Nicht so stark, aber dennoch deutlich ist die Zahl der beratenen Alt-Inhaberinnen und Alt-Inhaber auf Nachfolgesuche gesunken (um knapp 1.000 auf nunmehr 6.021 Beratungen, 2019: 7.227). Damit verzeichnen die IHKs in ihren Beratungen mittlerweile fast dreimal so viele Alt-Inhaberinnen und -Inhaber auf Nachfolgesuche wie Personen, die ein solches Unternehmen übernehmen möchten.
Deutsche Wirtschaft steuert auf Unternehmerknappheit zu
Laut des Reports steuert die deutsche steuert die deutsche Wirtschaft neben dem Fachkräftemangel auch auf eine Unternehmerknappheit zu. Vor allem in Handel, Gastronomie und bei den Dienstleistungen – also den von der Pandemie am stärksten betroffenen Branchen – drohe vielen Unternehmen beim Generationswechsel mangels Nachfolger das Aus.
Der Generationswechsel ist in den Krisen der vergangenen Zeit noch schwieriger geworden
Ein Grund für den Rückgang auf beiden Seiten sind für die IHK-Beraterinnen und -Berater vor allem die gestiegenen Unsicherheiten im geschäftlichen Umfeld. Viele Unternehmer hatten angesichts der Herausforderungen während der Pandemie um die Existenz ihres Betriebes gekämpft und ihre Nachfolgesuche auf Eis gelegt.
Schwieriges Umfeld für Unternehmertum
Dem gegenübergestellt erhalten gut qualifizierte Nachfolgewillige angesichts zunehmenden Fachkräftemangels lukrative Angebote für abhängige Beschäftigungsverhältnisse und entscheiden sich daher eher oft gegen den „Beruf Unternehmer/-in“.
Dahinter steht laut des DIHK-Reports zudem mangelndes Interesse gerade bei jungen Menschen, mit einer Unternehmensfortführung stärker selbst ins Risiko zu gehen. Aber auch das wegen zunehmender Bürokratie und stark steigender Gas- und Strompreise für Unternehmen schwierige sonstige Umfeld hemmt die Bereitschaft zum unternehmerischen Engagement.
Unternehmensnachfolge setzt langfristige Planung voraus
Da die Nachfolgesuche langfristige und detailreiche Planung voraussetzt, können gerade die aktuellen Faktoren diesen Prozess maßgeblich negativ beeinflussen. Die Politik muss dringend gegensteuern und darf den Mittelstand jetzt nicht noch mit weiteren Richtlinien, Gesetzen und Vorschriften belasten, warnt die DIHK. Je leichter es Nachfolgerinnen und Nachfolgern gemacht werde, ein Unternehmen zu führen, desto leichter lassen sich geeignete Führungskräfte für die Nachfolge finden.
Doch die Liste anstehender neuer Regulierungen ist lang. Die Autoren des Reports nennen unter anderem das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz, die EU-Taxonomie, OECD-Projekte und EU-Richtlinien zum internationalen Steuersystem, die Novellierung des Verpackungsgesetzes mit einer Ausweitung von Registrierungspflichten oder den Revisionsvorschlag zur EU-Industrieemissions-Richtlinie. Darüber hinaus, so die DIHK, sollten die im Koalitionsvertrag vereinbarten entlastenden Maßnahmen jetzt rasch umgesetzt werden. So sollten Unternehmensgründungen administrativ und rechtlich binnen 24 Stunden über die Bühne gehen können.
Weitere Informationen finden sich hier im „DIHK-Report Unternehmensgründung 2022“.
(Pressemitteilung Deutscher Industrie- und Handelskammertag vom 15.08.2022)