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04.06.2025

Studie zu Risiko-Sorgen: Unternehmen fürchten Regulatorik, Cyber-Vorfälle, Geopolitik und Finanzen

Fast alle Unternehmen sehen in der Bürokratie und in Cyber-Angriffen Risiken für ihr Geschäft. Danach folgen geopolitische Entwicklungen und Finanzthemen.

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©EtiAmmos/fotolia.com

Börsennotierte Unternehmen in Deutschland meldeten in ihren Geschäftsberichten rund 30 % mehr Risiken als vor zwei Jahren. Dies ergab eine Auswertung des Risikomonitors 2025 der Universität Hohenheim in Stuttgart. Die größten Risiken für ihr Geschäft sehen DAX-, MDAX- und SDAX-Unternehmen demnach in regulatorischen Belastungen (98 %), Cyber-Angriffen (98 %), geopolitischen Entwicklungen und Finanzthemen (je 86 %). Damit identifizieren sie wesentlich häufiger Geschäftsrisiken als in den Vorjahren. Nach wie vor vermieden es deren Vorstandsvorsitzenden jedoch, die Risiken bereits in ihren Vorworten anzusprechen. Wenn sie es täten, ginge es vor allem um Geopolitik (37 %). Die Auswertung erfolgte in Kooperation von Kommunikationswissenschaftler:innen der Universität Hohenheim und der Kommunikationsberatung Crunchtime Communications.

Neue Regierung scheint die Bewertung der Risiken zu teilen

Für ihre aktuelle Studie haben Wissenschaftler:innen alle Geschäftsberichte untersucht, die im Zeitraum 01.02. bis 30.04.2025 veröffentlicht wurden. Dabei wurden speziell die Vorstandsvorworte und die Risikoberichte aus den Geschäftsberichten von 134 der 160 in DAX, MDAX und SDAX gelisteten Unternehmen analysiert.

Prof. Dr. Frank Brettschneider von der Universität Hohenheim interpretiert die Ergebnisse: „Nicht nur Selbstständige, Händler und Handwerksbetriebe beklagen überbordende Dokumentationspflichten. Auch börsennotierte Unternehmen berichten von deutlich spürbaren Lasten. Sie werden inzwischen sogar von nahezu allen Unternehmen als ernsthaftes Geschäftsrisiko gesehen. Insofern überrascht es nicht, dass die Forderung nach einem Abbau der Bürokratie auch von einigen Parteien im Bundestagswahlkampf aufgegriffen wurde. Sie deckt sich mit den Problembeschreibungen in den Geschäftsberichten.“

Die neue Bundesregierung scheine dies ebenfalls als ernstes Problem wahrzunehmen. So seien Maßnahmen zum Bürokratieabbau im Koalitionsvertrag verankert. „Bundeskanzler Merz betonte in seiner ersten Regierungserklärung das Ziel, die Regulatorik zurückzufahren. Um dieser Erklärung Glaubwürdigkeit zu verleihen, müssen den Worten Taten folgen. Zudem fordern Unternehmen eine internationale Angleichung, denn unterschiedliche nationale Regelungen würden den Aufwand für Unternehmen ebenfalls erhöhen“, so Brettschneider weiter.

Cyber-Risiken stehen an erster Stelle – Finanzrisiken als neues Top-Thema

Ebenfalls 98 % der Unternehmen nannten Cyber-Angriffe als Risiko. Aufgrund zunehmender Digitalisierung und professionalisierter Angriffsstrategien würde hier eine immer größer werdende Bedrohungslage gesehen.

An den Positionen drei und vier der Risikoliste stünden geopolitische Entwicklungen und Finanzthemen (je 86 %). Auch diese seien aufgrund von Kriegshandlungen, Handelskonflikten und damit einhergehenden Währungsschwankungen stark politisch geprägt – wobei die jüngsten Zolldiskussionen in den veröffentlichten Geschäftsberichten noch gar nicht berücksichtigt würden.

Geopolitische Entwicklungen, in 2023 mit 83 % noch Risiko Nummer 1, hätten sich auf hohem Niveau eingependelt. Finanzthemen seien in den vergangenen zwei Jahren hingegen vom Randthema zum Top-Risiko geworden – getrieben von Zinswende, Währungsschwankungen und internationalen Unsicherheiten.

Johannes Fischer, geschäftsführender Gesellschafter von Crunchtime und Lehrbeauftragter an der Universität Hohenheim: „Auch wenn in den Risikoberichten teils eine etwas beliebige Anhäufung von Risiken zu beobachten ist: Es lässt sich klar erkennen, dass die deutschen Unternehmen in einer tiefgreifenden Multikrise stecken und sich große Sorgen machen.“

Vorstandsvorsitzende erwähnen Cyber-Angriffe trotz hoher Aktualität kaum

Anders sei dies in den Vorstandsvorworten der CEOs. Mit durchschnittlich 1,2 erwähnten Risiken pro Vorwort seien die CEOs sogar noch zurückhaltender als 2023, als noch 1,4 Risiken genannt wurden. In 40 % der analysierten Vorstandsvorworte werde überhaupt kein Risiko erwähnt.

Am häufigsten genannt seien geopolitische Entwicklungen (37 %), gefolgt von verändertem Kundenverhalten (20 %) und Wettbewerb (14 %). Viele der in den Risikoberichten sehr häufig genannten Risiken kämen in den Vorstandsvorworten allenfalls am Rande vor. So gingen jeweils nur vier Prozent der CEOs auf Cyber-Angriffe und auf den Fachkräftemangel ein.

Zurückhaltung der CEOs sei auch eine vertane Chance

„Dass CEOs in ihren Vorworten kaum auf das allgegenwärtige Cyber-Risiko eingehen, ist nachvollziehbar – niemand möchte sich unnötig exponieren“, ordnet Johannes Fischer ein. Dass aber auch der Fachkräftemangel und andere Personalthemen kaum eine Rolle spielten, sei seiner Meinung nach eine vertane Chance. „In einem Umfeld, das von politischen Verwerfungen, wirtschaftlicher Unsicherheit und technologischen Umbrüchen dominiert wird, bieten gerade menschliche Themen die Möglichkeit, Nähe zu schaffen, Vertrauen aufzubauen und das Unternehmen als verantwortungsvollen und zukunftsorientierten Akteur zu positionieren. CEOs sollten auch im Geschäftsbericht zeigen, dass sie nicht nur Märkte, sondern auch Menschen sehen.“

(Universität Hohenheim vom 04.06.2025 / RES JURA Redaktionsbüro – vcd)


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