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30.09.2022

Start-up-Geschäftsklima kühlt ab: Deutsche Start-ups trotz zunehmender Unsicherheit robust

Autokonzerne auf der Überholspur

©Sunnystudio/fotolia.com

Angesichts der aktuellen wirtschaftlichen und politischen Turbulenzen hat die Unsicherheit unter Start-ups deutlich zugenommen. Das Start-up-Geschäftsklima kühlt spürbar ab, ist aber im Vergleich zum Corona-Jahr 2020 deutlich positiver und auch mit Blick auf die Gesamtwirtschaft noch wesentlich optimistischer. Mit durchschnittlich 18 Beschäftigten zeigt sich das Start-up-Ökosystem insgesamt robust – 9 geplante Neueinstellungen pro Start-up machen zudem deutlich, dass junge Unternehmen auch unter den aktuellen Bedingungen wachsen wollen. In diesem Kontext verschärft sich auch unter Start-ups der Fachkräftemangel das zweite Jahr in Folge enorm und geeignetes Personal zu finden ist für mittlerweile 35% der Start-ups eine zentrale Herausforderung. Als Strategie gegen den Fachkräftemangel fordern 92% der Start-ups mit mehr als 25 Beschäftigten vom Gesetzgeber attraktivere Regelungen für Mitarbeiterbeteiligungen. Zu diesen Ergebnissen kommt der 10. Deutsche Start-up Monitor, den der Startup-Verband und PwC Deutschland in Zusammenarbeit mit der Universität Duisburg-Essen erstellen. Knapp 2.000 deutsche Start-ups haben sich an der Umfrage beteiligt.

Start-ups verbinden Nachhaltigkeit, Innovation und Wachstum

Die jüngst gestiegenen Energie- und Rohstoffkosten führen in der etablierten Wirtschaft zu enormen Herausforderungen – mit der Entwicklung innovativer Technologien sind Start-ups in diesem Feld essenziell: 46% wollen einen gezielten Beitrag zum Umwelt- und Ressourcenschutz leisten und begreifen sich als Teil der Green Economy. Start-ups verbinden dabei ökologische Nachhaltigkeit und Wachstum: 61% verfolgen beide Ziele als wichtigen Teil ihrer Unternehmensstrategie und bringen so die ökologische Transformation in die Breite der Wirtschaft. Auch beim Einsatz digitaler Technologien haben Start-ups eine Vorreiterrolle: Für 45% spielt der Einsatz Künstlicher Intelligenz eine wichtige Rolle – womit diese weiter an Bedeutung gewinnt. Relevant sind zudem die Themen Industrie 4.0 (33%) und Internet of Things (31%). Gründer und ihre Start-ups prägen die Wirtschaft von morgen maßgeblich. Sie zeigen uns, dass wirtschaftliche Verantwortung und technologischer Fortschritt keine Widersprüche sind, sondern Hand in Hand gehen, kommentieren die Studienautoren.

Diversität ist Wachstumsfaktor

Auch in diesem Jahr steigt der Anteil der Gründerinnen weiter und liegt nun bei 20%. Trotz dieser positiven Entwicklung ist der Wert nach wie vor gering. Dabei wird unter anderem das Thema Vereinbarkeit als Herausforderung sichtbar: Während unter Gründern nur 61% angeben, mit der Vereinbarkeit von Gründung und Familie zufrieden zu sein, sind es unter Gründerinnen sogar nur 51%. Auf Ebene der Beschäftigten zeigt sich eine ähnliche Lage: Hier liegt der Frauenanteil mit 37% zwar deutlich höher, aber ebenfalls noch unter dem Wert in der Erwerbsbevölkerung. Mit Blick auf den zunehmenden Fachkräftemangel werden für Start-ups zudem internationale Arbeitsmärkte wichtiger: Aktuell stammen 28% der Beschäftigten in deutschen Start-ups aus dem Ausland. Wenn wir Barrieren abbauen und Diversity fest in Unternehmensstrategien verankern, dann steigern wir nicht nur den Anteil der Gründerinnen, sondern generieren positiven Impact für das gesamte Start-up-Ökosystem, erklären die Studienautoren. Diversität sei ein echter Wachstumsfaktor, dessen Potenzial man nur mit vollem Effekt heben könne, wenn man bestehende Strukturen hinterfrage.

Kapitalbedarf weiter hoch – staatliche Fördermittel in Frühphase wichtig

Gute Finanzierungsbedingungen sind für das Start-up-Wachstum entscheidend: 68% der Befragten haben in den kommenden zwölf Monaten externen Kapitalbedarf – im Schnitt liegt dieser bei 3,1 Mio. €. Nach staatlichen Fördermitteln, die vor allem in der Frühphase relevant sind, bevorzugen die Gründer dabei eine Finanzierung durch Business Angels (46%), Venture Capital (44%) und Strategische Investoren (43%) – noch besteht aber gerade bei Venture Capital eine deutliche Lücke zu den realisierten Investitionen (19%). Investoren liefern auch über das Kapital hinaus Mehrwerte: Ihre Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit Venture Capital-Investoren (77%) und Business Angel (82%) bewertet die große Mehrheit der Gründer positiv. Gerade in Start-up-Hotspots nehmen gründungserfahrene Business Angel eine wichtige Rolle ein: Schon heute sind 14% der befragten Gründer selbst als Business Angel aktiv – Seriengründer sogar noch häufiger. Laut der Studienautoren nimmt die Bedeutung des Start-up-Ökosystems für den deutschen Arbeitsmarkt weiterhin kontinuierlich zu. Entsprechend müssten darauf geachtet werden, dass eine drohende Rezession auf ein möglichst robustes Ökosystem treffe. Ein Erfolgsfaktor von Ökosystemen seien gute Finanzierungsbedingungen in einem eng verbundenen Start-up- und Investmentsektor. Erfolgreiche Exits bieten die Möglichkeit, Erlöse zu reinvestieren – so landen Geld, Erfahrung und Expertise wieder im Ökosystem, betont den die Autoren des Deutschen Start-up Monitors.

Zusammenarbeit mit der etablierten Wirtschaft im Fokus

Seit dem Corona-Jahr 2020 ist der Anteil der Start-ups in Kooperationsprojekten mit der etablierten Wirtschaft um knapp neun Prozentpunkte gesunken. Da diese Zusammenarbeit große Synergien schafft, etwa bei der Digitalisierung der Industrie, sollte der Negativtrend Anstoß für neue Initiativen zur Stärkung von Kooperationen sein. Dass es sich lohnt, verdeutlichen die Studienergebnisse: 75% bewerten die Zusammenarbeit mit etablierten Unternehmen positiv. Auch Investitionen von etablierten Unternehmen in Start-ups spielen eine wichtige Rolle – bisher haben 30% der Venture Capital-finanzierten Start-ups von Corporate Venture Capital profitiert. Knapp die Hälfte der Start-ups mit Venture Capital-Präferenz äußert den Wunsch nach Corporate Venture Capital, was zeigt, dass an der Schnittstelle zwischen Start-ups und etablierter Wirtschaft noch enorme Potenziale zu heben sind. In der Zusammenarbeit können sich Start-ups und Corporates bei essenziellen Punkten gegenseitig ergänzen – finanzielles Backing, gewachsene Netzwerke und Strukturen treffen auf innovative Ideen, Technologien und neue Arbeitsweisen. So machen wir die Wirtschaft in der Breite fit für kommende Generationen, kommentieren die Studienautoren.

Klarer Handlungsbedarf seitens der Politik

Den wichtigsten Hebel zur Stärkung des Gründungsstandortes Deutschland sehen 90% in der Beschleunigung und Vereinfachung von Verwaltungsprozessen – gerade im internationalen Vergleich zeigt sich, dass Deutschland aufholen muss. Potenzial sehen die Start-ups auch beim Thema öffentliche Vergabe: Während erst 15% staatliche Aufträge für sich gewinnen konnten, fordern 76%, die Vergabe für Start-ups zugänglicher zu machen.

Start-ups fordern Neuregelung der Mitarbeiterbeteiligung

Für größere und wachstumsstärkere Start-ups mit mehr als 25 Mitarbeitenden rückt das Thema Mitarbeiterbeteiligung in der Prioritätenliste auf Platz eins: 92% fordern bessere Rahmenbedingungen, um Mitarbeiter am finanziellen Erfolg des Unternehmens teilhaben zu lassen. Mitarbeiterbeteiligungen sind für Start-ups entscheidend, um Top-Talente zu gewinnen. Die deutschen Regelungen sind international nicht konkurrenzfähig und müssen vereinfacht werden. Christian Lindner hat die Chance, das mit dem angekündigten Zukunftsfinanzierungsgesetz umzusetzen”, fordert der Start-up-Verband.

Weitere spannende Fakten aus dem Deutschen Start-up Monitor 2022

  • Gründer arbeiten durchschnittlich 55 Stunden in der Woche, davon 48 Stunden unter der Woche und 7 Stunden am Wochenende.
  • Auch unter Gründern ist das Homeoffice beliebt: 43% ihrer Arbeitszeit verbringen sie zu Hause, das Büro liegt mit 45% nur knapp vorne.
  • In 63% der Gründer-Teams kommen wirtschaftliche und technische Expertise zusammen – so profitieren sie von Beginn an vom breiteren Know-how.
  • Die RWTH Aachen, TU München und die WHU in Vallendar führen das Ranking der Top-Gründungshochschulen im Deutschen Start-up Monitor an.
  • Hochschulen sind zentraler Pfeiler des Start-up-Ökosystems: 74% bewerten die Nähe zu Universitäten an ihrem Standort positiv.
  • 80% ihrer Umsätze machen die Start-ups in Deutschland, Europa ist mit 12% wichtigster Auslandsmarkt, vor Nordamerika mit 5%.

Den Deutschen Start-up Monitor 2022 können Sie hier herunterladen.

(Pressemitteilung Startup-Verband vom 29.09.2022)


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