große Herausforderung an. Besonders deutlich äußern die Unternehmen aus dem Energie-, Industrie- und dem Chemie- und Pharmasektor sowie Familienunternehmen ihre Sorgen bezüglich steigender Einkaufspreise.

Preis- und Kostensteigerungen bei Vorprodukten, Transportleistungen und für Energie müssen kompensiert werden – teilweise bestehen langfristige Lieferverträge, die keine kurzfristige Weitergabe der Preissteigerungen erlauben, erklären die Autoren der Analyse. Sie beobachten, dass viele Unternehmen deshalb große Anstrengungen unternehmen, ihre Prozesse nach Einsparungspotenzialen zu durchforsten, unter anderem durch eine Priorisierung von Digitalisierungsprojekten.

Ausblick: Viele Unternehmen im „Stand-by“-Modus

Mehr als ein Drittel der Unternehmen (37%) haben ihre Aktivitäten in Russland derzeit gestoppt, verweilen jedoch in einem „Stand-by“-Modus. Diese Option bevorzugen vor allem Unternehmen der Automobilindustrie, aber auch jene des Industrie- und Technologiesektors. Etwa jedes fünfte Unternehmen (22%) möchte sein wirtschaftliches Engagement in Russland auf niedrigerem Niveau fortsetzen; weitere sieben% in unverändertem Maße. Nur jedes zehnte Unternehmen beabsichtigt, den russischen Markt dauerhaft zu verlassen.

Ein Marktausstieg kann immer nur die letzte Option sein, die aber mitunter unvermeidbar ist. Die Erkenntnis reift, dass das Risiko geopolitischer Störfälle gewachsen ist und eine Adjustierung der Geschäftsmodelle der deutschen Wirtschaft erzwingt. Zu den Eckpfeilern des neuen Geschäftsmodells gehören die Lokalisierung der gesamten Wertschöpfungskette in allen Zielmärkten, der Aufbau redundanter Lieferstrukturen und Pufferläger sowie die Diversifikation der globalen Absatz- und Beschaffungsmärkte.“

Die KPMG-Studie zu den Folgen des Russland-Ukraine-Konflikts ist hier abrufbar.

(Pressemitteilung KPMG vom 18.05.2022)


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