In der Bankenbranche gibt es ein klares Bekenntnis für einen grünen Wandel. Rund sechs von zehn Instituten beschäftigen sich bereits intensiv mit der neuen EU-Taxonomie oder berücksichtigen das Thema in ihrer Strategie, so die Studie „EU-Taxonomie: Regeln für die grüne Zukunft“, die von der Unternehmensberatung Cofinpro gemeinsam mit der VÖB-Service GmbH durchgeführt wurde. Laut der Studie sind in jedem dritten Institut die Umwelt-Richtlinien in der Beobachtungs- und Analysephase. Damit haben mehr als 90% das grüne Regelwerk auf ihrer Watchlist. Mit dem neuen Klassifikationssystem verbinden die Banken auch wirtschaftliche Hoffnungen. Allerdings stellt die rechtzeitige Umsetzung die Branche vor Herausforderungen.
Die Taxonomie ist ein Klassifikationssystem, das Anlegern dabei helfen soll, grüne Investments zu erkennen. Sie ist zentraler Bestandteil des „Aktionsplans für ein nachhaltiges Finanzwesen“, den die Europäische Union erstmals im März 2018 vorgestellt hat und der in der jetzigen Form auf alle ab dem 01.01.2022 veröffentlichten Berichte angewendet werden soll. Mit dem Vorhaben will die EU Kapitalströme in ökologisch nachhaltige wirtschaftliche Aktivitäten lenken.
Kapitalströme in umweltfreundliche Bahnen lenken
Die Mehrheit der Banken bekennt sich laut der Studienergebnisse zum grünen Wandel und will die Chancen aus diesem Regulierungsprojekt nutzen. Mit der Taxonomie gebe die Europäische Union einen festen Rahmen vor, um Kapitalströme in umweltfreundliche Bahnen zu lenken und das Wirtschaftsleben nachhaltiger zu gestalten. Der Regulierer setzt dafür auch einen zeitlichen Rahmen: Ende 2021 muss Phase 1 dieses verbindlichen Klassifikationssystems umgesetzt sein, so die Autoren der Studie.
Rechtzeitige Umsetzung in engem Zeitrahmen große Herausforderung für Branche
Der Zeitrahmen zwingt zu schnellem Handeln. Nur jeder zehnte Studienteilnehmer geht davon aus, dass die Taxonomie-Verordnung im ersten Schritt innerhalb eines halben Jahres umgesetzt werden kann, 41% avisieren einen Zeitraum von zwölf Monaten. Rund die Hälfte rechnet also damit, in Terminschwierigkeiten zu geraten.
Institute erwarten positive Effekte aus der Taxonomie-Umsetzung
Die Effekte aus der Taxonomie-Umsetzung bewerten die Studienteilnehmer mehrheitlich optimistisch. Neben dem erwarteten Imagegewinn für die Institute werden in der Studie auch neue Kundengruppen und die Entwicklung innovativer Finanzprodukte genannt, die wiederum zu einer Absatzsteigerung sowohl im Kredit- wie auch im Wertpapierbereich führen sollte. Die EU-Taxonomie steht damit auch im Einklang mit wirtschaftlichen Hoffnungen: Zwei von drei Banken glauben, dass sich die neue Verordnung positiv auf ihr Geschäftsmodell auswirken wird. Ein strategisches Potenzial für ihr Institut erkennen 72% der Befragten.
EU-Taxonomie wird Kapitalströme in nachhaltige Aktivitäten lenken
Die EU strebt mit der Taxonomie unter anderem verbindliche Standards und ein Ende des sog. Greenwashings an. Greenwashing ist der Versuch von Unternehmen, durch Marketing- und PR-Maßnahmen ein „grünes Image“ zu erlangen, ohne allerdings entsprechende Maßnahmen im Rahmen der Wertschöpfung zu implementieren. Bezüglich der Standards sind sich die Studienteilnehmer einig: 85% gehen davon aus, dass für die Finanzierung grüner Projekte bzw. Unternehmen oder die Ausgabe von Green Bonds künftig einheitliche Regeln anwendbar sind. Beim Thema Greenwashing herrscht hingegen Skepsis. Mehr als jeder zweite Experte glaubt, dass auch in Zukunft Unternehmen sich oder ihre Produkte mit einem grünen Image schmücken können, obwohl dies nicht gerechtfertigt ist. Ein positiver Impact wird trotzdem erwartet: Drei von vier gehen davon aus, dass dank der EU-Taxonomie Kapitalströme in nachhaltige Aktivitäten gelenkt werden.
Finanzsektor hat Schlüsselrolle bei Klimaschutz und Nachhaltigkeit
Dem Finanzsektor wird bei den Themen Klimaschutz und Nachhaltigkeit zu Recht eine Schlüsselrolle zugeschrieben. Banken und Investoren haben mit der bewussten und zielgerichteten Steuerung von Geldströmen einen enormen Einfluss auf die nachhaltige Transformation der Gesamtwirtschaft und vieler gesellschaftlicher Rahmenbedingungen. Kernstück des EU-Aktionsplans für Nachhaltigkeit ist die Etablierung eines einheitlichen Klassifikationssystems, um den Grad der ökologischen Nachhaltigkeit einer Investition messen zu können, stellen die Studienautoren fest. Sie raten zu einer zeitnahen Umsetzung der Anforderungen, da die Taxonomie schrittweise in die EU-Rechtsvorschriften integriert wird. Eine intensive Auseinandersetzung mit dieser Regularie sei deshalb unumgänglich.
Die komplette Cofinpro-Studie „EU-Taxonomie: Regeln für die grüne Zukunft“ steht hier zum Download bereit.
(Pressemitteilung Cofinpro vom 13.01.2021)