• Home
  • /
  • Meldungen
  • /
  • Umsatz der deutschen Industrieunternehmen schrumpft 2024 um 4%

10.12.2024

Umsatz der deutschen Industrieunternehmen schrumpft 2024 um 4%

Alle wichtigen Industriebranchen verlieren in diesem Jahr Umsätze, alle Branchen bauen Stellen ab. Der Industrieumsatz liegt 4% niedriger als im Vorjahr.

Beitrag mit Bild

©vizafoto/fotolia.com

Der Abwärtstrend hält an: Der Umsatz deutscher Industrieunternehmen sank im bisherigen Jahresverlauf – von Januar bis September – um 4,2 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Besonders schwach entwickelte sich die Elektrotechnikbranche, deren Umsatz um 9 % einbrach. Die Autoindustrie verzeichnete einen Umsatzrückgang um 4,4 %, der Maschinenbau um 4,1 %.

Auch im abgelaufenen dritten Quartal lagen die Umsätze unter dem Vorjahresniveau, allerdings nur noch um 2,8 % – es handelte sich allerdings bereits um das fünfte Quartal in Folge mit einer negativen Umsatzentwicklung. Beschleunigt hat sich zudem der Stellenabbau in der deutschen Industrie: Lag die Zahl der Beschäftigten im zweiten Quartal noch 0,4 % niedriger als im Vorjahr, verstärkte sich das Minus im dritten Quartal auf 0,9 %. Binnen eines Jahres wurden damit in der deutschen Industrie etwa 50.000 Stellen abgebaut, seit dem Vor-Pandemie-Jahr 2019 schrumpfte die Zahl der Beschäftigten unterm Strich um 152.400.

Besonders stark gesunken ist die Zahl der Jobs in der Textil- und Bekleidungsindustrie – um knapp 4 % – , sowie bei Produzenten von Gummi- und Kunststoffwaren (um 2,4 %). Die Autoindustrie verzeichnete einen Beschäftigungsrückgang um 1,5 % – das entspricht in absoluten Zahlen dem Verlust von etwa 12.000 Jobs allein in dieser Branche. Das sind Ergebnisse des aktuellen EY-Industrie-Barometers. Die Studie analysiert die Umsatz- und Beschäftigungsentwicklung in der deutschen Industrie und wichtigen Industriebranchen. Basis der Analyse sind Rohdaten, die vom Statistischen Bundesamt erhoben werden.

Ausland bietet eher Chancen als Deutschland

Jan Brorhilker, Managing Partner des Geschäftsbereichs Assurance von EY in Deutschland, sieht die deutsche Industrie in einer tiefen Krise: „Alle wichtigen Industriebranchen verlieren in diesem Jahr Umsätze, alle Branchen bauen Stellen ab. Aufgrund der Inflation müsste der Industrieumsatz in diesem Jahr um 2 % steigen, um real wenigstens auf Vorjahresniveau zu liegen. Tatsächlich aber liegt er 4 % niedriger als im Vorjahr. Dass die Unternehmen einer solchen Entwicklung nicht tatenlos zuschauen können, liegt auf der Hand. Die aktuellen Meldungen über Stellenstreichungen und Kostensenkungsprogramme sind die Reaktion der Unternehmen auf die sehr problematische Umsatzentwicklung. Denn was völlig fehlt, ist die Aussicht auf einen Aufschwung.“ Im Gegenteil, so Brorhilker: „Die konjunkturellen Risiken, die sich aus dem Regierungswechsel in den USA für deutsche Exporteure ergeben, dürfen wir nicht unterschätzen. Und die Unsicherheit ist durch das Scheitern der Ampel-Koalition nochmals gestiegen. In diesen Zeiten werden die Unternehmen nicht in Deutschland investieren. Stattdessen wird es sie weiter ins Ausland ziehen.“

Zwar entwickelten sich auch wichtige Auslandsmärkte relativ schwach, so Brorhilker. Besonders dramatisch sei allerdings der Einbruch der Inlandsnachfrage: Im Vergleich zum ebenfalls schon schwachen Vorjahresquartal gingen die Umsätze deutscher Industrieunternehmen mit inländischen Kunden im dritten Quartal um 4,1 % zurück – die Exporte schrumpften hingegen nur um 1,6 %. „Das Ausland bietet aktuell einfach deutlich bessere Entwicklungschancen, nicht nur als Absatzmärkte, sondern auch als Produktionsstandorte“, konstatiert Brorhilker. „In vielen Ländern sind die Rahmenbedingungen deutlich besser und unternehmerfreundlicher als in Deutschland. Das reicht von der Steuerbelastung über Energie- und Arbeitskosten bis hin zur Bürokratie. Trotz aller Beteuerungen der Politik sind wir gerade beim Thema Bürokratieabbau in den vergangenen Jahren nicht weitergekommen.“

Ausblick: Stagnation statt Wachstum

Brorhilker rechnet damit, dass sich die Industrieumsätze im kommenden Jahr auf dem niedrigen Niveau des laufenden Jahres einpendeln werden – ein weiterer Rückgang sei eher unwahrscheinlich, ein Wachstum allerdings auch: „Es bräuchte einen kräftigen Wachstumsimpuls, um aus dem Konjunkturtal herauszukommen. In den kommenden Monaten wird es einen solchen Impuls nicht geben, daher werden die Unternehmen weiter auf Kostensenkungen setzen und versuchen, das Beste aus den widrigen Gegebenheiten zu machen. Das heißt auch: Der Stellenabbau in der deutschen Industrie wird weiter gehen.“

Eine besondere Rolle dürfte die Automobilindustrie mit ihren 770.000 Beschäftigten spielen, die stark mit anderen Industriebranchen verflochten ist und deren Umsatz im laufenden Jahr voraussichtlich um 25 Milliarden Euro bzw. etwa 4 % unter dem Vorjahr liegen wird: „Für den Industriestandort Deutschland ist es enorm wichtig, dass die Transformation der deutschen Autoindustrie gelingt und sie ihre aktuelle Schwächephase möglichst rasch überwindet. Die Bedeutung dieser Leitbranche für andere Industriezweige darf man nicht unterschätzen. Umso wichtiger wäre es, dass auch die Rahmenbedingungen für die Autobauer und -zulieferer in Deutschland deutlich verbessert werden.“

(EY vom 08.12.2024 / RES JURA Redaktionsbüro – vcd)


Weitere Meldungen


Meldung

©number1411/fotolia.com

14.07.2025

Studie zur Gewinnverwendung in Familienunternehmen

Sie ist Bindungsfaktor zwischen Gesellschafter und Unternehmen, aber ebenso Auslöser von Konflikten – die Ausschüttung. Über Geld spricht man nicht? In diesem Fall doch: Mehr als 180 deutsche Familienunternehmen geben in einer aktuellen PwC-Studie Einblick in ihre Ausschüttungspolitik und die Verwendung ihrer Gewinne. Die sieben wichtigsten Ergebnisse im Überblick: Firma vor Familie: Familienunternehmen gehen verantwortungsvoll

Studie zur Gewinnverwendung in Familienunternehmen
Meldung

©fotomek/fotolia.com

11.07.2025

Regionalbanken: „Mut zur Investition zahlt sich aus“

Deutschlands Regionalbanken stehen an einem Wendepunkt: Sinkende Zinserträge, wachsender Wettbewerb und steigende Kosten zwingen sie zum strategischen Umdenken, zeigt eine neue Studie. Prof. Dr. Oliver Roll und Dr. Johann Thieme erklären im Interview, welche Institute jetzt durch klare Fokussierung, Digitalisierung und gezielte Investitionen in Vertrieb und Pricing punkten und welche Gefahr laufen, den Anschluss zu

Regionalbanken: „Mut zur Investition zahlt sich aus“
Meldung

© ulchik74/fotolia.com

09.07.2025

Unternehmen sehen Zukunft für Kryptowährungen

Die neue Werkzeugmaschine mit Bitcoin bezahlen, die Software-Lizenz in Ether abrechnen oder Kryptowährungen im eigenen Online-Shop akzeptieren – für viele Unternehmen ist das derzeit noch Zukunftsmusik. Zwar ist fast die Hälfte (48 %) der deutschen Unternehmen überzeugt, dass Kryptowährungen in zehn Jahren ein selbstverständlicher Bestandteil des Zahlungsverkehrs sein werden, aber lediglich 2 % aller Unternehmen setzen sie

Unternehmen sehen Zukunft für Kryptowährungen

Haben wir Ihr Interesse für CORPORATE FINANCE geweckt?

Sichern Sie sich das CORPORATE FINANCE Gratis Paket: 1 Heft + Datenbank